Die Philosophin Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hält im Rahmen des Jour Fixe einen Vortrag über das Scheitern und Methoden, ihm zu widerstehen, ohne seinen Lehren auszuweichen.
Die Philosophin Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz hält einen Vortrag über das Scheitern und mögliche Methoden, ihm zu widerstehen, ohne seinen Lehren auszuweichen. Im Kontext von Resilienz und Gabe werden Chancen von Geben und Nehmen in ihrer grundsätzlichen Natur diskutiert.
Scheitern gehört zu den menschlichen Grunderfahrungen. Es führt aber erst dann zur seelischen Lähmung, ja zum seelischen Tod, wenn die Antwort zur Verbitterung wird – bedeutet sie doch eine negative Konservierung der Verletzung, eine „Rinde“, wohinter die Wunde nicht vernarbt, und das heißt, daß sie im Geheimen weiterwirkend das Leben vergiftet. Anstelle der „falschen“ Antwort durch Verbitterung heilt die Wunde durch Resilienz, zuweilen auf der Grundlage von Vergebung: eigener und fremder Schuld. Die Kultur, die eigenes Scheitern bearbeitet, sieht sich nicht nur vor einer psychologischen Aufgabe. Die Frage nach umfassender Gesundung führt in den Bereich tieferer Aussagen: Unter welchen Kriterien gibt es die Lösung des Ungelösten? Was sichert gegen die eigene Selbstverletzung, die Verhärtung in Bitterkeit? Hier kommt die „Gabe“ ins Spiel. Auch Vergebung ist Gabe, Resilienz ist Gabe. Und das richtet den Blick auf einen „wunderbaren Tausch“: Geben und Nehmen sind ebenfalls Grunderfahrungen des Lebendigen.