15.04.2024, Halle (Saale)

Laura Drouet und Olivier Lacrouts von studio d-o-t-s besuchten uns digital per Zoom aus Mailand, um uns von ihrem Ansatz des phyto-centered design (pflanzenzentrische Designs) und ihrer Ausstellung Plant Fever zu berichten.
Bei der Konzeption der Ausstellung ergab sich eine thematische Unterteilung in 3 Kapitel:
Im ersten Teil wird der klassisch industrielle und ausbeuterische Umgang mit Pflanzen reflektiert: Wie nutzt der Mensch Pflanzen als Ressourcen, und wie können wir von ihnen profitieren? Der zweite Teil der Ausstellung erforscht Pflanzen als Pets, Hauswesen, als domestizierte Mitbewohner unserer Privatsphären. Die Interaktion zwischen Menschen und Pflanzen sowie ihre Kameradschaft wird auf eine sensorische Weise hervorgehoben. Schließlich schlägt der dritte und letzte Akt der Ausstellung eine Allianz mit den Pflanzen als Verbündete vor: In spekulativen Szenarien werden Pflanzen aus neuen Perspektiven betrachtet, als empfindsame Wesen anstelle von Ressourcen oder Haustieren, als "Mitbewohner des Planeten Erde". Olivier erklärte, es gäbe es ein "Zitat von jemandem", das lautet: "Pflanzen sind die Designer der Erde".
Als nächstes präsentierte das Duo ihr Manifesto of Phyto-centered Design, das aus dem Ausstellungsprozess resultierte – sie entschieden sich, es ganz am Ende der Ausstellung zu platzieren, um seine dramatische Kraft zu verstärken und die Besucher mit klaren und prägnanten Richtlinien für ihren weiteren Umgang mit pflanzlichem Leben zu verlassen. Laura und Olivier gingen auf die sieben Punkte des Manifests im Detail ein, erklärten den Prozess und die Argumentation hinter jedem einzelnen und illustrierten sie mit Beispielen aus der Ausstellung.
Zunächst sprachen sie darüber, dass Pflanzen mehr sind als einfach Ressourcen, auch wenn wir sie als solche verwenden – dass sie Beziehungen eingehen und komplexer sind, als es den Anschein hat. Sie riefen dazu auf, Monokulturen zu boykottieren, sich einen plurikulturellen Ansatz zu Ressourcen anzueignen und kapitalistischen Tendenzen zu widerstehen, die Natur in ein ausbeuterisches System zu vereinfachen. Darüber hinaus forderten sie dazu auf, Produkte in Bezug auf die Pflanzen zu denken, aus denen sie hergestellt werden: Klein denken, saisonal denken, lokal und spezifisch denken. Laura und Olivier machten es sich zur Aufgabe, "die alte Allianz wiederherzustellen": Jene Menschen zu schützen, die an Pflanzen gebunden sind und deren Traditionen, ihre Technologien, ihre Forschung und Erkenntnisse ebenfalls. Die beiden plädierten für einen Stopp des "Krieges gegen Invasive" und eine Neubewertung der Beziehung zu nicht-einheimischen Pflanzen, da die Vorstellung von Invasivität auch kulturell und die Wahrnehmung von Pflanzen sehr subjektiv sei - die meisten "invasiven" Arten wurden immerhin ursprünglich für ihre geschätzten Eigenschaften importiert! Die Punkte fünf und sechs des Manifests, weniger ist mehr und hinterlasse keine Spuren, sind oft wiederholte Mantras in den Bereichen Design und Naturerkundung, haben aber auch in Bezug auf die phytozentrische Gestaltung Relevanz: Je weniger Material wir verwenden, desto besser für Pflanze und Planet, und durch die Akzeptanz des Verfalls und die Verwendung pflanzlicher Materialien werden Objekte vorstellbar, die nicht permanent sind – die meisten Gegenstände müssen ja nicht ewig existieren. Im letzten Punkt erinnerten uns studio d-o-t-s schließlich daran, gemeinsam mit Pflanzen zu designen – den Pflanzen die Führung zu überlassen, ihre Langsamkeit zu akzeptieren und zu respektieren, ihre Bereitschaft zu wachsen oder nicht.
Laura und Olivier erzählten uns von den anderen Ausstellungen, die sie seitdem hatten, und von der Forschung, die sie im selben Bereich betreiben – davon, wie die Ausstellung Plant Fever nun auch zu einem Buch geworden ist und es ein weiteres (Greenhouse Stories) gibt, bevor sie sich schließlich verabschiedeten und uns unseren dampfenden Köpfen nach einem langen, vollen Tag interessanter Gespräche und Themen überließen.