Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle vergibt in Kooperation mit dem Greifswald Moor Centrum im Sommer 2020 erstmals die Paludikultur Residenz. Bewerbungsschluss: 8. Juli 2020, zwei Residenzen à drei Wochen im Zeitraum vom 15. August bis 27. September 2020

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Ausschreibung

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle vergibt in Kooperation mit dem Greifswald Moor Centrum (GMC) im Sommer 2020 erstmals die Paludikultur Residenz.

Die Residenz soll eine künstlerische oder gestalterische Interpretation des Themas Paludikultur ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit den komplexen ökologischen Themen der Paludikultur, der Küstenlandschaft, ihren Mooren und deren Ressourcen für den Menschen, sowie der Dialog mit den Wissenschaftler*innen des GMC soll gefördert werden.

Ein neugebautes Tiny House am Rande der Karrendorfer Wiesen bei Greifswald wird den Residenzler*innen als Wohn- und Arbeitsort dienen. Es werden zwei Residenzen à drei Wochen im Zeitraum vom 15. August bis 27. September ausgeschrieben und finanziell unterstützt mit einer Pauschale von jeweils 2.000 Euro. Die Ergebnisse des Aufenthalts sollen helfen, den gesellschaftlichen Dialog zu beflügeln und Moore in eine zutreffende und aktuelle Wahrnehmung zu rücken. Studierende und Alumni der BURG aus den Fachbereichen Kunst und Design sind herzlich eingeladen sich bis zum 8. Juli 2020 zu bewerben.

Umfang der Förderung

  • Die beiden Residenzen umfassen einen 3-wöchigen Aufenthalt im Paludikultur Tiny House am Rande der Karrendorfer Wiesen vor den Toren Greifswalds (miet- und nebenkostenfrei). Vor Ort wird es eine Ansprechperson vom Greifswald Moor Centrum geben, die eine Einführung in die Moor-Gruppe gibt und Kontakte zu Wissenschaftler*innen vermittelt oder weiterführende Informationen bereitstellt.
  • Eine pauschale Unterstützung in Höhe von jeweils 1.000 Euro für die Dauer des Aufenthaltes.
  • Materialkostenzuschuss für die Umsetzung der Ergebnisse und der Ausstellungspräsentation in Höhe von jeweils max. 1.000 Euro.

Räumlichkeiten und Ausstattung des Paludikultur Tiny House

Das Paludikultur Tiny House steht für eine Auseinandersetzung mit der Küstenlandschaft, ihren Mooren und deren Ressourcen für den Menschen. Der begrenzte Raum steht auch für eine (klima-) bewusste Lebens- und Verhaltensweise, für einen geringen Ressourcenverbrauch und regionale nachwachsende Rohstoffe, die sich nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip in eine Kreislaufwirtschaft einfügen. Das mobile Haus verwendet zum Beispiel den Bau- und Dämmstoff „Typha-board“ aus Rohrkolben, sowie Dämmplatten aus Gras und Einblasdämmung aus Rohrkolben. Gleichzeitig wird Energie durch geringe Transportwege und in der Herstellung gespart. Hinzu kommt die CO2-Einsparung, die Moorpflanzen durch ihre Torfbildung in nassen Mooren leisten sowie durch die Vermeidung von hohen CO2-Emissionen bei normaler Landnutzung. Weitere Infos dazu unter „Downloads“.

Hinweis: Die Bewerber*innen sind aufgefordert, sich vor der Bewerbung über die begrenzte Räumlichkeit eines Tiny House (16m2) und den relativ abgeschiedenen Standort bewusst zu werden. Es befindet sich am Rande des Küstenüberflutungsmoores „Karrendorfer Wiesen“, ca. 9 km von Greifswald entfernt. Das Paludikultur Tiny House steht in dieser Ausschreibung zum Erstbezug bereit. Es ist allerdings nicht behindertengerecht. Es ist ausgestattet mit Bad (Dusche, WC) und einer kleinen Küche mit Herd. WLAN kann am GMC in Greifswald genutzt werden.

Erwartungen an den/die Residenzler*in

  • Eine überwiegende Anwesenheit vor Ort auf den Karrendorfer Wiesen vor den Toren Greifswalds im neu gebauten Paludikultur Tiny House (Residenz).
  • Eine künstlerische oder gestalterische Auseinandersetzung mit dem vielfältigem Thema Paludikultur (Moor-Pflanzen, Technik, Ökosystemleistungen, Transformation, politische Rahmenbedingungen, Verwertung etc.). Der Form werden dabei keine Grenzen gesetzt (Malerei, Skulptur, Land Art, Objekt, Video, Fotografie, Text…).
  • Die Präsentation der Ergebnisse dieser künstlerischen oder gestalterischen Auseinandersetzung bei der Konferenz „RRR21 - Renewable resources from wet and rewetted peatlands“ (rrr2021.com) von 9.-11. März 2021 in Greifswald (Ausstellung und Vortrag) und auch in anschließender mobiler Präsentation / Wanderausstellung an weiteren Orten wie bspw. der BURG.
  • Die Mitwirkung an der Gestaltung von Konferenz-/ Ausstellungsplakat. Die gezeigten Arbeiten müssen im Zusammenhang mit den Themen Moor, Paludikultur oder Moor- und Klimaschutz stehen.
  • Bereitschaft zur Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung im Raum Greifswald im Zusammenhang mit der künstlerischen oder gestalterischen Arbeit während oder im Anschluss an die Residenzzeit (z.B.: Diskussion, Interview).
  • Das Paludikultur Tiny House ist ein neu erbauter mobiler Wohnraum. Das Wohnen und die Nutzung des Hauses erfolgen unter Einhaltung der Hausordnung. Der Abschluss einer eigenen Haftpflichtversicherung wird spätestens zu Beginn der Residenz vorausgesetzt und ist Teil der Nutzungsbedingung.

Hintergrund

Paludikultur (lat. palus = Sumpf, cultura = Landwirtschaft) bedeutet nasse Landwirtschaft auf Moorböden. Es handelt sich dabei um eine nachhaltige Alternative zur entwässerungsbasierten Moornutzung. In Deutschland sind fast alle Moore für land- und forstwirtschaftliche Nutzung trockengelegt. Mit schwerwiegenden Folgen: der Torfboden wird zersetzt und der bisher gebundene Kohlenstoff wird als CO2 in die Atmosphäre freigesetzt. Somit sind die trockenen Moorböden verantwortlich für 5 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Nur durch eine Wiedervernässung können die Torfböden geschützt und das Ökosystem wiederhergestellt werden.

In Greifswald wird seit mehr als 200 Jahren zu Mooren und ihrem Erhalt geforscht. Hier entstand auch die Idee der nachhaltigen Nutzung nasser Moore: Paludikultur. Denn auf nassen Moore lassen sich Pflanzen wie Rohrkolben, Schilf, Seggen oder etwa Torfmoose kultivieren und Rohstoffe für Bau- oder Verpackungsmaterialien, Futter und Torfersatz gewinnen. Die Umsetzung der Paludikultur steckt aktuell noch in den Kinderschuhen und wird in vielen Forschungsprojekten erprobt. Neue Kulturen müssen in die Praxis gebracht, neue Produkte und Verwertungsketten entwickelt und Rahmenbedingungen verbessert werden. Dies bietet viele Möglichkeiten, nachhaltige und klimaschonende Produkte zu entwickeln und somit fossile Ressourcen zu schonen. Außerdem ist ein Umdenken in der Moorlandschaft nötig: Hier müssen wir in Zukunft mit dem Wasser anstatt gegen das Wasser denken. Um die nationalen und globalen Klimaschutzziele zu erreichen, ist die Vernässung von Moorflächen unumgänglich. Weitere Infos zur nassen Moornutzung: moorwissen.de und zur Arbeit des Greifswald Moor Centrum: greifswaldmoor.de.

In Kooperation mit dem Greifswald Moor Centrum (GMC) organisierte die Plattform MAKE. bereits einen Vortrag (19.02.2020) und einen experimentellen Materialworkshop (20.02.2020) an der BURG als Einstieg in die vielfältige Welt der nassen Moorlandschaften und die Nutzung deren nachwachsenden Rohstoffe wie Torfmoos, Schilf und Rohrkolben. Weitere Infos dazu unter „Downloads“. Diese Kooperation wird durch die Residenz fortgesetzt.

Digitale Bewerbung

Die Bewerbung ist digital bis zum 8. Juli 2020, 24 Uhr einzureichen. Die digitale Bewerbung besteht aus folgenden Unterlagen:

  • 1. Vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Bewerbungsformular
  • 2. Überzeugende Vorhabensbeschreibung zur Bewerbung, max. ½ Seite DIN A4 oder als Kurzvideo (max. 1 Min.)
  • 3. Vita (Ausbildung, Preise, Stipendien, Ausstellungen), max. 2 Seiten DIN A4
  • 4. Abbildungen / Dokumentation aktueller Arbeitsproben (Videos in Form von Links zu Ansichtskopien auf Vimeo oder YouTube oder als Download-Link)

Bitte fügen Sie die oben genannten Unterlagen (1.-4.) in einem PDF in druckbarer Auflösung (DIN A4, max. 10 Seiten, max. 20 MB) zusammen. Das PDF-Dokument benennen Sie bitte wie folgt: Dateiname=Name_Nachname.

Dieses PDF-Dokument laden Sie bitte auf unserem Upload-Portal hoch unter:
box.burg-halle.de

Jury

Für die Vergabe der Paludikultur Residenz 2020 konnte eine versierte Fachjury gewonnen werden:

  • Dr. Michael Trepel (Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein)
  • Susanne Abel (Greifswald Moor Centrum)
  • Prof. Dr. Sara Burkhardt (Didaktik der bildenden Kunst, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
  • Prof. Philip Gaißer (Bildnerische Grundlagen / Fotografie, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
  • Prof. Rita Rentzsch (Innenarchitektur/ Raumfunktionslehre, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
  • Robert Haslbeck (Ausstellen und Vermitteln, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
  • Prof. Aart van Bezooijen (Material- und Technologievermittlung, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle), Vorsitzender

Auswahlkriterien

  • Überzeugende Vorhabensbeschreibung
  • Darstellung der gestalterischen Relevanz von Paludikultur
  • Herausragende künstlerische bzw. gestalterische Qualität
  • Vollständigkeit und Aussagekraft der Bewerbungsunterlagen

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte per Mail an Susanne Abel und Aart van Bezooijen: ed.ellah-grub(ta)rutlukidulap

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Susanne Abel & Aart van Bezooijen

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Die Umsetzung des Residenzstipendiums wird durch folgende Projektförderungen unterstützt: Burg gestaltet! Qualitätspakt Lehre, MoKli - Moor- und Klimaschutz und Klimaschutz in Vorpommern – von der Einöde zum kulturellen Kleinod.