Entwurfsprojekt SS 2010 | Prof. Axel Müller-Schöll, Ass. Julia Taubert
... ein Ausstellungsprojekt zun 20 -jährigen Jubiläium des Studiengangs Innenarchitektur an der Burg
Hintergrund
Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein geht auf Architekten Paul Thiersch zurück, der 1915 mit der Gründung einer Kunstgewerbeschule das Ziel verfolgte, die angewandten Künste zusammenzuführen um die Qualität der vom Menschen erlebbaren direkten räumlichen Umgebung zu steigern und weiterzuentwickeln. Nach verschiedenen Benennungen wie Wohn- und Arbeitsumweltgestaltung, Möbel- und Ausbau, Architektur usw. bekam im Zuge des Revirements der Hochschulstruktur der Studiengang Innenarchitektur nach der Wende im Jahr 1990 sein heutiges Format. Im Sommer 2010 steht also das 20–jährige Jubiläum an und gibt den Anlass, sich mit der Innenarchitektur im Allgemeinen und den zeitaffinen Ausprägungen der zwischenzeitlich angesetzten Jahresringe im Besonderen einer Betrachtung zu unterziehen.
Die Zeit bewohnen
Interessanterweise entstanden in den ausgehenden 80er Jahren verschiedene Ausstellungen und Messen, die sich mit dem Kontext der Gestaltung von Lebensräumen, den Accessoires, aber insbesondere mit den dort manifestierten Erwartungen, Träumen und Lebensentwürfen befasste. „Abitare il tempo“ (dt.: "die Zeit bewohnen") ist eine der führenden Messen in Verona benannt, die sich mit der Kraft des Ausdrucks von Interieurs beschäftigt. In der selben Zeit kamen Museen zur Erkenntnis, dass sie sich nicht nur mit den Elementen Sockel, Vitrine, Etikett als Medien ihrer Zielgruppe stellen können, sondern die räumliche Rahmung und das Aufbereiten der Information, die immer auch mit einer Interpretation ihrer Bedeutung einherging, tiefer befassen müssen. In dieser Zeit entstanden interessante Ausstellungskonzepte, z.B. in Frankfurt (Museum für Architektur, Museum für Kommunikation, Museum für Cinematographie) und in
der darauffolgenden Zeit auch an anderen Orten, wie z.B. in Amsterdam (Nemo), Nürnberg (Museum für Kunst und Design), Stuttgart (Haus der Geschichte, Mercedes-Benz-Museum, Weißenhof-Museum) oder München (BMW-Museum)
Reflektion...
... oder Interpretation: Architektur abzubilden und zu kommunizieren ist eine besondere Schwierigkeit, da eine Umgebung dabei auf einen Blickwinkel (in jeder Bedeutung des Begriffes) reduziert werden und das Leben, das sie prägt, meist ausgeblendet wird. Für die Innenarchitektur gilt das nicht minder: der Kontext für den Anlass ihrer Entstehung, der sie bedingende Genius Loci und die Wirkung, die die verwendeten Materialien und ihre Fügung hervorzubringen vermögen, bleiben dabei meist auf der Strecke. Genau an
diesem Punkt setzt das Semesterprojekt ein. Es geht darum mit charismatischer, positionsstarker und in vielerlei Hinsicht beispielgebender Innenarchitektur zu konfrontieren, die als flankierende Wirklichkeit die Genesis der Entwicklung des Studiengangs Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein in den letzten 20 Jahren beeinflusst, inspiriert oder auch herausgefordert hat.
Thema
Für jedes der zurückliegenden 20 Jahre soll ein starker Innenraum gesucht und Wahrnehmbar gemacht werden, der im Besonderen Lebensgefühl, Zeitbezug und Qualitätsempfinden zu seiner Entstehungszeit bzw. seines Wahrnehmungsdebüts auf einen kraftvoll gesetzten Punkt bringt. Eine Art von Portrait: zeigen, hevorheben, nachvollziebar machen.
Teilnahme
Die Bewerbung zur Teilnahme an diesem Projekt erfolgt über das Wunschbogenverfahren. Die Voraussetzungen für die Teilnahme sind in den einschlägigen Prüfungs- bzw. Studienordnungen festgelegt. Darüber hinaus werden Spaß und Bereitschaft an der konzentrierten engagierten Beschäftigung mit der Aufgabe und die Einnahme eines Arbeitsplatzes im Studentenatelier (R. 407) erwartet. Informationen in der Vorbereitungsphase bzw. während der einzelnen Veranstaltungen finden grundsätzlich elektronisch (e–Mail) statt. Weitere Voraussetzungen sind die regelmäßige Präsenz an den Gruppenkonsultationen, sowie die Teilnahme an den Workshops und an der Exkursion, die mit einer Kostenbeteiligung für Reise und Unterkunft von ca. 250 Euro verbunden ist.
Projektverlauf
1. Referat/ Einstiegskolloquium In der vorlesungsfreien Zeit ist im Sinne des o.a. Themas zu recherchieren und diese dabei gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen eines Einstiegkolloquiums am 24.03.2010 vorzutragen.
2. Exkursion In einer Auftaktexkursion werden etwa zwei Dutzend Museen zwischen Frankfurt und Bregenz besucht, deren Gebäude, Räumlichkeiten, Systematik, Anliegen und insbesondere deren Ausstellungskonzeption thematisiert sowie das dort vorgefundene Instrumentarium studiert. ... mehr
3. Workshop I – Ausschnitte Ein besonderer Augenmerk wird der vor Ort sichtbaren Ausprägung im Baudetail geschenkt, die in einer Form integrierten Workshops mit den Fotografen Andreas Langen und Kai Loges im Ausschnitt von den Teilnehmern festzuhalten und für eine anschließende Publikation fotografisch abgebildet werden soll. ... mehr
4. Workshop II – Medien des Sichtbarmachens In einem Workshop werden verschiedene Arbeitsproben erstellt, die sich mit möglichen Medien beschäftigen, wie die Reflektion eines Innenraumes in einer Ausstellung ihren Ausdruck finden kann: Bewegtbild, Modellbau, Interaktives Gerät, Detailauszug usw. Als Gast wird der Workshop von Dipl.-Ing. Rita Rentzsch, Innenarchitektin und Ausstellungsgestalterin aus Berlin begleitet. ...mehr
5. Workshop III –Ausstellungsgestaltung Ort der Ausstellung wird das ehemalige Intecta-Gebäude in der Großen Ulrichstraße sein. Das Ausstellungskonzept, also das Arrangement der Ausstellungsbeiträge, die Gestaltung des "roten Fadens" und die Organisation des Raumes werden in Kleingruppen im Rahmen in einem Stegreif-Entwurfs in der 3. Projektwoche in Zusammenarbeit mit Prof. Kathrin Grahl erarbeitet - die dabei erbrachten Leistungen werden als WPF im Modul Künstlerisch Gestaltende Grundlagen angerechnet. ...mehr
6. Kommunikation –Ausstellung, arrondierende Veranstaltungen, Dokumentation Parallel zur Fertigung des Ausstellungsbeitrages wird die Umsetzung der Ausstellungsgestaltung (Beschriftung, Beleuchtung und Planung der Rahmenveranstaltung) vorgenommen. ... mehr
7. Ausstellungseröffnung Die Ausstellungseröffnung ist als Auftakt der "Festwoche" geplant, in dessen weiteren Verlauf die Diplomkolloquien (Volkspark) und das Fest der Innenarchitekten (mit Studierenden, Dozenten, Freunde und Alumnis) stattfinden wird. Die Gestaltung dieser Jubiläumswoche ist Bestandteil des
Ausstellungsprojektes Mit der Anfertigen der Projektdokumentation schließt das Projekt ab. ...mehr