Digitale Technologien übernehmen immer komplexere Aufgaben in immer mehr Bereichen unseres Alltags. Mit Geräten und Technologien zu interagieren wird dabei immer einfacher, reibungsloser und benutzerfreundlicher. Von der Idee des ‘Invisible Computing’ bis zum ‘Conversational User Interface’, das menschliche Sprache als Eingabemöglichkeit ermöglicht, sind Designer*innen daran interessiert, das Benutzen digitaler Werkzeuge möglichst einfach, intuitiv und angenehm (Experience Design) zu machen. 

Nichts spricht dagegen, Abläufe und Produkte im Sinne des Design zu verbessern und zu vereinfachen. Im Zusammenhang mit digitalen, vernetzten Technologien stellen sich aber auch Fragen: Ist es problematisch, dass wir (weil es so einfach gemacht wird) immer komplexere Technologien für immer mehr Aufgaben benutzen - während unsere Daten und Aktivität dabei von großen Unternehmen monetarisiert werden? Was heißt es, wenn ich Meinungen oder Entscheidungen nur binär mit ja oder nein, aber nicht differenzierter beantworten kann - ist das nicht sehr vereinfachend? Welche Gesten oder Worte haben wir neu gelernt, die Interaktion zwischen Rechner und Mensch ermöglichen - und welche sind für den Rechner nicht verständlich? Zuletzt: Was macht es mit uns als Benutzer*innen, wenn alles immer leichter geht - und sollten wir darauf auch kritisch schauen?

In der Kompaktwoche sollen Interaktionsweisen unseres digitalen Alltags hinterfragt und überdacht werden. Welche Ideen entstehen, wenn wir versuchen, gewohnte Interaktionen anders anzugehen: schwierig statt einfach, uneindeutig statt eindeutig, irritierend statt klar, humorvoll statt ernsthaft, langsam statt schnell, einmalig statt wiederholbar, nur zu mehreren bedienbar statt allein, mit großem Körpereinsatz statt mit einem Fingerwischen. Als konzeptuelle Ausgangspunkte dienen das Design Friction Proposal (1) von Studio Moniker, die Überlegungen zur Dramatisierung des Interfaces von Siegfried Zielinski (2) oder andere Texte. 

Zu Beginn setzen wir uns gemeinsam mit Beispielen, Texten und kleinen Experimenten auseinander, um das Themenfeld zu erschließen. Im Lauf Woche entstehen aus der Auseinandersetzung Konzepte und Prototypen, die unsere Interaktionen mit digitalen Technologien kreativ, kritisch oder humorvoll thematisieren. Es darf Software programmiert, Installationen oder Interventionen gebaut oder Performances entwickelt werden. Die Projekte entstehen idealerweise in kleinen Gruppen und sollen am Ende durch Foto oder Video dokumentiert werden. 

Für Interessierte werden im Lauf der Woche ein paar grundlegende Vorgehensweisen zum Arbeiten mit Touchdesigner als Prototyping-Tool für Mensch-Maschine-Interaktionen angeboten. Vorkenntnisse im Umgang mit interaktiven Technologien (Programmierung, Sensoren, Video und andere Medien) sind für die Teilnahme an der Kompaktwoche hilfreich. Andere Möglichkeiten der Umsetzung eines Prototypen sind in der Kompaktwoche aber auch möglich. 

N.B. der Donnerstag in der Woche ist ein Feiertag. Am Freitag findet der letzte Tag in Präsenz normal statt und kann nicht remote o. Ä. gemacht werden. 

Bitte mitbringen: Laptop (wenn vorhanden), Netzteil, Smartphone. 

(1) designingfriction.com (Luna Maurer & Roel Wouters) 
(2) interfacecritique.net (Zielinski, Siegfried (2018 [2010]). “Art and Apparatus (a Flusserian Theme). Plea for the Dramatization of the Interface” In: Interface Critique Journal Vol.1. Eds. Hadler, Soiné, Irrgang)