In der Textilmanufaktur Halle wurde 2011 ein Wandteppich aus dem späten 17. Jahrhundert aus der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha restauriert. Dieser Wandteppich, eine sogenannte Tapisserie, wurde für eine langjährig hängende Präsentation in Halle fachgerecht konserviert.
KULTURGESCHICHTLICHER HINTERGRUND
Die Wandteppiche im Nordflügel des Schlosses Friedenstein, im herzoglichen Vorzimmer, wurden von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676 – 1832) in Brüssel in Auftrag gegeben. Sie zeigen das herzogliche Gesamtwappen von Sachsen-Gotha- Altenburg. Wie bereits dem Vater, Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646 – 1691), wurde auch dem Sohn Friedrich II. 1694 der Königlich Dänische Elefantenorden verliehen. In zahlreichen Auftragskunstwerken spiegelt sich der Stolz über diese hohe Auszeichnung wider. So auch auf den vier großen Wappenteppichen, deren Ausführung Friedrich II. einer Brabanter Manufaktur 1695, ein Jahr nach der Ordensverleihung, anvertraute.
REINIGUNG
Wegen der starken Verschmutzung musste die Tapisserie trocken und nass gereinigt werden. Die Trockenreinigung wurde mit einem in Stufen regulierbaren Spezialsauger durchgeführt, der mit
einer weichen Pinselbürste ausgestattet ist. Vor der Nassreinigung wurde das alte Futter von der Rückseite der Tapisserie komplett getrennt und frühere, unsachgemäße Einstopfungen entfernt. Große Löcher und Schlitze wurden in Vorbereitung für die Nassreinigung mit groben Überfangstichen zusammengenäht, um weiteren Schäden während der Reinigung vorzubeugen. In einer Spezialanlage in Mechelen (Belgien) wurde die Tapisserie schonend im Aerosolverfahren nass gereinigt. Dabei liegt die Tapisserie auf einem riesigen Niederdrucktisch. Aus Düsen wird von oben durch die Tapisserie Wasser in Aerosolform durchgesaugt, um den Schmutz auch gleichzeitig abzutransportieren.
NÄHTECHNISCHE KONSERVIERUNG
Nach der Nassreinigung wurde die Tapisserie nähtechnisch gesichert. Dabei wurden offene Schlitze mit Seidengarn geschlossen und Fehl- und Schadstellen farblich passend mit Bouretteseide und Leinengewebe unterlegt sowie mit Spannstichen und Stützlinien genäht. Nach vollständiger nähtechnischer Konservierung ist für eine hängende Präsentation ein Futtergewebe im Stützliniensystem an die Tapisserie genäht worden. Ein separater Klettbandstreifen an der Oberkante der Tapisserie wurde zur Aufhängung ebenfalls im Stützliniensystem angenäht.