Der Mitteldeutsche Innenausbautag ist eine Kooperation der Tischler Sachsen-Anhalt und des Designhauses Halle an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Das Format im Zusammenspiel zweiter Partner – einer Handwerksorganisation und einer Kunsthochschule – ist in dieser Form einmalig.
Der Innenausbautag lebt vom kollegialen Austausch, Impulse geben den Teilnehmenden die Gelegenheit sich mit innovativen oder gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen und diese in einem behaglichen Rahmen zu auszutauschen und auch sacken zu lassen. Die Impulse orientieren sich an Leitthemen wie Wert, Zukunft, Vision oder Region und beleuchten diese zunächst abstrakten Begriffe anhand von handfesten Beispielen. Das Anliegen des Innenausbautages ist, jedem Teilnehmenden einen einen Anstoß für den Alltag – oder auch darüber hinaus – mitzugeben.
Unterstützt von einem Freundeskreis findet diese Veranstaltung seit 2015 alle zwei Jahre Anfang September statt.
Bildung
Bildung und Ausbildung – Chancen und Perspektiven
Was bedeutet eine starke handwerkliche Bildung für die Zukunft unserer Gesellschaft? Wie können Menschen für Berufe im Handwerk begeistert und langfristig gebunden werden?
Vier Impulsvorträge geben uns spannende Einblicke in die vielfältigen Facetten handwerklicher Bildung und zeigen uns, wie wir davon profitieren können. Neben der Förderung junger Talente und der Digitalisierung von Wissen spielen moderne Ausbildungsformate und die Weitergabe handwerklicher Fähigkeiten eine zentrale Rolle. Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen, Ausbildungsstätten und Mentoren kann das Handwerk nachhaltig gestärkt werden.
# Handwerkliche Berufe sind zukunftsfähig und verdienen gesellschaftlich mehr Beachtung.
Sie sind essenziell für eine stabile Wirtschaft und sollten stärker wertgeschätzt werden. Mehr Sichtbarkeit und eine gute Ausbildung können junge Menschen für diese Berufe begeistern.
# Digitalisierung im Handwerk schafft Wissenstransfer und sichert Traditionen.
Wissen bewahren und zugänglich machen – das fördert Austausch und sichert handwerkliche Techniken.
# Gestaltung und Handwerk können zum persönlichen Glück beitragen.
Gestalterische Prozesse ermöglichen es, Lebensräume aktiv zu formen. Handwerk schafft es, diese erlebbar zu machen. Dadurch entsteht nicht nur materieller Wert, sondern auch Wohlbefinden.
# Das duale Ausbildungssystem ist ein internationales Erfolgsmodell.
Die Kombination aus Praxis und Theorie sichert hohe Ausbildungsqualität. Dieses Modell gilt es zu stärken und entsprechend stetig sich ändernder Anforderungen weiterzuentwickeln.
# Junge Menschen brauchen stärkere Vorbilder in technischen und handwerklichen Berufen.
Vorbilder erleichtern den Zugang und bauen Berührungsängste ab. Technische Berufe werden so attraktiver.
Programm
3. September 2025 im Designhaus Halle (Saale)
Programm Download (2MB) (folgt)
09:00 Uhr Grußworte
Vorsitzender des Landesverbandes Tischler Sachsen-Anhalt, Frank Bögelsack
Einführung in den Themenkomplex
Martin A. Büdel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
09:30 Impuls 1 – NACHFOLGE.BILDUNG
Generation N, die Zukunftsorganisation des Tischlerhandwerks in Sachsen-Anhalt
Lucas Bögelsack, Bögelsack Möbelmanufaktur, Halberstadt
Robert Dreyer, Tischlerei Dreyer Wulferstedt
10:30 Uhr Impuls 2 – GLÜCK.BILDUNG
Glück lässt sich generieren, Bildung ist der erste Schritt dazu.
Prof. Axel Müller-Schöll, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
13:30 Uhr Impuls 3 – AUS.BILDUNG
Zusammenspiel von Handwerkern und Lehrern am Beispiel Werkraumschule Bregenzerwald
Martin Bereuter, Werkraum Bregenzerwald
14:30 Uhr Impuls 4 – NACHWUCHS.BILDUNG
(Aus)bildung ist Zukunft – für alle
Barbara Austel, TTS Tooltechnic Systems und Festool
16:00 Uhr Zwischenspiel
Führung durch die Mensa am Campus Design
17:00 Uhr Kulinarischer Ausklang auf der Konsumterrasse am Neuwerk 7
Referent*innen
NACHFOLGE.BILDUNG
Robert Dreyer und Lucas Bögelsack
Generation N, die Zukunftsorganisation des Tischlerhandwerks in Sachsen-Anhalt –
Generation N ist ein Netzwerkprojekt zur Zukunftssicherung des Tischlerhandwerks in Sachsen-Anhalt. Es verbindet junge Fachkräfte, digitalisiert das Wissen älterer Generationen in einer Videodatenbank und bietet moderne Weiterbildungsformate. Workshops, Mentoring und Exkursionen fördern Austausch, Innovation und Nachhaltigkeit. Ziel ist es, die Attraktivität des Berufs zu steigern, Betriebsnachfolgen zu sichern und digitale Technologien ins Handwerk zu integrieren. Generation N schafft eine Plattform, die überregionale Strahlkraft entwickeln und das Tischlerhandwerk langfristig stärken soll.

Robert Dreyer
Handwerk mit Unternehmergeist
Robert Dreyer führt die über 100-jährige Tischlerei Dreyer in vierter Generation. Unter seiner Leitung wuchs der Betrieb von etwa 12 auf über 35 Mitarbeitende. Als Tischlermeister und Wirtschaftsingenieur steht er für präzises Handwerk, moderne Technik und nachhaltiges Wachstum.

Lucas Bögelsack
Gestaltung mit Weitblick
Lucas Bögelsack bringt frische Impulse in die Bögelsack Möbelmanufaktur. Nach seiner Ausbildung zum Tischler und dem Studium der Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein sammelte er Erfahrungen bei renommierten Architekten in Dresden und Bregenz. 2024 kehrte er ins Familienunternehmen zurück, um traditionelles Handwerk mit modernen Designansätzen zu verbinden und die Manufaktur zukunftsorientiert als Tischlerei und Planungsbüro weiterzuführen.
GLÜCK.BILDUNG
Prof. Axel Müller-Schöll
Glück lässt sich generieren, Bildung ist der erste Schritt dazu. –
Glück ist (auch) Bildungssache
Der Begriff des Glücks wird oft floskelhaft benutzt. Es ist aber auch Gegenstand ernsthafter Forschung. Vorgestellt werden 2 Theorien, eine aus Finnland, die andere aus den USA, die Professoren renommierter Universitäten als Forschungsgegenstand entwickelt haben. Axel Müller-Schöll vertritt die These, dass Gestaltung, unabhängig ob handwerklich oder akademisch betrieben, Enzyme sind, um Glück für sich und andere zu generieren. Anhand eines Semesterprojektes, zeigt er wie Studierende sich damit auseinandersetzen und eigenständig Position beziehen. Dabei geht darum die Voraussetzung zu schaffen, jene Angebotsseite zu stärken, die nicht nur unmittelbare kommerzielle Ziele verfolgt, sondern vor allem jene, die Muster generiert, um den Besteller zu unterstützen, seinen eigenen Kosmos zu weiterzuentwickeln, zu orchestrieren und mit seinen dezidierten Lebenszielen in Einklang zu bringen. Gespannt wird der Bogen von der Problemerkenntnis, der Idee und deren sukzessiver Entwicklung, bis hin zur Strategie der Kommunikation.

Prof. Axel Müller-Schöll
Prof. Axel Müller-Schöll, studierte Architektur, Innenarchitektur und Möbeldesign an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und an der Universität Florenz. Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten an den Kunsthochschulen in Stuttgart, Lyon und Peking lehrt er seit 1994 als Professor für Entwerfen Innenarchitektur / Ausbaukonstruktion an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. 1999 gründete er dort das idea …Institut (Institut for Interior design environment and architecture). Er war Dekan des Fachbereichs Design und von 2010-14 Rektor der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.Zusammen mit seinem Büro, dem Studio Paretaia Stuttgart, beschäftigt er sich mit Architektur, Innenausbauten, Ausstellungskonzepten, Möbeldesign und mit der Beratung von Unternehmen. Er publiziert Bücher, Texte und Kritiken auf ganzen Sektor der Gestaltung, u.a. seit über 30 Jahren als Kolumnist des dds (Der Deutsche Schreiner – Möbel und Ausbau).
Aus.Bildung
Martin Bereuter
Zusammenspiel von Handwerkern und Lehrern am Beispiel Werkraumschule Bregenzerwald –
Wie, wo, durch wen und warum handwerkliches Wissen weitergegeben wird, wie daraus Können und Meisterschaft entsteht, ist wahrscheinlich so vielfältig wie das Handwerk selbst. Trotzdem haben wir es geschafft mit dem Dualen Ausbildungssystem in Deutschland, Österreich und der Schweiz rechtlich als auch in der gesellschaftlichen Vorstellung einen Rahmen in unserem kollektiven Bewusstsein zur handwerklichen Ausbildung zu verankert.
Der Werkraum Bregenzerwald beschäftigt sich als Verein seit seiner Gründung mit Fragen des Nachwuchses und der zeitgemäßen regionalen handwerklichen Ausbildung. Menschen für die Arbeit im Handwerk zu gewinnen ist neben dem Engagement für eine zeitgemäße Gestaltung im Handwerk Kernaufgabe des Werkraums Bregenzerwald. Anhand der Werkraum Schule, dem Ausstellungsprogramm im Werkraumhaus sowie seinen Erfahrungen im unternehmerischen Alltag wird Martin Bereuter Rahmen und Inhalt der Dualen Ausbildungspraxis aus seiner Sicht vorstellen und auf gesellschaftliche Veränderungen hin reflektieren.

Martin Bereuter
Martin Bereuter, geboren 1973 in Lingenau, Vorarlberg, ist Architekt und Tischler. Nach dem Besuch der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) in Imst studierte er von 1998 bis 2006 Architektur an der Universität Liechtenstein, parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit. Im Jahr 2006 übernahm er die Tischlerei seines Vaters, in der er zuvor beschäftigt war. Seit 2007 ist er Vorstandsmitglied im Werkraum Bregenzerwald.
Nachwuchs.Bildung
Barbara Austel
Aus Bildung wird Zukunft. –
Die Bildung unserer Nachwuchskräfte war schon immer Basis für die Zukunft und wird es auch bleiben. Was oftmals in den Hintergrund tritt, ist die berufliche Bildung. Bei vielen Eltern steht ein Studium an erster Stelle, an eine Lehre wird nur selten gedacht. Das liegt zum einen daran, dass praktische bzw. handwerkliche Fertigkeit in Schulen nicht mehr gelehrt werden, wie auch an haftenden Klischees. Zudem sind weibliche Fachkräfte vor allem mit technischem Hintergrund nur sehr spärlich vertreten und es fehlt Mädchen an Vorbildern.
Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, wie man junge Menschen zielgruppenspezifisch ansprechen kann und berufliche Bildung wieder in den Mittelpunkt rückt. Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, wie bei jungen Menschen Hürden abgebaut werden und handwerkliche Tätigkeiten ausprobiert werden können und so der Weg zu einer Ausbildung geebnet wird.
Zudem wird aufgezeigt, wie es nach der Ausbildung weitergehen kann. Wie bindet man Auszubildende schon früh an das Unternehmen und wie schafft man Loyalität zum Unternehmen.

Barbara Austel
Barbara Austel startete 1995 mit einer Lehre zur Schreinerin ins Berufsleben und erwarb anschließend in einem BWL-Studium wirtschaftliche Kenntnisse. Nach weiteren Stationen unter anderem im Produktmanagement in verschiedenen Unternehmen, trat sie 2008 in 3. Generation in das Familienunternehmen ein. Seit 2017 ist sie Vorsitzende des Aufsichtsrats der TTS Tooltechnic Systems AG & Co.KG und verkörpert die Balance zwischen Tradition und Innovation des Unternehmens. 2021 schloss sie in Frankreich ihren Master in Change ab. Die TTS beheimatet die Marken Festool, Shaper, ExoIQ, SawStop, Tanos und TTS Cleantec.
Veranstaltungsort
Designhaus Halle
Ernst-König-Str. 1-2
06108 Halle (Saale)
Kontakt
Landesinnungsverband des Tischlerhandwerks
c/o Bögelsack Möbelmanufaktur GmbH
T. +49 (0)39 41 / 58 81 459
info@tischler-sachsen-anhalt.de
Partnerschaften
Ein besonderes Augenmerk der Veranstaltung liegt darauf, die gewonne-
nen Erfahrungen untereinander, aber auch mit den entsprechenden
Industrie- und Handelspartnern zu diskutieren.
Dazu übernehmen Unternehmen für Handel und Industrie Tischpaten-
schaften und stellen in Gesprächsrunden ihre eigenen Aktivitäten und
Perspektiven im Kontext des Innenausbautages zum Thema REGION vor.