Werk.statt.Küche
Wintersemester 2021 - 2022
Erstes Semester aller Fachgebiete
Gestalterische und Künstlerische Grundlagen
4D Prozess . Strategie . Interaktion
Dauer: 4 Tage
Gastprof. Johanna Richter und KM Tony Beyer
Jedes pflanzliche Lebensmittel ist extrem vielschichtig und weist unterschiedliche Merkmale wie Form, Farbe, Struktur, Oberflächenbeschaffenheit, Textur und Konsistenz auf. In den 4 Tage gingen die Studierenden auf eine Entdeckungstour durch die Welt der pflanzlichen Lebensmittel. Dieses „Material“ bot die Inspirationsquelle für einen dreidimensionalen Entwurf, eines Konzeptes, einer Idee oder eines Experimentes.
Im ersten Schritt erforschten und experimentierten die Studierenden mit einer Vielzahl an Lebensmitteln und untersuchten diese aus vielfältige Weise. Auf Basis dieser Erfahrungen und Sichtweisen tasteten Sie sich Schritt für Schritt an eine Idee für einen dreidimensionalen Entwurf aus einem Lebensmittel heran. Die finale Idee sollte einen Aspekt des Lebensmittel in den Mittelpunkt rücken und mit Hilfe aus und/oder des Lebensmittels entstehen. Das umgesetzte Konzept wurde in Fotos oder einem Video überführt. Zu sehen sind Abbildungen aus dem Prozess und beispielhafte Arbeiten.
Friederike Brings
In dieser Arbeit wird die Rote Beete auf einige ihrer essentiellen Eigenschaften reduziert – die rote Farbe, die runde Form und der nachgeahmte Prozess des „Ausbluten“ machen aus einem rotgefärbten, kugelförmigen Eiswürfel die Rekonstruktion einer Roten Beete. Die Rote Beete wird aus einem anderen Material neu zusammengesetzt. Das Material Eis ist ein Zufallsprodukt aus dem vorangegangenem Experimentierprozess. Die Struktur der Eiskristalle ähneln Pflanzenfasern. Das Schmelzen der Eiskugel schafft eine Assoziation mit dem Saft der Rote Beete. Die Eigenschaften des Eises unterstützen damit diese Nachbildung der Roten Beete.
Bruno Bleschke
Schichten - Jede einzelne hat ihre eigene Qualität.
Spannung - Nur durch ihre Verbindung gleichen
sich alle Kräfte aus und es entsteht die Form.
Funktion - Durch Form und individuelle Qualitäten
aller Schichten definiert sich die Pflanze.
Mona Ortner
Weißer Stoff, vier Herdplatten, Töpfe, Schüsseln, Geduld und Rote Beete, Granatapfel, Rotkohl, Zwiebelschale, Kaffee, Kurkuma und eine Portion
Neugier an einem Dienstagnachmittag - Beim köcheln und streuen, träufeln und trocknen ergibt jeder Versuch eine neue Nuance, einen anderen Schimmer, einen unerwarteten Unterschied. Jedes Experiment findet seinen eigenen Platz, in dem gerade erschaffenen Spektrum und ich freue mich auf mehr.
Verena Siebeck
Leinsamenmaske
In der Form der Gesichtsmaske werden verschiedene Eigenschaften von Leinsamen gezeigt. Zum einen die Möglichkeit eine zusammenhängende und strapazierfähige Fläche zu schaffen, die nur aus Leinsamen besteht. Zum anderen die pflegende Wirkung, die Leinsamen für die Haut hat.
Daniel Sauter
Gemüsewelten
Die organische Struktur des Wirsingkohls hat mich von Beginn an fasziniert und durch die aderhafte Oberfläche zur menschlichen Lunge gebracht. Die Inszenierung als schwebendes Objekt soll einen Bezug zur Ausstellung „Körperwelten“ in Berlin darstellen.
Hannah Lea Krüger
Ziel meines Projektes ist die Visualisierung und Inszenierung des Farbspektrums, das sich in der violetten Tönung des naturbelassenen Rotkohlsaftes verbirgt.
Im ersten Schritt erfolgte das Färben der Stoffe ausschließlich anhand von Rotkohlsaft. Der Pflanzenfarbstoff Cyanidin ist für die tiefviolette Farbigkeit des Blaukrauts verantwortlich, nimmt jedoch augrund seiner molekularen Struktur je nach pH-Wert der Umgebung einen anderen Farbton an, weshalb er sich in der Chemie als Säure-Base-Indikator eignet. Im zweiten Schritt kamen die gefärbten Papiere und Stofftücher mit der Säure von Zitrusfrüchten und der Base Natriumcarbonat in Kontakt. An den Kontaktstellen zeigte sich ein Farbumschlag von Fliederblau zu grellem Fluropink, beziehungsweise zu einem leuchtenden Grünton.
Tom Bauer
Eigene Stärke. Wahrnehmung. Fremde Schwäche.
Stoffe, auf die wir allergisch reagieren, sind häufig nicht mit bloßem Auge zu sehen. Ihre
Auswirkung auf den menschlichen Körper allerdings schon. Sie können zu einem negativem Körpergefühl führen, auch wenn zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung oft Welten liegen. Die porige, glänzende und rissige Struktur der Stärke stellt dieses Selbstempfinden in den Vordergrund und lässt nur ein Profil erahnen. Dahinter versteckt ein objektiv gesehen gesunder Körper.
Janina Gastauer
QR-Code Früchtchen
In einer stetig wachsenden Digitalitalisierung ist es zunehmend schwierig den Überblick zu behalten. Mein Ziel war es, den Verbrauchenden so schnell und einfach Zugang zu den die nützlichen Informationen der Lebensmittel zu bieten, wie nur möglich. Es wäre so möglich auf Etiketten oder Beschriftungen im Supermarkt, sowie auf Verpackungsmaterial zu verzichten.
Maite Schönherr
Wirsing ist eigentlich immer da
Der Wirsing ist permanenter Bestandteil im Supermarkt - egal zu welcher Jahreszeit, er verschwindet nie aus dem Sortiment. Der Wirsing ist robust und wenig anspruchsvoll. Seine grünen Blätter legen sich schützend um den Kern, falten sich dicht an dicht zu einer kugelförmigen Konstruktion. Die dadurch geschaffene Konstruktion scheint unverwüstbar zu sein. Unverwüstbar sind auch die Plastiktüten, die in dieser Arbeit die Blätter und die Konstruktionsweise des Wirsings nachahmen. Die „Blätter“ aus Kunststoff sind
ebenso stabil und schützend. Mit Hitze bearbeitet, verformen und kräuseln sich die
Plastiktüten und werden den echten Wirsingblättern immer ähnlicher.
Der essentielle Unterschied liegt jedoch im Verwesungsprozess: Konsumieren wir Wirsing, essen wir ein nachwachsendes und vor allem biologisch abbaubares Lebensmittel. Die Plastiktüten werden jedoch die nächsten 100 Jahre in unserer Umwelt bleiben. Diese Arbeit ist damit eine Kritik an unserem Plastiktütenkonsum und den daraus entstehenden Folgen für Mensch und Umwelt.
Nathalie Hebbering
In der vorliegenden Arbeit nimmt Frau die ihr im Privaten zur Verfügung stehenden (Lebens)Mittel aus der Küche und zensiert ihre Brustwarze. Doch in diesem Akt reproduziert sie die Brustwarze erneut in Form einer abgeschnittenen Zitrone und fragt auf humoristische Art und Weise, muss auch die Zitrone zensiert werden? Durch den Versatz der Zeichen Organ und Frucht dekonstruiert sie die den Machtverhältnissen anhaftende Sexualisierung und Tabuisierung der weiblichen Brustwarze und fordert die kulturelle und gesellschaftliche Debatte als persönliche Entscheidung der Frau zurück. Nicht zuletzt wählt sie die Zitrone bewusst, mit deren Saft sie die bittere Wahrheit ausspricht.
#reclaimyournipple
Lydia Fuchs
Möhrenspaziergang
Für die Aufgabe habe ich die Möhre als Gemüse gewählt und mich hauptsächlich mit dem Sound beim Abbeißen und Kauen beschäftigt. Das außergewöhnliche Knacken, welches beim Verzehr der Möhre entsteht, ist für jede Person individuell, aber dennoch rhythmisch und klangtechnisch eindeutig identifizierbar als Kaugeräusch. Beim Laufen ergibt sich ein ähnliches Bild. Läuft eine Person schlurfend, schnell, langsam, gehetzt? Isst eine Person energisch, entspannt, rhythmisch? Auf Grundlage dieser Erkenntnisse habe ich im Stadtraum von Halle unterschiedliche Gangarten gefilmt und diese dann neu vertont, indem ich von Möhren abgebissen und diese gekaut habe. Zusätzlich ist in jedem Clip mindestens eine Möhre zu sehen, damit der Sound nochmal anders visuell aufgefasst und verstanden werden kann.
Nina Schmid
Eine zweite Haut
Perfekt kreisrunde, orangefarbene Poren bilden mit der weichen, hellen Innenhaut ein gleichmäßiges Muster auf der innerlich gewachsenen Seite der Orangenschale. Wie
viel vom Muster unter der weißen Haut zum Vorschein kommt, lässt auf die reale Porigkeit der darunterliegenden, menschlichen Haut deuten. Durch die aufgeplatzte Erscheinung entsteht eine Illusion von Häutung bis Schweben der Schalen. Dadurch erlaubt es den
menschlichen Zügen hindurch zu schimmern. Ein Moment des Häutens zu einer weichen und gleichmäßigeren Haut wird festgehalten.
Riko Kister
Banane Ba·na·ne [baˈnaːne]
Was befindet sich jenseits des Essbaren?
Eine Feldstudie an einer Banane. Schonungslos auf ihre Einzelteile zerlegt, gewalttätig verhackstückt, unkenntlich gemacht, umfunktioniert und wiedergeboren. Ein Hinweis auf die Bananenkomponenten, die für gewöhnlich unter den Radar fallen.