“Porzellanmanufakturen und immaterielles Kulturerbe - reflektiert und zeitgenössisch interpretiert”, das ist der Schwerpunkt der Gesprächsreihe “Auf Tuchfühlung” im Wintersemester 2022/23. Von einer “Manufaktur des Wohnens” sprach Philip Rosenthal, der legendäre Vorstandsvorsitzende der Rosenthal AG und meinte damit die besondere Hinwendung seines Unternehmens zu einer ganzheitlichen Sicht auf die Lebenskultur der Menschen und den Willen, durch die Nutzung tradierten und anspruchsvollen handwerklichen und künstlerischen Könnens, Neues entstehen zu lassen, das weit über die reinen Möglichkeiten industriellen Fertigungsverfahren hinausging.
Seit der Gründung der Meissener Porzellanmanufaktur 1710 hatten zuvor in besonderer Weise die klassischen Porzellanmanufakturen in Europa in Formgebung und Dekoration Techniken und Verfahren entwickelt, die im Zusammenklang mit dem künstlerischen und gestalterischen Können der Manufakturisten, in ihrer jeweiligen Zeit Vorbild waren für die gesamte Branche und darüber hinaus. Unverwechselbar und bis heute gültig, zählen diese Fertigkeiten und Kenntnisse zu recht zum immateriellen Kulturerbe.
Getreu dem Motto von Philip Rosenthal: “Ein gotischer Dom, heute gebaut, ist nichts als hohle Nachahmung” darf keineswegs deren Nutzung in einem reinen Abbilden altbekannter Genres verharren. Vielmehr ist dieser Schatz an Können und Wissen immer wieder neu zu heben,durch neue gestalterische Interpretation in die Jetzt-Zeit zu transponieren und so immer aufs Neue zu beleben. Genau dies ist die Herausforderung und gleichzeitig Chance für das zeitgenössische Design.
Wir wollen in unserer Gesprächsreihe gezielt auf die Porzellanmanufakturen zugehen, ihr Wesen und ihre spezifische Besonderheit ergründen, reflektieren und so einen reichen Überblick gewinnen über ein Kulturerbe, das in seiner Lebendigkeit weiterhin Quelle der Inspiration sein kann und will und unsere Schöpfungen im Heute bereichert.
Wir wollen damit mehr über das kreative Momentum dieser besonderen Welt der klassischen Porzellanmanufakturen erfahren. Wir wollen darüber hinaus in besonderer Weise den Schatz, den dieses immaterielle Erbe für uns im Bereich des Porzellans bereit hält, ergründen und verinnerlichen. Und nicht zuletzt wollen wir diese besondere “Seele” des Materials, die Generationen übergreifende Manie, die von ihm ausgeht, in eigener Diktion in unser gestalterisches Handeln in seiner Bedeutung für das Morgen münden lassen.
Dazu werden wir mit Vertreter*innen aus dem Bereich der klassischen Porzellanmanufakturen in Dialog treten. Wir werden mit ihrer wissenschaftlichen, technischen und handwerklichen Kompetenz auf Tuchfühlung gehen und für uns die Frage nach der Nutzung von “Immaterielles Kulturerbe” als mögliche Quelle der Inspiration reflektieren.
Leistungsnachweis:
In Gruppenarbeit werden die jeweiligen Termine inhaltlich vorab aufbereitet und der Gruppe präsentiert. Die Gruppen wirken zugleich als “Pate” für die jeweiligen Gäste.
Literatur Verzeichnis / Semesterapparat
Impulse : europäische Porzellanmanufakturen als Wegbereiter internationaler Lebenskultur
RI 2.4 Imp
Von den Ursprüngen des europäischen Porzellans bis zum Art Déco : "Königstraum und Massenware - 300 Jahre europäisches Porzellan, eine Ausstellung des Porzellanikons Selb und Hohenberg
RI 2.1/0 Koe