15.04.2024, Halle (Saale)

Jedes Jahr spülen Deutschlands Strände tausende Tonnen Treibsel an, die von den Küstennahen Kommunen teuer als Biomüll entsorgt werden. Baltic Materials stellt diese Praxis infrage und erkennt das enorme Potenzial von Seegras und Co. Es kommt in großen Mengen vor, benötigt keine Ackerfläche, Bewirtschaftung oder Dünger, ist wetterunabhängig und bindet viel CO2 – Eigenschaften, die nicht viele pflanzenbasierte Rohstoffe aufweisen. Marc Wajda und Tjark Ziehm nutzen diese mehr oder weniger frei verfügbare Biomasse für ihr nachhaltiges Produktportfolio. Dazu gehören baltic seed, ein Dünger, der aus pyrolysiertem Treibsel gewonnen wird, sowie das Polstermaterial baltic fill und das Dämmungsmaterial baltic therm, die beide aus feuerfestem, robustem Seegras hergestellt werden.

Um ihre Produkte ganzheitlich und nachhaltig herzustellen, kümmert sich Baltic Materials um jeden Schritt der Produktion, von der Logistik über die Produktentwicklung bis zum Vertrieb. Dieser Ansatz birgt jedoch einige Herausforderungen. Es musste eine Kooperation mit den Kommunen aufgebaut werden, um überhaupt an das Treibsel zu gelangen. Diese liefern nun das gesammelte Treibsel an Baltic Materials, wobei hunderte Tonnen Material auf einmal geliefert werden können, was einen großen Lagerplatz erfordert. Derzeit umfasst dieser 2000m². Von dieser Masse besteht 60% aus Sand. Nachdem dieser aussortiert ist, wird die verbleibende Biomasse über die Abwärme der Pyrolyseanlage getrocknet, wobei weitere 75% des Gewichts als Wasser verdampfen. Am Ende bleibt von einer immensen Lieferung nur eine kleine, verwertbare „Ernte“ übrig. Da die meisten Produkte, wie das BalticFill, sortenreines Seegras benötigen, muss die verbleibende Biomasse erneut sortiert werden, was mittels einer KI-gesteuerten Robotik geschieht.

Weitere Probleme ergeben sich aus der Unvorhersehbarkeit der Materialzufuhr, da Treibsel unregelmäßig angeschwemmt werden. Außerdem ist die Biomasse im Sommer leichter zu verarbeiten als im Winter. Obwohl das Seegras- und Algenwachstum nicht vom Wetter abhängig ist, wird es doch vom Klimawandel beeinflusst, und die Menge des angeschwemmten Materials nimmt ab.