Brandon LaBelle bringt in Acoustic Justice (Bloomsbury 2020) die Akustik mit den materiellen und sozialen Praktiken in Zusammenhang, die die Bewegung von Klang ermöglichen. Er fragt, wie sich die Akustik auf Erfahrungen von Teilhabe und Verortung auswirkt und wie sie bestimmt, wessen Stimme an bestimmten Orten auf welche Weise Gehör finden kann. Maria del Rosario Acosta arbeitete in Past and Present Experiences, Legacies for the Future (World Humanities Report 2023) mit Überlebenden von Polizeifolter in Chicago und mit Überlebenden politischer Gewalt in Kolumbien zum Thema kollektive Erinnerung. Sie entwickelt eine Grammatik des Zuhörens, die den Brüchen und der Zerrüttung der Sprache, die aus traumatischen Formen der Gewalt resultieren, akustisch gerecht wird. Gegen die traditionelle Priorisierung des Sehens stellt Jean-Luc Nancy das Zuhören in den Vordergrund. In Zum Gehör (diaphanes 2022) bringt er Klang und Resonanz mit dem philosophischen Anliegen des Sinns in Zusammenhang und führt das Zuhören als Teilhabe, Relation und Berühren aus. Und schließlich schreibt Peter Szendy in „Rumor, an Anarchimedium“ (Paragraph 46, 2023) über das Rauschen als Zusammensein und über das Gerücht als Relation und als pures Medium.

Anhand von Texten von Brandon LaBelle, Maria del Rosario Acosta, Jean-Luc Nancy und Peter Szendy, werden wir Klang als Raum und als relationales Medium diskutieren, das soziale Verbindungen, Prozesse der Einstimmung wie auch der Unterbrechung ermöglicht und als kollektive Form zu denken ist.