Die Ausstellung „Neue Urbane Produktion“ mit Beteiligung von Studierenden und Absolventen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle findet bis zum 8. Dezember 2018 in HALLE 14, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst in der Leipziger Baumwollspinnerei statt.

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Im Rahmen des Herbstrundgangs der SpinnereiGalerien in Leipzig eröffnete am 8. September 2018 die Ausstellung „Neue Urbane Produktion“, die unter reger Beteiligung von Studierenden und Absolventen des Studienganges Industriedesign der BURG stattfindet. Kuratiert wird die Schau unter anderen von Sascha Henken und Ezra Dilger. Künstlerische Positionen sind von Benno Brucksch, Leon Kucharski, Stefanie Rittler und weiteren zu sehen.

Die an der Schnittstelle von Kunst, experimentellem Design und sozialem Engagement angesiedelte Ausstellung verwandelt die HALLE 14, ein denkmalgeschütztes Industriegebäude aus der Gründerzeit, in ein temporäres Zentrum für zeitgenössische urbane Produktion. Produktionsstraßen, Maschinen und Werkstätten von neun Designinitiativen u.a. aus Großbritannien, den Niederlanden, Israel und Deutschland rücken den Produktionsprozess in den Mittelpunkt. Diese metaphorischen und künstlerischen Ansätze ermutigen dazu, Visionen, Fragestellungen und Facetten dieses Themas zu beleuchten. Ihre Fertigungsmethoden und Formsprache nutzen günstige Baumarktmaterialien, verknüpfen traditionelle Verfahren mit digitalen Technologien – oder klammern diese bewusst aus. Die ausgestellten Werke und Themen  sind manchmal überraschend schlicht, stets aufregend und weisen einen visionären Umgang mit der Produktion im 21. Jahrhundert auf.

Die Frage nach der Produktion ist wesentlich für gesellschaftlichen Wandel und soziale Organisation. Mit ihr hängen globale Machtverhältnisse zusammen, sie hat Einfluss auf Wertvorstellungen, Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt steht sie in einer erheblichen Wechselbeziehung zur gebauten Stadt. Das Ausstellungsprojekt „Neue Urbane Produktion“ ist auf der Suche nach einem neuen Miteinander von Kunst, Design und Technologie wie auch deren Sichtbarkeit im Stadtraum. Arbeit wird hier wertschätzend und stolz gezeigt, und soll nicht hinter verschlossenen Türen weit abseits von Lebensräumen versteckt werden.

Im Zuge von Industrialisierung, Mobilisierung und Globalisierung trennten sich in den vergangenen Jahrhunderten die im traditionellen Stadtleben eng verflochtenen Bereiche von Wohnen, Freizeit und Arbeit. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gipfelte die Auslagerung der Industriearbeit in sogenannte Schwellenländer in einer globalen Arbeitsteilung. Industrielle Produktion und die damit verbundene ökonomische und ökologische Ausbeutung wurden dadurch für die westliche Hemisphäre zunehmend unsichtbar. In den vergangenen Jahrzehnten ist eine gegenläufige Bewegung der Reintegration von Landwirtschaft, Manufakturen und Industrie in die Städte zu beobachten. Dabei handelt es sich vor allem um Kleinstproduktionen, die mit Do-It-Yourself-Esprit nicht nur an einzigartigen Produkten, sondern auch an überraschenden Produktionsformaten tüfteln.

Die Stadtforschung beschreibt diese Renaissance als Urban Manufacturing oder „Neue urbane Produktion“. Diese Produktionsformen gehen einher mit einem Ideal von einem gerechten und nachhaltigen Miteinander von Arbeit und Leben und werden durch digitale Technologien beflügelt. Der Herstellungsprozess gewinnt an Bedeutung und wird zu einem integralen Bestandteil des Produktes. Ihre Wertmaßstäbe sind ein bewusster Umgang mit Ressourcen, hohe Individualität und eine lokale Produktion.