Die Differenzierung feiner Farbabstufungen ist nicht nur im Sprachgebrauch ein spannendes Feld, sondern für den Umgang in gestalterischen Prozessen essenziell. So tragen Farbnuancen Namen, wie „Malachit“, die einen Bezug zur Ursprungsmaterialität beschreiben. Kreationen wie „Electric Blue“, definieren sich durch einen starken Marketing-Bezug. Und Andere, wie die Bezeichnung „Kaisergelb", sind mit historischen Referenzen verknüpft. Aber nicht nur durch Worte können Farbschattierungen beschrieben beziehungsweise differenziert werden: So tragen genormte Systeme wie HEX-Codes, das Mischverhältnis von RGB zu einer internationalen Vereinfachung von digitalen Farbdarstellungen bei oder definieren gar globale Farbtrends, wie das Unternehmen Pantone, das jährlich eine Colour of the Year ausruft.
Am Anfang des Semesters wird jeder*m Studierenden eine Farbbenennung zu einem exklusiven Farbton zugewiesen. Dieser soll thematisch und auf vielschichtige Weise untersucht werden, indem Bezug auf historische Referenzen, gesellschaftliche Konstrukte, kulturelle Kontexte oder gestalterische Aspekte genommen wird. Hierbei sollte ein besonderes Augenmerk auf Bewegungen und Abläufen in Bezug auf den Farbton gelegt werden. Dies können Prozesse sein, die in Verbindung mit der Herstellung der Farbe stehen, Handlungsfolgen, die der Farbe zugeschrieben werden, oder eine Referenz aus einem anderen Medium wie einem Film oder Text, in dem diese Farbe in Erscheinung tritt.
In der Umsetzung sollte die zugewiesene Farbnuance möglichst genau nachempfunden werden: Zuerst, indem der Tonwert durch eine Farbrezeptur definiert wird. Dies wird im Folgenden die Grundlage für die Auseinandersetzung mit weiteren textilen Veredelungstechniken, wie Siebdruck und dem Sticken sein. Farbwirkung kann in Verbindung mit Stofflichkeit und haptischen Reizen durch die Manipulation des Materials erforscht werden – ein weicher Schäumli trifft auf filigran bestickte Flächen oder spiegelnde Foliendrucke. Ein matter Farbverlauf auf grell reflektierende Pailletten.
Wichtig ist hierbei der Fokus auf dem Experiment mit Materialität und ihrem Einfluss auf die Farbwahrnehmung, das Spiel von Überlagerungen, und die Darstellung von Prozesshaftigkeit.
Im Siebdruck wird mit formal reduzierten Sieben gearbeitet, die durch eigene Siebdruckvorlagen ergänzt werden können. Aus dem selbst gewählten inhaltlichen Schwerpunkt heraus soll ein zusätzlicher Farbton bestimmt werden, der in seinen Schattierungen der Präzision der zugewiesenen Farbe begegnet.