Schwerpunktprojekt Fotografie
WiSe 2019/20

Vertr. Prof. Adrian Sauer
Emanuel Mathias
Heike Hertwig (Werkstatt Fotografie)

Im Wintersemester 2019/2020 bietet der Studienschwerpunkt Fotografie „Stadt Bild Halle“ als ein Projekt an, welches sich mit der eigenen Stadt fotografisch auseinandersetzt. Dafür wollen wir individuelle Möglichkeiten erkunden, uns ein Bild zu machen. Es können beispielsweise dokumentarische Projekte entstehen wie auch fotografische Inszenierungen. Fotografie kann hier als Recherchewerkzeug, Archivmaterial, Kommunikation- und Dokumentationsmittel oder auch in Form eines ästhetischen Kommentars eingesetzt werden. Die Ergebnisse werden am Ende in Form einer Ausstellung in einem öffentlichem Kunstraum präsentiert.

Angebote

Geplant sind mehrere Exkursionen, die sich mit Fotografie und Stadtentwicklung beschäftigen. Wir werden nach Paris (Paris Photo, Besuch der fotografischen Sammlung des Centre Pompidou mit dem Leiter Florian Ebner) nach Essen (Folkwang Museum, Folkwang Universität) und nach Dresden (verschiedene Generationen modellhafter Stadtplanung, Ausstellung Christian Borchert) reisen.

Wir laden Gäste, wie Kunstwissenschaftler*innen, Wissenschaftsgeschichtler*innen, Architekt*innen und Fotograf*innen für Vorträge ein und um gemeinsame Aspekte des Untersuchungsfeldes Stadt zu diskutieren.

Ergänzt werden die praktischen Angebote durch eine Theorieergänzung, die dazu dienen soll die inhaltliche Auseinandersetzung in Form von fototheorethischen, kunstwissenschaftlichen und tagesaktuellen Diskursen mit der praktischen Arbeit am Bild sinnvoll und inspirierend in Verbindung zu setzen.

Inhaltlicher Ausblick

Wir verstehen die Stadt als Lebensraum, Wirtschaftszentrum, Planobjekt, (Sub-)Kulturbiotop, Herrschaftssitz, Landfluchtzielort, Verkehrsknoten, Modell-Raum, Baugrund, Vorstadthölle. Es sind so viele und vielfältige Blicke auf eine Stadt möglich, wie Menschen in ihr leben. Aber die Stadt bietet nicht nur den Individuen die Bühne ihres Alltags. Die Stadt ist auch oft der Ort, an dem sich politische Fragen zugespitzt manifestieren. Die „friedliche Revolution“ in der DDR nahm in den großen Städten ihren Ausgang, im Moment führen wir Diskussionen über „Enteignungen“ von Wohnungen und die „Fridays for Future“ Bewegung wird als ein städtisches Projekt verstanden. All dies wird auch über Bilder kommuniziert.

Oder um es mit Walter Benjamin zu sagen: „Es kommt bei einer Architekturbetrachtung nicht auf das Sehen, sondern auf das Durchspüren von Strukturen an. Die objektive Einwirkung der Bauten auf das vorstellungsmäßige Sein des Betrachters ist wichtiger als ihr ‚gesehen werden‘.“ 

Alles begann in Paris im 19. Jahrhundert. Mit der Erfindung der Fotografie wurde die Stadt zu einem der meist fotografierten Sujets. Walter Benjamin beschrieb in seinem Passagenwerk den Flaneur, als Blaupause für den frühen Fotografen. Er durchstreift die Stadt ohne Ziel und erfasst den Stadtraum als Seismograph für das urbane Leben. Im Projekt werden wir historische und zeitgenössische Positionen diskutieren, die sich mit Stadtraum als sozialem, architektonischem und wirtschaftlichem Raum auseinandersetzen. Dazu gehören Eugène Atget, Steven Shore, Candida Höfer, Margret Hoppe oder Tobias Zielony.