Nachruf auf Prof. Ingrid Schultheiß
Die langjährig an der BURG tätige Buchgestalterin Ingrid Schultheiß ist am 1. April 2021 im Alter von 89 Jahren verstorben. Syrta Traub, Werkstattleiterin der Buchkunst an der BURG, würdigt ihr Schaffen.
Blick auf das Kornhaus am Campus Kunst, in dem unter anderem heute die Studienrichtung Buchkunst ihre Arbeitsräume hat.
Foto: Hochschulpressestelle
Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle trauert um die langjährig an der BURG tätige Buchgestalterin Ingrid Schultheiß, die am 1. April 2021 im Alter von 89 Jahren verstarb. Sie wurde am 12. Januar 1932 in Eisleben geboren, absolvierte eine Buchbindelehre in Naumburg, studierte dann zunächst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sowie von 1954 bis 1956 an der BURG Bucheinband. Seit 1978 war sie hier als Fachbereichsleiterin für künstlerischen Handeinband tätig, von 1993 bis 1995 als Professorin für künstlerischen Handeinband.
Syrta Traub, Werkstattleiterin der Buchkunst an der BURG, würdigt ihr Schaffen:
„Anfang der 1980er Jahre lernte ich die Buchkünstlerin Ingrid Schultheiß in Leipzig kennen und schätzen. Aus dieser Begegnung erwuchs in mir der Wunsch bei Ingrid Schultheiß (die ihrerseits bei Prof. Wilhelm Nauhaus studierte) zu studieren.
1978 erfährt der Fachbereich Handeinband an der BURG nach 20-jähriger Pause durch das Engagement von Ingrid Schultheiß und Willi Sitte seine Wiederbelebung. Sie übernimmt das Lehramt in einer kritischen kulturpolitischen Phase - sowohl in Bezug zur bildenden Kunst im Allgemeinen, als auch zur Einbandkunst im Besonderen. Dabei erweist sie sich als eine gestandene, lehrende, aufmerksame und entwaffnend offenherzige Künstlerin. Stets war ihr daran gelegen, Möglichkeiten zur Vermittlung künstlerisch handwerklichen Vermögens in Kenntnis der Tradition in einem engen lebendigen Bezug zu zeitgemäßer Formfindung auszuloten.
Mit meinem Studium bei Ingrid Schultheiß verbinden sich viele prägende und intensive Erinnerungen: Fachlich präzises Können in der Lehre neben raumschaffenden Experimenten, feinfühlige Ernsthaftigkeit und kindliche Neugier für den literarischen Text, auch der Drang zum künstlerisch aufgefassten Buch und die klare Kritik zum gestalterischen Ansatz als Motivation die Fähigkeiten der Studierenden zu erweitern – all diese Komponenten fanden sich in ihrem Instrumentarium in einer wohltuenden Proportion.
Die internationalen Symposien – dies umfasste Reisen ins nachbarliche Prag und Brno – lieferten für die Buchklasse sinnliche Erfahrungen in Musikalität, Ästhetik und wertvolle Impulse für den künstlerischen Diskurs.“
Syrta Traub
Werkstattleiterin der Buchkunst an der BURG