22.03.2024, Rotterdam (NL)

Zwiebeln werden geschält, Kurkuma klein gehackt, Krappwurzel-Sud wird auf Frischhaltefolie getropft und im Hintergrund blubbern Aluminiumrohre in einem Wasserbad. Wir befinden uns im Rotterdamer Hafen in einem ehemaligen Lagerhaus für Früchte aus aller Welt. Wo sich früher Bananenkisten türmten, experimentiert heute das Studio Loop Loop. Odin Visser und Charles Gateau beschäftigen sich hier mit dem Eloxieren – dem Einfärben von Aluminiumrohren- und Profilen. Noch vor ein paar Monaten benutzten die beiden Designer dafür ausschließlich erdölbasierte Pigmente, doch mittlerweile hängen in dem Studio auch Lampen in Gelb- und Rottönen von der Decke, gefärbt mit beispielsweise Birkenblättern oder Krappwurzeln. Das Studio möchte nämlich verstärkt mit nachhaltigeren und lokal verfügbaren Ressourcen arbeiten, um so den Kreis (oder Loop) zu schließen. Das Eloxieren ist ein Prozess, der normalerweise industriell und massentauglich angewandt wird. Für das Verfahren eignet sich, neben Titan, nur Aluminium, da dieses an der Luft mit Sauerstoff reagiert und so eine Oxidschicht entsteht. Diese ist allerdings nur wenige Nanometer dick, nicht besonders hart und auch optisch nicht ansprechend. Beim Eloxieren wird diese Oxidationsschicht künstlich erzeugt: Das Aluminiumteil wird in ein Bad aus verdünnter Schwefelsäure getaucht und an eine Anode geschaltet. Es entsteht eine dickere Schicht mit kapillar-ähnlichen Poren. Diese können durch Bestreichen oder Tauchen mit Farbpigmenten angereichert werden. In einem kochenden Wasserbad ziehen sich die Poren zusammen und schließen die Pigmente ein. So entsteht eine beständige Farbschicht.

Studio Loop Loop interpretiert das Eloxieren für sich neu: Sie transformieren dieses eigentlich industrielle Verfahren durch ihre, aus lokal verfügbaren Materialien, selbst gebaute “Magic Colour Machine”, zu einem Prozess mit manufakturellem Maßstab. Das Studio nähert sich dem Design-Prozess experimentell, mit Neugier und mit dem Bestreben, lokal zu arbeiten. Oder um es mit Odin Vissers Worten auszudrücken: “We don't make a sketch, instead we focus on being curious.”

In einem Workshop durften wir als Kurs das Verfahren und die Design-Perspektive von Studio Loop Loop nachvollziehen. Mit Stricken, Luftpolsterfolie, Textilien, Eintauchen, Bestreichen etc. wurden pflanzliche Pigmente aus Kurkuma, Birkenblättern, roten Zwiebeln oder Färberkrapp auf vorher eloxierte Aluminiumrohre aufgetragen. Alternativ wurden die Pflanzenblätter und Schalen angefeuchtet und direkt mittels Folie um das Rohr gewickelt. Nach ca. 30 Minuten kann die Folie entfernt werden und das Rohr wird für die Versiegelung kurz in ein kochendes Wasserbad gegeben. Das Ergebnis sind rote (Krappwurzel), gelbe (Birkenblätter), gelb-orange (Kurkuma) und braun-grüne (rote Zwiebel) schimmernde Oberflächen und Muster.