Der unerledigte Gobelin
Werkschau der Klasse Malerei/Textile Künste der
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Inka Schottdorf
Vom Werden und Vergehen, 2015
Acryl auf Karton (Tapisseriekarton), 150 x 350 cm
© Inka Schottdorf
Foto: Joachim Blobel
Die Ausstellung Der unerledigte Gobelin präsentiert vom 13. Oktober bis 20. November 2016 in der Burg Galerie im Volkspark zeitgenössische Tapisserien, Jacquardgewebe, Stickereien, Wandmalereien, aber auch textile Plastiken, Videoarbeiten in Auseinandersetzung mit dem Textilen sowie Malerei und Zeichnungen der Klasse Malerei/Textile Künste von Prof. Ulrich Reimkasten. Es werden Arbeiten von Studierenden, Absolventen und Lehrenden aus den letzten zehn Jahren gezeigt und drei Schwerpunkte der Lehre thematisiert – der Architekturbezug von Kunst, textile und ornamentale Prinzipien und die räumlich-malerische Qualität von Farbe. „Der Gobelin ist historisch eng verbunden mit der Entwicklung der Gattungen Architektur und Malerei. Diese heute fast vergessene Schnittstelle, die europäische Bildteppiche ausfüllen sowie das Fortwirken dieser Beziehung in der zeitgenössischen Kunst wollen wir mit der Ausstellung nachdrücklich zum Thema machen“, erklärt Prof. Reimkasten, der seit 1995 in der Studienrichtung Malerei/Textile Künste an der Kunsthochschule lehrt. Darauf nimmt auch der Titel der Ausstellung Bezug.
Zugleich stellt sich die Ausstellung in den Kontext des Textilen Herbstes 2016 in Halle (Saale), der sich mit dem Werk des französischen Künstlers Jean Lurçat (Kunstverein Talstraße e.V.) und seiner Wirkung auf die mitteldeutsche Gobelinproduktion beschäftigt (Kunstmuseum Moritzburg).
Die umfangreiche Präsentation in der Hochschulgalerie, die rund 60 Arbeiten ausstellt, untersucht das heutige Verhältnis vom gewebten und vom gemalten Bild zur Architektur und verdeutlicht den Zusammenhang zwischen zeichnerischen Strukturen und textilen Ordnungen. Sie zeigt am Beispiel innovativer Materialien die Fortführung der alten Kulturtechnik des Bildteppichs und dessen künstlerische Entwicklung in der Gegenwart. Die verschiedenen Arbeiten spiegeln dabei ein breites künstlerisches Spektrum wider und verweisen auf die lange Tradition der Textilkunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Heute stellt die BURG den einzigen Studienstandort für textile Künste bundesweit dar und führt künstlerische Traditionen der Moderne – beginnend in den Wiener Werkstätten – weiter fort. „Die Ausstellung zeigt nicht nur den aufwändigen Schaffensprozess und den immensen zeitlichen wie materiellen Aufwand von künstlerischen Textilwerken auf, sie verdeutlicht mit ihrer Vielfalt auch die an der BURG überaus lebendige Tradition dieser bildmächtigen Ausdrucksform“, sagt Burg-Rektor Prof. Dieter Hofmann.
Ausgehend von dem 1982 an der Staatlichen Textil- und Gobelinmanufaktur Halle realisierten Gobelin Fest der Lebensfreude von Ulrich Reimkasten wird anhand von verschiedenen Bildteppichkartons, Zeichnungen und Malerei seiner Studierenden der umfangreiche Prozess vom Entwurf zur Umsetzung heutiger Gobelins vorgestellt. Ein anderer Schwerpunkt der Werkschau ist es, die technische und damit künstlerische Weiterentwicklung am Beispiel von Arbeiten zu zeigen, die am Jacquardwebstuhl entstanden sind. So wird ein 8,50 Meter langes Teilstück der monumentalen Tapisserie Luthers letzte Reise zu sehen sein, die 2014 von Ulrich Reimkasten, Katharina Stark, Andreas Köppe und Soo Youn Kim als Auftragsarbeit für die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt geschaffen wurde. In Kombination mit der Patrone, der technischen Zeichnung, wird das binäre Verfahren des Jacquardwebens deutlich gemacht.
Freie Experimente mit dem Textilen werden genauso gezeigt wie angewandte Arbeiten, beispielsweise die Totentücher für das Krankenhaus St. Elisabeth & St. Barbara in Halle (Saale). Ein Animationsfilm wird die Arbeitsweise der Klasse, die in Drittmittelprojekten mit Architekturbezug viele Erfahrungen sammelt, überraschend in Szene setzen.
Die Ausstellung wird gefördert durch SEPIA – Institut für Textile Künste e.V., ein An-Institut der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Symposium Perspektiven der textilen Künste
Im Rahmen der Ausstellung findet am Freitag, 18. November 2016, das international besetzte Symposium Perspektiven der textilen Künste in der Burg Galerie im Volkspark und im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) statt.
Darin geht es zum einen um eine Positionsbestimmung dessen, was heute unter Textilkunst, dem textilen Bild oder der Arbeit mit Textil in der zeitgenössischen Kunst verstanden wird. Zum anderen werden neue kulturelle Forschungsfragen, kunsthistorische Beispiele und traditionelle Betätigungsfelder einer alten Kulturtechnik vorgestellt. Es sprechen Prof. Anna Goebel, Poznan; Prof. Felix Haspel, Wien; Via Lewandowsky, Berlin; Dr. Friedrich Meschede, Bielefeld; Dr. Birgit Schneider, Potsdam; Dr. Beat Stutzer, Chur.
Den Festvortrag hält der Berliner Kunsthistoriker und Kurator Dr. Eckhart Gillen am Freitag, 18. November 2016 um 19 Uhr in der Moritzburg. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Das Symposium wird am Samstag, 19. November 2016, für Fachgäste und Experten, unter anderem mit gemeinsamen Ausstellungsbesichtigungen und Diskussionen, fortgesetzt.
Eine Anmeldung unter reimka(at) burg-halle. de ist hierfür nötig.
Weitere Informationen zum Symposium
Studienrichtung Malerei/Textile Künste
Derzeit sind 35 Studierende in der international besetzten Studienrichtung Malerei/Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle eingeschrieben. Sie kommen für das spezifische Lehrangebot von Prof. Ulrich Reimkasten unter anderem aus Italien, Frankreich, Russland oder Südkorea.
Die BURG blickt in den textilen Künsten auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1916 wurde eine Fachklasse für kunstgewerbliche Frauenarbeiten eingerichtet, die unter anderem Entwürfe für Teppiche und Tapeten umfasste und von der ehemals an den Wiener Werkstätten tätigen Maria Likarz geleitet wurde. 1919 übernahm Johanna Schütz-Wolff die Leitung der neu eingerichteten Textilwerkstatt und Handweberei, mit denen der Vorläufer der heutigen Fachklasse an der Kunsthochschule gegründet wurde. Auch mit der im Jahr 2014 erfolgten Integration der Staatlichen Textil- und Gobelinmanufaktur Halle verdeutlichte die Kunsthochschule bis heute einmal mehr ihre starke textile Tradition.
Textiler Herbst
Von August bis November 2016 finden während des Textilen Herbsts in Halle (Saale) und Halberstadt zahlreiche parallel ausgerichtete Ausstellungen statt, die sich der aktuellen sowie modernen Textilkunst und ihrer Tradition in Sachsen-Anhalt widmen.
Der Kunstverein Talstrasse e. V. zeigt vom 11. August bis 20. November 2016 Malerei, Zeichnungen und Tapisserien des bedeutenden französischen Tapisseriekünstlers Jean Lurçat (1892–1966). Gemeinsam mit dem Kunstverein Talstrasse e. V. organisiert, werden vom 1. Oktober 2016 bis 29. Januar 2017 auch im Domschatz zu Halberstadt Arbeiten Lurçats zu sehen sein. Die Ausstellung Interventionen – Bildteppiche von Jean Lurçat und Arbeiten aus Mitteldeutschland zeigt seine Werke gemeinsam im Dialog mit romanischen Bildteppichen sowie Arbeiten von mitteldeutschen Textilkünstlern. Im Kunstverein Talstrasse e. V. wird zudem vom 11. August bis 20. November 2016 die Kabinettausstellung Textilkunst an der Burg Giebichenstein in den 1920er Jahren stattfinden. In der Präsentation sind Werke aus den 1920er Jahren unter anderem von Johanna Schütz-Wolff, Johannes Niemeyer und Benita Koch-Otte zu sehen.
Der Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt zeigt vom 14. August bis 4. September 2016 in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt eine Ausstellung zum Werk der Textilgestalterin Marielies Riebesel (1934–2015) und würdigt damit das Leben und Wirken einer der bedeutendsten Vertreterinnen hallescher Bildwirkerei. Auch das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) präsentiert vom 10. Oktober bis 6. November 2016 in einer Kabinettpräsentation eine Auswahl ihrer Werke. Das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) legt vom 10. Oktober 2016 bis 29. Januar 2017 mit Gewebte Träume. Der Bildteppich in Mitteldeutschland. Reflexionen auf Jean Lurçat zudem einen Fokus auf Tapisserien der Region Mitteldeutschland, die unter unmittelbaren Einfluss von Lurçat entstanden sind.
Die Galerie f2 – halle für kunst beteiligt sich ebenfalls mit der Präsentation Die Werkstatt Rosemarie und Werner Rataiczyk vom 25. September bis 20. November 2016.
Der unerledigte Gobelin – Werkschau der Klasse Malerei/Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Ausstellungdauer: 13. Oktober bis 20. November 2016
Eröffnung: Mittwoch, 12. Oktober 2016, 18 Uhr
Pressekonferenz: Mittwoch, 12. Oktober 2016, 10 Uhr
Ort: Burg Galerie im Volkspark, Schleifweg 8 a, 06114 Halle
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 14 bis 19 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei.
Weitere Informationen: http://www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/burg-galerie/
Kuratoren: Prof. Ulrich Reimkasten (Professor für Malerei/Textile Künste, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle) und Dr. Jule Reuter (Kuratorin, Burg Galerie im Volkspark) in Zusammenarbeit mit Bork Schaetz, Katharina Stark und Inka Schottdorf
Begleitprogramm:
Führung im Krankenhaus St. Elisabeth & St. Barbara in Halle (Saale): Mittwoch 19. Oktober 2016, 17 Uhr. Seit 2000 wurden durch die Fachklasse Malerei/Textile Künste künstlerische Gestaltungskonzepte für einzelne Krankenstationen entwickelt und umgesetzt. Treffpunkt für die Führung ist das Foyer des Haupthauses, Mauerstr. 5, 06110 Halle (Saale). Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Kuratorenführung: Mittwoch, 26. Oktober 2016, 17 Uhr. Mit Prof. Ulrich Reimkasten und Dr. Jule Reuter. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Künstlergespräch I: Mittwoch, 2. November 2016, 17 Uhr. Die Studierende Katrin Parotat sowie der Absolvent Bork Schaetz stellen den von ihnen entworfenen und vor kurzem fertig gestellten Altarteppich der Petruskirche in Halle (Saale) vor. Treffpunkt ist in der Kirche (An der Petruskirche 3, 06120 Halle (Saale)). Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Künstlergespräch II: Mittwoch, 9. November 2016, 17 Uhr. Mit KünstlerInnen der Ausstellung, moderiert von Dr. Jule Reuter. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Führungen durch die Ausstellung: jeden Sonntag um 15 Uhr dialogische Führungen durch die Ausstellung mit Studierenden der kunstpädagogischen Studiengänge und der Klasse Malerei/Textile Künste. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Symposium Perspektiven der textilen Künste: Freitag, 18. November 2016, 10 bis 20.15 Uhr, Burg Galerie im Volkspark sowie Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). Den Festvortrag hält Dr. Eckhart Gillen am Freitag, 18. November, um 19 Uhr in der Moritzburg.
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Für eine Teilnahme am zweiten Tag des Symposiums, das sich an Fachbesucher und Experten richtet, wird um Anmeldung unter reimka(at) burg-halle. de gebeten.
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #UnerledigterGobelin, #TextilerHerbst und #BurgHalle.
Gefördert durch: SEPIA – Institut für Textile Künste e.V., ein An-Institut der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Ihre Ansprechpartnerin:
Silke Janßen
Pressesprecherin / Leiterin Öffentlichkeitsarbeit
T +49 (0)345 7751-526
janssen(at) burg-halle. de