Das Lehrgebiet der Professur Designtheorie ist eines von drei Lehrgebieten innerhalb der Designwissenschaften der BURG Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Die Designtheorie behandelt die Gesamtheit der Fragen und Probleme, wie sie die Praxis des Designs aufwirft, und vermittelt zugleich ideengeschichtliches, kulturwissenschaftliches, alltagsästhetisches sowie medientheoretisches und -praktisches Wissen. Sie befasst sich sowohl mit Entwurfsprozessen als auch mit der Analyse gestalteter Objekte und deren gesellschaftlicher Wirkung.
Theorie an einer Kunsthochschule kann keine von der Praxis entkoppelte Sphäre sein. Die Designtheorie ist daher eine lebendige, sich stets im Wandel befindliche Disziplin, die auf veränderte gesellschaftliche, technologische und kulturelle Gegebenheiten mit einer anwendungsorientierten Theoriebildung reagieren muss. Dabei geht es um weit mehr als um die bloße Reflexion der Gestaltungspraxis: Die Designtheorie betrachtet Design als kulturschaffende Handlung und erforscht die Wechselwirkungen zwischen gestalteten Artefakten, ihren Nutzer_innen und den gesellschaftlichen Strukturen, in denen sie eingebettet sind. Sie wirft Fragen nach der sozialen Verantwortung von Designer_innen auf, untersucht historische und aktuelle Design-Diskurse und setzt sich mit den politischen, ökologischen und ethischen Dimensionen des Designs auseinander.
Eine interdisziplinäre Ausrichtung ist dabei essenziell, um neue Antworten auf komplexe Fragestellungen zu finden. So spielen beispielsweise nachhaltiges und sozial verantwortliches Design, postkoloniale Perspektiven oder die Auswirkungen der Digitalisierung auf Gestaltung und Gesellschaft eine zentrale Rolle. Theorie und Praxis sind dabei eng miteinander verknüpft: Durch die besondere Nähe zur gestalterischen Praxis ergeben sich immer wieder Möglichkeiten zur praxisnahen Theoriebildung sowie für ein theoriegenerierendes Vorgehen, das nicht nur bestehende Konzepte hinterfragt, sondern auch neue Denkweisen eröffnet.
Die Lehrangebote der Designtheorie umfassen Grundlagen-, Aufbau- und Vertiefungsmodule in den gestalterischen Bachelor- und Masterstudiengängen und im Masterstudiengang _Design Studies_ , sodass Studierende aller Fächer an der BURG von einer fundierten wissenschaftlichen Reflexion profitieren können.
Mit ihrer kulturwissenschaftlichen Perspektive, ihrer kritischen Analyse und ihrem interdisziplinären Ansatz trägt die Designtheorie dazu bei, Design nicht nur als gestalterische Praxis, sondern auch als gesellschaftlich wirksame Disziplin zu verstehen. In Zeiten ökologischer, sozialer und technologischer Transformationen gewinnt ein solche multiperspektivischer Ansatz zunehmend an Bedeutung – denn Design ist nie nur Selbstzweck, sondern immer auch ein Mittel zur Gestaltung von Zukünften.