Foto: Kai-Chiang Lin
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Louise - Warum ist Textil so weiblich?
Die Künstlerin Louise Bourgeois wuchs in Paris in einer Textilrestaurierungswerkstatt auf.
Textile Materialien als Sprache ihrer Kunst zu verwenden, hat sie ihr ganzes Leben begleitet.
Textil ist aktuell ein wichtiges Ausdrucksmittel in der bildenden Kunst.
Louise B. ist nur ein Beispiel. Aber warum sind es immer noch hauptsächlich Frauen, die es in Kunst und Design nutzen? Beiläufig begründet man es aus den Urzeiten der Jäger und Sammler – die Frau bleibt zuhause.
Heutzutage hat man ganz andere Erkenntnisse – man stellt fest, dass sogar die Urgeschichtsschreiber von Rollenklischees geleitet waren – denn wenn man danach sucht, findet man auch viele Darstellungen von mit
Textilien arbeitenden Männern.
Warum ist das Bild so verzerrt?
Oder ist es das doch nicht?
LB arbeitet mit Textil als Medium und ein wichtiges Thema ist die Weiblichkeit
Warum ist Textil so weiblich?
Diese Frage soll uns leiten.
Foto: Kai-Chiang Lin
"VOKABULAR DER FRAGILITÄT"
Geborenes Geschlecht beeinflusst unsere Erfahrung und sogar das Schicksal. Allerdings ist was männlich oder weiblich ist, von der Kultur oder der Gesellschaft sehr unterschiedlich definiert.
Während des Projekts habe ich eine sehr intuitive Arbeitsweise entwickelt. Die Funktionalität steht nicht im Vordergrund. Hauptsächlich soll der Kontrast, den ich von Louises Arbeit beeindruckend erfahre, in Ausdruck gebracht werden. Zart und hart, fröhlich und gruselig, fest und elastisch, stark und fragil...
Jedes Stück meiner Arbeit beinhaltet den Kontrast, der uns ebenfalls erzählt, dass wir alle gleichzeitig weiblich und männlich sind. Wir alle sind stark aber auch fragil.
Diese Fragilität wahrzunehmen, ist die beste Angelegenheit, mich gegenüber andere Menschen zu sensibilisieren.
Haupttechnik waren 1. Stricken, mit Einbett Empisal Maschine 325, und 2. Doppelbett Webstuhl.
Ansonsten ist noch ein großes Stück mit dem Handjacquard entstanden.
Foto: Myriam Kind
Foto: Myriam Kind
Foto: Myriam Kind
"THE SOFTEST HARD"
Die Beschäftigung mit der Frage nach der Verbindung von Textil und Weiblichkeit ließ mich auf meine persönlichen Vorstellungen von weiblichen und männlichen Materialien treffen.
Das Klischee, das den Ausgangspunkt für die Gestaltung der Serie The Softest Hard bildet, lautet: Der Stein ist ein männliches Material, Leinen ist ein weibliches Material.
Ich legte fest in diesem Projekt ausschließlich die beiden Materialien zu verwenden. Den Stein in Form von Basaltfaser, Leinen als ungebleichtes Garn.
Inspiration für die Mustergestaltung erhielt ich durch die Beschäftigung mit den Arbeiten von Louise Bourgeois und im Besonderen durch die Zeichnungen Are you in Orbit und Are you in Orbit #2. Auch in ihnen scheint es zwei unterschiedliche Materialien zu geben, eine dunklere Materie im Hintergrund und die hellen organischen Formen die sich darauf winden. Sie erinnern an Haare, einen Brustkorb, einen Körper, ohne Geschlecht. Die Zeichnungen treten in den Stoffen als abstrahierte Muster, in Ableitungen der Köperbindung auf.
Die entstandenen Stoffe sind schwere, teilweise formbare Gewebe mit einem zarten Glanz. Verwendung können sie Aufgrund ihrer guten raumklimatischen und schallisolierenden Eigenschaften vor allem als Wandbehänge.
Foto: Rachel Schramm
Foto: Rachel Schramm
Foto: Rachel Schramm
"ICH BIN, WAS ICH TUE"
Dieses Semester haben wir uns viel mit dem Thema Weiblichkeit beschäftigt im
Zusammenhang mit der Arbeit von Louise Bourgeois .
Ich habe mir ein paar Fragen gestellt: Was bedeutet es für mich eine Frau zu sein? Wo liegt der Unterschied zwischen männlich und weiblich?
Ich habe erst viel über Louise gelesen, und mich hat nicht nur ihre Arbeit fasziniert,
sondern auch ihre Leben und ihre Konflikte. Ihre Frühreife beispielsweise. Mein Prozess war sehr persönlich, weil einige meiner Erfahrungen mich inspiriert haben. Ich
komme aus einem Land wo alle zwei Minuten eine Frau Opfer häuslicher Gewalt wird.
Deswegen hat Weiblichkeit für mich immer Irre, Kampf, Wut, Blut und Stachel
bedeutet.
Mein Ziel war es Textile mit Kontrasten durch verschiedene Materialien und Farben zu
erschaffen. Deswegen habe ich mich entschieden mit Klischees und Kontrasten zwischen (Männlichkeit und Weiblichkeit) zu arbeiten. Viele Elemente der künstlerischen
Ausdruckweise von Louise habe ich in meinem Projekt hinzugefügt.
Die verwendeten Materialien waren, Wolle, Draht, Econyl und Leinen.
Die Farben wurden von Louises Arbeit ausgesucht. Ich habe viel mit Streifen
gearbeitet, weil der Kontrast sehr klar ist. Am Anfang habe ich bewusst die Linien
gemacht und auch mit welchem Material, aber am Ende sehe ich, dass alles sehr
ähnlich ist, und man kann die Grenze nicht mehr erkennen.
Die geometrischen Formen sind ebenfalls sehr präsent. Die Technik waren weben und stricken.