09. September 2015 in Halle (Saale)
Der Mitteldeutsche Innenausbautag ist eine Kooperation der Tischler Sachsen-Anhalt und des Designhaus Halle an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Das Format im Zusammenspiel zweiter Partner – einer Handwerksorganisation und einer Kunsthochschule – ist in dieser Form einmalig.
Der Innenausbautag lebt vom kollegialen Austausch, Impulse geben den Teilnehmenden die Gelegenheit sich mit innovativen oder gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen und diese in einem behaglichen Rahmen zu auszutauschen und auch sacken zu lassen. Die Impulse orientieren sich an Leitthemen wie Wert, Zukunft, Vision oder Region und beleuchten diese zunächst abstrakten Begriffe anhand von handfesten Beispielen. Das Anliegen des Innenausbautages ist, jedem Teilnehmenden einen einen Anstoß für den Alltag – oder auch darüber hinaus – mitzugeben.
Unterstützt von einem Freundeskreis findet diese Veranstaltung seit 2015 alle zwei Jahre Anfang September statt.
Wert
Was macht eigentlich den Wert eines Produktes aus? Handelt es sich alleine um die Summe des Gegenwerts der verwendeten Materialien und der investierten Arbeit oder bestimmen noch weitere Faktoren den Wert eines Gegenstandes? Bieten nicht gerade handwerklich gefertigte Gegenstände, neben der individuellen Fertigung, noch weitere Vorteile, wie zum Beispiel einen längeren Lebenszyklus durch hochwertige Materialien, die mit viel Liebe zum Detail gefügt werden? Lassen sich nicht vor allem im Kontext von Handwerksbetrieben auch ungewöhnliche oder hoch innovative Lösungen umsetzen, die auch Ausdrucksform einer eigenen Haltung darstellen? Haben nicht gerade Handwerksprodukte das Potential Erbstücke zu werden, wenn sie sowohl funktional und visuell so angelegt sind, dass sie mehr als einer Generation dienen? Im Rahmen des Innenausbautags sollen diese Fragen beantwortet und weitere Aspekte zur Schaffung von Werten anhand verschiedener Vorträge näher beleuchtet werden.
Programm
09. September 2015 in Halle (Saale)
09:00 Uhr Grußworte
Vorsitzender des Landesverbandes Tischler Sachsen-Anhalt, Axel Reinicke Geschäftsführer Tischler Sachsen-Anhalt, Jörg Schwamberger
Einführung in den Themenkomplex
Martin A. Büdel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
09:30 Uhr Impuls 1 zeit.wert
Vom Möbel zum Klassiker – Was macht einen Klassiker aus „Produktdesign und Nachhaltigkeit“ – Strategien, Innovative/Werthaltige Materialien
Prof. Klaus Michel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
10:30 Uhr Impuls 2 zukunft.wert
Bauen im Bestand, Umgang mit dem Gestern zum Heute (Bauen für Wohnungsgesellschaften)
Dipl. Ing. Michael Antons
13:30 Uhr Impuls 3 mehr.wert
Vortrag: vorrübergehend gültig
Microloft – Makrofeeling, Erinnerung vs. Erneuerung, Weiternutzung bestehender Möbel durch Interventionen
Prof. Axel Müller Schöll, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
14:30 Uhr Impuls 4 referenz.wert
Raumfotografie – Referenzen erfolgsorientiert präsentieren
Dipl. Des. Matthias Ritzmann
16:00 Uhr Zwischenspiel
Führung durch die Zentralen Werkstätten der BURG
17:00 Uhr Kulinarischer Ausklang auf der Konsumterrasse am Neuwerk 7
Referent*innen
Zeit.Wert
Prof. Klaus Michel
Vom Möbel zum Klassiker – Was macht einen Klassiker aus? –
Designklassiker bis 1980 sind recht eindeutig zu orten. Spannend ist die jüngere Vergangenheit: wer setzt sich hier warum durch? Zu Klassikern werden fast ausschließlich Objekte, die neue Technologien oder Materialien überzeugend und gestaltprägend ein- und umsetzen. Manchmal ist es aber auch die außergewöhnliche Ästhetik, ungewöhnliche Verkaufszahlen oder ein revolutionär strukturell oder funktional neuer Ansatz, der ein Produkt zur Ikone seiner Zeit macht. Klaus Michel beleuchtet die Hintergründe am Beispiel „oller Kamellen“ und versucht die Klassiker der 2010er Jahre zu benennen.
Prof. Klaus Michel
1963 in München geboren
1985–1991 Studium Industrie-Design an der Universität der Künste Berlin
1991 freie Mitarbeit Produktentwicklung Roericht, Ulm und anderen Büros
1992 Gründung 7.5, Projektagentur, Berlin
seit 1995 Gesellschafter Jünger + Michel, Corporate Culture
seit 2003 Professor an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Innenarchitektur, Furniture and Interior Design
seit 2007 Honorar-Professur an der Academy of Fine Arts Tianjin, China
Zukunfts.Wert
Dipl.-Ing. Michael Antons
Bauen im Bestand, Umgang mit dem Gestern zum Heute –
Vom Spaß, das enge Korsett der Typenwohnung zu durchbrechen. Über Tricks, mit überschaubaren Mitteln, überraschende Werte zu schaffen. Von Skepsis über Aneignung hin zur Identifikation der zukünftigen Bewohner. Ein Bericht über die Vielfalt der Gestaltung genormter Wohnungen – mit Praxisbeispielen aus Halleschen Platten.
Dipl.-Ing. Michael Antons
1973 in Rheine geboren
1995–1997 Ausbildung zum Möbeltischler, Münster
1997–2000 traditionelle Wanderschaft Arbeitsaufenthalte in Europa und Russland
2001–2007 Studium der Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2007–2010 künstlerischer Mitarbeiter am Lehrstuhl Innenarchitektur, Prof. Klaus Michel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
seit 2010 freiberuflich Interanton Raum/Klima/Gestaltung
2011 Weiterbildung Gebäudeenergieberater
Mehr.Wert
Prof. Axel Müller-Schöll
VorübergehENDgültig –
Vorgestellt wird eine Fallstudie, die sich anhand eines konkreten Projektes mit dem Konflikt auseinandersetzt, dass die Standzeit eines Gebäudes zwar auf 100 Jahre angelegt ist, die technische Infrastruktur aber maximal auf 50 – zum überwiegenden Teil gar kürzer. Im Zuge der Aufstellung des Sanierungskonzeptes wurde darüber nachgedacht, ob Wohnungszuschnitte, wie sie vor 50 Jahren für adäquat betrachtet wurden, heute noch sinnvoll sind und welche Anpassungen an soziale und demografische Veränderungen bei der Renovierung im Bestand möglich und wirtschaftlich vertretbar sind. Eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Umbaukonzeption spielte dabei das Tischlergewerk. Darauf wird im Vortrag ein besonderes Augenmerk gelegt werden.
Prof. Axel Müller-Schöll
1960 in Stuttgart geboren studierte Architektur, Innenarchitektur und Möbeldesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und an der Universität Florenz, gefolgt von verschiedenen Lehrtätigkeiten in Stuttgart, Lyon und Peking
seit 1994 Professor für Entwerfen Innenarchitektur / Ausbaukonstruktion an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
seit 1999 Leitung des idea … Institutes an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
2010–2014 Rektor der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Zusammen mit dem von ihm gegründeten Studio Paretaia beschäftigt er sich mit Architektur, Innenausbauten, Ausstellungskonzepten, Möbeldesign und berät Unternehmen.
Referenz.Wert
Dipl.-Des. Matthias Ritzmann
Raumfotografie mit „available light“ –
Raumfotografie – Referenzen erfolgsorientiert präsentieren. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Fotografie von „Raum und Objekt“ in ihrer Wechselwirkung. Die Auswahl des passenden Lichts, Kamerastandpunkts und Blickwinkels stehen im Vordergrund.
Dipl.-Des. Matthias Ritzmann
1981 geboren in Freiburg im Breisgau
2003–2009 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale)
2004 Praktikum beim Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Ruanda
2005 Tätigkeit bei Ramesh Amruth in Freiburg
2007 Auslandsaufenthalt in Frankreich, Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Bordeaux
seit 2009 Freiberufliche Tätigkeit als Fotograf, Dozent für Fotografie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und für Gestalter im Handwerk
Kunden u. a. CORBIS, Süddeutscher Verlag, Deutsche Telekom, CitiBank, Barclays, Brigitte, Focus, Interview-Magazine
Veranstaltungsort
Designhaus Halle
Ernst König Str. 1–2
06108 Halle (Saale)
Kontakt
Tischler Sachsen-Anhalt e. V.
Jörg Schwamberger
Telefon: 03491 41 19 22
Mail: hkh.s-a@tischler.de
Partnerschaften
Ein besonderes Augenmerk der Veranstaltung liegt darauf, die gewonnenen Erfahrungen untereinander, aber auch mit den entsprechenden Industrie und Handelspartnern zu diskutieren. Der Austausch, mit den für die Veranstaltung gewonnen Unternehmen, soll dem Anspruch an werthaltige Handwerksprodukte gerecht werden. Dieser Erfolg ist maßgeblich von guten Partnern mit hervorragenden Ausgangsprodukten für das Handwerk abhängig. Dazu übernehmen Unternehmen Tischpatenschaften und stellen in Gesprächsrunden ihre eigenen Aktivitäten und Perspektiven im Kontext des Innenausbautages zum Thema Wert vor.