Die Stipendiat*innen der Graduiertenförderung des Landes Sachsen-Anhalt 2022 und 2023 stellen aus.
Es ist wieder soweit: Die Ergebnisse der Graduiertenförderung werden vorgestellt.
Die hier ausstellenden neun jungen Künstler*innen und Designer*innen wurden durch die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Rahmen des Graduiertenförderprogramms des Landes Sachsen-Anhalt für den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs 2022 und 2023 gefördert. Das Stipendium ermöglichte es ihnen, während dieses Zeitraums finanziell weitgehend abgesichert und im Austausch mit der Hochschule einen neuen Werkkomplex zu entwickeln.
Kuratiert von Dr. Jule Reuter, Kuratorin Burg Galerie, in Zusammenarbeit mit Leona Blum, Kuratorische Assistenz.
Thomas Brück
betreut von Prof. Michaela Schweiger und Dr. Iris Dankemeyer
2020 Diplom in Zeitbasierte Künste bei Prof. Michaela Schweiger
Thomas Brück hat sich während des Förderzeitraums mit der Vorstellung von Apokalypse in der Kulturgeschichte beschäftigt. Seine mehrkanalige Videoinstallation besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil interviewt er Wissenschaftler*innen des Käthe Hamburger Kolleg für Apokalyptische und Postapokalyptische Studien (CAPAS) der Universität Heidelberg. Im Zentrum der Forschung von CAPAS steht die Frage, wie sich Endzeit-Szenarien auf Gesellschaften, Individuen und Umwelten auswirken. Im zweiten Teil unterlegt er Filmbilder des Panoramagemäldes Frühbürgerliche Revolution in Deutschland von Werner Tübke mit einer eigenen Narration.
Pia vom Ende
betreut von Prof. Paul McDevitt und Christian Nebel
bis 2021 Meisterschülerin bei Prof. Tilo Baumgärtel
2019 Diplom in Malerei / Textile Künste bei Prof. Caroline Achaintre
Pia vom Ende erforscht als Künstlerin die Themen Wahrheit und Realitätskonstruktion im digitalen Zeitalter. In der Ausstellung zeigt sie die Inszenierung einer fiktiven Sekte mittels Malerei und Augmented Reality (AR). Die Sekte namens Heaven’s Gainz glaubt an die Erlösung durch Reichtum und betrachtet Menschen als „Vehikel“ des Kapitals. In der Malerei werden verschiedene Orakel gezeigt, die die Anführer der Sekte darstellen und die durch ihre enge Anordnung an Videokonferenzen erinnern. Außerhalb der Burg Galerie können Besucher*innen mittels AR interaktiv mit einem digitalen Orakel in Kontakt treten, welches die Prophezeiungen und Mission der Sekte verkündet.
Felicitas Fäßler
betreut von Prof. Stephanie Kiwitt und Prof. Philip Gaißer
2019 Diplom in Bild Raum Objekt Glas bei Prof. Christine Triebsch
Hyperakkumulatoren sind Pflanzen, die nicht nur auf belasteten Böden gedeihen, sondern auch große Mengen von Metallionen aus der Erde ziehen können und somit als Anzeigerpflanzen gelten. Die besonderen Merkmale von Silber anzeigenden Pflanzen hat Felicitas Fäßler zum Ausgangspunkt genommen, weiter nach Herkunft, Verbreitung und Nutzung von Silber zu fragen und überraschende formale visuelle Verbindungen zwischen dem Metall und der eigenen künstlerischen Produktion herzustellen. So wird Silber unter anderem als Färbemittel im Glas oder als Trägerelement in der analogen Fotografie genutzt. Diese vielfältigen künstlerischen Verknüpfungen sind in einer Installation zu erfahren.
Magdalena Orland
betreut von Prof. Bettina Göttke-Krogmann und Kristin Nebauer
2019 MA Conceptual Textile Design bei Prof. Bettina Göttke-Krogmann
In Ihrer Arbeit als Textildesignerin beschäftigt sich Magdalena Orland mit der Digitalisierung der Gesellschaft und untersucht, inwieweit sich diese auf den Umgang mit Textilien auswirkt. Die immer flacher werdenden Bedienoberflächen lösen in uns möglicherweise den Drang nach haptischen Erlebnissen aus. Während des Graduiertenstipendiums ging Magdalena Orland vor allem der Frage nach, wie dreidimensional man mit einer flachen Technik wie dem Siebdruck arbeiten kann. Die großformatigen Textilbahnen werden in einer Rauminstallation präsentiert, die den Besucher* innen die Möglichkeit bietet, sich durch diese zu bewegen und sie zu begreifen.
Miriam Reihl
betreut von Prof. Axel Müller-Schöll und Prof. Christian Zöllner
2019 MA Interior Architecture bei Prof. Axel Müller-Schöll
Kann uns das bewusste Riechen einander näher bringen – nicht nur räumlich, sondern auch emotional? Smells of Trust ist ein Forschungsprojekt, das die Rolle des Riechens in zwischenmenschlichen Beziehungen untersucht. Aus Miriam Reihls Recherche und Versuchen gehen Objekte hervor, die im rituellen und reflektierten Umgang das Geruchsvermögen steigern können. Dies schließt auch die sozialen Gerüche ein, die unbewusst Empathie auslösen und helfen, einander besser zu verstehen. Smells of Trust steht sinnbildlich für eine Reihe von Duftsets, die als Impulse dienen und ebenso unsichtbar, flüchtig und subjektiv sind, wie die Emotionen, die sie beschreiben.
Heike Rinde
betreut von Prof. Caroline Achaintre und Prof. Dr. Nike Bätzner
2021 Diplom in Buchkunst betreut von Prof. Caroline Achaintre
Heike Rinde schreibt, baut und performt Geschichten. Sie bastelt mit dem, was sie auf der Straße findet: Worte, gebrauchte Pappe und altes Plastik. Sie macht das so, wie sie bäckt: Sie nimmt Zutaten und versucht, den besten Kuchen zu backen, den sie machen kann (bevor er verbrennt). Sie entscheidet nicht, ob sie Künstlerin oder Schriftstellerin ist, sie hat Hunger und braucht beides. Sie ist auch Feministin, was bedeutet: Sie wartet nicht mehr auf Stühle mit gefälschten Namen darauf. Die Zitronen ist ein Projekt in Form eines Romans, eines Festes, einer Rauminstallation und eine performativen Lesung. Es erzählt die Geschichte von drei Frauen, die versuchen, ihr Leben frei zu leben.
Lea Rohde
betreut von Prof. Hans Stofer und Prof. Philip Gaißer
2020 Diplom in Plastik / Schmuck bei Prof. Hans Stofer
Das Projekt real conditions, welches Lea Rohde während des Graduiertenstipendiums realisiert hat, versteht sich als Recherche zur angewandten Simulation von Naturphänomenen wie Licht und Wind. In Bildern und Texten vermittelt die Arbeit zwischen dem eigenen Forschen und der Forschung, die an den besuchten Orten betrieben wird. Das menschliche Streben nach kontrollierten Bedingungen, im Labor und darüber hinaus, wird genauso zum Forschungsgegenstand wie die Erkenntnis, dass Fehler passieren und Material und Welt in das Szenario eingreifen. Fotografien und Texte oszillieren dergestalt zwischen formaler Strenge und poetischer Störung.
Jorge Sánchez Di Bello
betreut von Prof. Sofia Hultén und Prof. Winfried Alexander
bis 2021 Meisterschüler bei Prof. Christine Triebsch
2019 Diplom in Bild Raum Objekt Glas bei Prof. Christine Triebsch
Die mehrteilige Rauminstallation Rancheria ist das Ergebnis der Reiseerfahrungen, die Jorge Sánchez Di Bello im Gebiet von La Guajira in Kolumbien gemacht hat. Rancheria ist die Bezeichnung für das Haus oder die Häusergruppen, die von den indigenen Wayuu bewohnt werden. Ihr Lebensort, die Halbinsel La Guajira, ist seit langem ein Ort der Ausbeutung von Ressourcen. Darauf Bezug nehmend, nutzt der Künstler das zentrale Bild des Schachspiels, um eine Allegorie für koloniale Abhängigkeiten zu schaffen. Die schwarzen und weißen Felder des Spiels sind mit Steinkohle und Meersalz gefüllt, in Analogie zu den wichtigsten Ressourcen des Gebietes.
Jakob Schreiter
betreut von Prof. Jonas Hansen und Federico Clavarino
2020 Diplom in Bild Raum Objekt Glas bei Prof. Christine Triebsch
Was verbindet die Restaurierung künstlicher Ruinen mit der Computerspielpraxis Speedrunning? Jakob Schreiter hat beide Ph änomene unter dem Blickwinkel untersucht, wie sich Realität und Digitalität miteinander verschränken. Die Arbeit an den künstlichen Ruinen führt den natürlichen Rhythmus von Verfall und Erhaltung vor, während beim Speedrunning die Idee von Zeit als Werkzeug zur Manipulation von Spielabläufen demonstriert wird. Die zunehmende Digitalisierung unserer Welt wirft Fragen von der Wahrnehmung von Zeit auf und fordert uns auf, unsere Vorstellungen von linearer Zeit sowohl als positive wie negative Erzählung zu überdenken.
Laufzeit der Ausstellung:
23. November 2023 bis 11. Januar 2024
Vom 24. bis 31. Dezember 2023 geschlossen.
täglich 14–19 Uhr
Eintritt frei
Jeden Sonntag 15 Uhr kostenfreie Führung durch die Ausstellung mit Studierenden der kunstpädagogischen Studiengänge
Burg Galerie im Volkspark, Schleifweg 8a, 06114 Halle (Saale)
Eröffnung:
Mittwoch 22. November 2023, 18 Uhr
Begrüßung: Prof. Tilo Baumgärtel, Prorektor der BURG
Einführung: Dr. Jule Reuter, Kuratorin der Burg Galerie im Volkspark
Begleitprogramm:
Mittwoch 29. November 2023, 18 Uhr
Performative Lesung Die Zitronen von Heike Rinde
Samstag 2. Dezember 2023
Langer Abend der Galerien
19 Uhr Artist Talk mit Heike Rinde und mit Jorge Sánchez Di Bello, moderiert von Dr. Jule Reuter
Donnerstag 11. Januar 2024
Studieninormationstag
16 Uhr Gespräch mit der Textildesignerin Magdalena Orland, moderiert von Leona Blum
17 Uhr Buchvorstellung und Gespräch mit Jakob Schreiter, moderiert von Dr. Jule Reuter