Verleihung der GiebichenStein Designpreise 2022

Der in mehreren Kategorien vergebene Preis sowie drei Sonderpreise wurden am 16. November 2022 verliehen. Die Ausstellung der prämierten und nominierten Projekte ist vom 17. November bis 18. Dezember 2022 zu sehen.

GiebichenStein Designpreis 2022. Grafik: Fabius Kossack

Zur Ausstellungseröffnung der GiebichenStein Designpreise wurden am Mittwochabend,
16. November 2022, in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die diesjährigen Gewinner*innen in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet und drei Sonderpreise vergeben. Die Präsentation der ausgezeichneten Werke sowie aller nominierten Projekte ist noch bis zum 18. Dezember 2022 in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt zu sehen.

Die Trophäe aus rotem Porphyr – dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront – erhielten in der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ Björn Naumann und Karl Schinkel (Industriedesign) für die Arbeit C.O.W. – circular organic waste. In der Kategorie „Beste Kommunikation“ überzeugte Eric Geißler (Industrial Design) mit Mycelium Parachute. Ausgezeichnet in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ wurde Victor Reichert (Interior Architecture) mit Lange Schatten  Stolpersteine, Geschichten, Begegnungen. Für die Arbeit OscilloType erhielt Uli-Ludger Holtschlag (Visual Strategies and Stories) einen GiebichenStein in der Kategorie „Interessantestes Experiment“. Den vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule vergebenen „GiebichenStein der Freunde“ erhielt ebenfalls Eric Geißler (Industrial Design) für seine Arbeit Mycelium Parachute.
Jeder der GiebichenSteine ist durch den Freundes- und Förderkreis der BURG mit 500 Euro Preisgeld dotiert, außerdem werden alle prämierten und nominierten Arbeiten dokumentiert und fotografisch in das Hochschularchiv aufgenommen.

Zudem wurden drei Sonderpreise vergeben. Den von der culturtraeger GmbH gestifteten Grassi Nachwuchspreis erhielt dieses Jahr die Arbeit Maßbandleuchte von Josua Roters (Industrial Design). Die Arbeit wird von culturtraeger angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen.
Das Stadtmuseum Halle wählte in diesem Jahr die Arbeit It’s not a game von Lena Kristin Konz und Maria Neri (Kommunikationsdesign) aus und wird diese für ein Jahr in der ständigen Ausstellung präsentieren.
Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vergab in diesem Jahr zwei Preise, zum einen an Sophia Reißenweber (Industrial Design) für ihre Arbeit flushed – digest the rest und zum anderen an Christian Kloß (Industriedesign) mit seiner Arbeit Karaokekiosk. Die Preise sind mit je 500 Euro dotiert.

 

Die Preisträger*innen der GiebichenStein Designpreise 2022
In der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ überzeugte die Arbeit C.O.W. – circular organic waste von Karl Schinkel und Björn Naumann (Industriedesign). Die von Prof. Guido Englich und dem künstlerischen Mitarbeiter Kristian Gohlke betreute Arbeit setzt sich mit einer Kochstelle mit autarker Energieproduktion auseinander. Die Kochstelle nutzt Kochgas, das durch die bakterielle Zersetzung von Bioabfällen generiert wird. Durch den einfachen Aufbau und die unabhängige Energiegewinnung soll die Kochstelle für die Allgemeinheit geöffnet und im gleichen Zuge Raum für ein geselliges Beisammensein geschaffen werden.

In der Kategorie „Beste Kommunikation“ gewann Eric Geißler (Industrial Design) mit Mycelium Parachute. Die von Prof. Mareike Gast betreute Arbeit untersucht den Nutzen von Pilzhyphen, deren Oberfläche mit haarigen und fadenähnlichen Strukturen bewachsen und mit einer nahrhaften Ummantelung bestückt ist. Dieses luftige „Flugobjekt“ soll die kontinuierliche, autonome Aussaat bedrohter Pflanzenarten vereinfachen oder durch die bodenaufschließende Kombination bestimmter Pilz- und Pflanzenarten zur Fruchtbarmachung von Ödland beitragen.

Ausgezeichnet in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ wurde Victor Reichert (Interior Architecture) mit Lange Schatten  Stolpersteine, Geschichten, Begegnungen. Das von Prof. Rita Rentzsch betreute Projekt ist ein partizipatives Gedenkprojekt zu den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig. Ausgangssituation ist das „Putzen“ der Stolpersteine und das Ablegen von Gedenkbeigaben zu besonderen Anlässen durch Freiwillige. „Lange Schatten“ bietet einen gestalteten Rahmen für dieses Gedenken. Die Freiwilligen werden mit Schablonen und einem temporären Kreidespray ausgestattet und können damit ein Gedenkgraffiti in der urbanen Umgebung des Stolpersteines anbringen. Die Gedenkgraffitis erzählen die Geschichten der Opfer und ermöglichen es, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

Für die Arbeit OscilloType wurde Uli-Ludger Holtschlag (Visual Strategies and Stories) mit einem GiebichenStein in der Kategorie „Interessantestes Experiment“ ausgezeichnet. Mit der interaktiven Installation wird eine Verbindung aus Klang und Form ermöglicht. Durch die Zweckentfremdung des Oszilloskops hin zu einem grafischen Display, ist ein Instrument entstanden, das mit der Transformation von Buchstaben spielt und zugleich Lesbarkeit und Abstraktion hinterfragt. Die Besucher*innen können durch die Steuerungseinheit Einfluss auf den Klang nehmen und so eigene neue Formen schaffen. Ein neuer Blick auf experimentelle Schriftgestaltung wird fernab der klassischen Mittel der Schriftgestaltung eröffnet. Das Projekt wurde betreut von Prof. Andrea Tinnes.

Die Arbeit Mycelium Parachute von Eric Geißler (Industrial Design) wurde ebenfalls vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule für den „GiebichenStein der Freunde“ ausgewählt.

Den von culturtraeger gestifteten Grassi Nachwuchspreis erhielt dieses Jahr die Arbeit Maßbandleuchte von Josua Roters (Industrial Design). Die Arbeit wird von der culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen, zudem erscheint eine Postkartenedition. Die von Gast-Prof. Matthias Zänsler und dem künstlerischen Mitarbeiter Alexander Rex betreute Arbeit verfolgt die Idee, die Beschaffenheit von Rollmaßbändern zu nutzen, um daraus individuelle Leuchtkörper zu schaffen. Dank der Krümmung des dünnen Metalls ist es möglich, Maßbänder auf kleinstem Raum aufzurollen – denn ausgerollt sind sie trotz ihres leichten Gewichts recht stabil. Josua Roters kombiniert diese Charakteristiken mit Leuchtkörpern und erschafft so eine Leuchte, die in verschiedene Schienen geschoben, unendlich viele Formen annehmen kann.

Das Stadtmuseum Halle zeichnete die Arbeit It’s not a game von Lena Kristin Konz und Maria Neri (Kommunikationsdesign) aus, um sie für ein Jahr in seiner ständigen Ausstellung zu präsentieren. Bezogen auf die gewaltvollen Pushbacks entlang der EU-Außengrenze zwischen Griechenland und der Türkei haben die beiden Gestalterinnen die Mechnismen von Pushbacks, betreut von Prof. Matthias Görlich und dem künstlerischen Mitarbeiter Felix Egle, in einem unfairen und frustierenden Brettspiel nachvollziehbar gemacht. Während des Spiels begreifen die Spielenden, dass das Spiel mit ihnen spielt und nicht umgekehrt. Das Spiel kombiniert Daten und Berichte von NGOs wie Mare Liberum und Human Rights Watch, die laufend konkrete Fluchterfahrungen sammeln. Die Stärke des Spiels liegt darin, dass kein Wissen vorausgesetzt wird und Diskussionen über Pushbacks angeregt werden.

Den Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt erhielt 2022 die Arbeit Karaokekiosk von Christian Kloß (Industriedesign). In der Arbeit geht es um individualpsychologische Fragestellungen und zugleich darum, Möglichkeiten zu schaffen, die Grenzen der öffentlichen Sichtbarmachung der eigenen Person aufzuzeigen. Der Kiosk bietet dabei in zwei Schritten eine Annäherung an den Themenkomplex Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Öffentlichkeit und Performanz. Zum einen durch Selbstreflexion und zum anderen durch tatsächliches Handeln, denn der Karaokekiosk bietet die Chance, die eigenen Reflexionen auf die Probe zu stellen und sich in die Situation zu wagen: Das öffentliche Karaoke-Singen.

Außerdem ging ein weiterer Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt an Sophia Reißenweber (Industrial Design) für ihre Arbeit flushed- digest the rest. In ihrer Arbeit, betreut von Prof. Mareike Gast und dem künstlerischen Mitarbeiter Andreas Wagner, beschäftigt sie sich mit Arzneimitteln, deren Abbauprodukte und weitere Mikroverunreinigungen täglich in unserem Abwasser landen. Hierfür hat sie das Toilettenpapier flushed entwickelt, das einen Myzelanteil besitzt, der beim Spülen reaktiviert wird. Das Hyphen-Netzwerk ist so in der Lage, auf dem Weg durch die Kanalisation im Wasser gelöste Schadstoffe zu verstoffwechseln. Flushed soll zunächst in Apotheken erhältlich sein.

Jury
Die Arbeiten der Preisträger*innen wurden von einer externen Jury ausgewählt, die in diesem Jahr Ann-Kristin Büttner (Production und Setdesignerin, Innenarchitektur, Mainz), Katharina Feuer (Innenarchitektin, Redakteurin MD, Stuttgart), Jörg Hundertpfund (Designer, Professor für Produktdesign, FH Potsdam), und Magdalena Sophie Orland (Conceptual Textile Designerin, OODD Studios, Leipzig) angehören.

GiebichenStein Designpreis
An der Ausschreibung konnten Studierende aus dem Fachbereich Design mit Projekten und Arbeiten teilnehmen, die zur Jahresausstellung gezeigt wurden. Die Vorauswahl der Projekte trafen im Juli hochschulinterne Auswahlkommissionen.

 

GiebichenStein Designpreis 2022
Ausstellungsdauer:
17. November bis 18. Dezember 2022
Rahmenprogramm: Zur Langen Nacht der Galerien am Samstag, 26. November 2022, wird von 19 Uhr bis 22 Uhr der Karaokekiosk von Burg-Student Christian Kloß öffnen.
Presserundgang: 17. November 2022, 11 Uhr.
Öffnungszeiten: Täglich von 14 bis 19 Uhr
Ort: Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, 06108 Halle (Saale)
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei.
Weitere Informationen: www.burg-halle.de/hochschule/hochschulkultur/giebichenstein-designpreis/
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #GDP22 und #BurgHalle.