Am 14. Oktober 2015 fand in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die feierliche Verleihung von fünf GiebichenSteinen an insgesamt sechs herausragende Projekte im Design statt

Am 14. Oktober 2015 wurden in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt die GiebichenStein Designpreise 2015 der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (BURG) verliehen. Fünf GiebichenSteine wurden an insgesamt sechs herausragende Projekte im Design vergeben. Ein weiteres Projekt erhielt den Grassi Nachwuchspreis. Die Preisträgerarbeiten sowie die nominierten Arbeiten waren vom 15. bis 21. Oktober 2015 in den Räumen der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt zu sehen.

GiebichenStein Designpreis

Die Preisträger in den Kategorien Beste Kommunikation, Beste Idee/bestes Konzept, Engagiertestes Anliegen und Interessantestes Experiment wurden aus insgesamt 20 nominierten Studienarbeiten aus dem Fachbereich Design der BURG von einer externen Jury ausgewählt. Zusätzlich wird der „GiebichenStein der Freunde“ vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule sowie der GRASSI Nachwuchspreis, gestiftet von Culturtraeger, vergeben. Eines der nominierten Projekte wird zudem für ein Jahr im Stadtmuseum Halle ausgestellt.

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat den GiebichenStein Designpreis in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben. Teilnehmen konnten Studierende aus dem Fachbereich Design, und zwar mit Projekten und Arbeiten, die zur Jahresausstellung im Juli 2015 gezeigt wurden. Die Nominierungen erfolgten durch eine interne Jury, die finale Preisvergabe nahm eine externe Jury vor. Die Auszeichnung verfolgt das Ziel, die Debatte über Arbeiten zu intensivieren und den Dialog und das Beziehen von Positionen zu fördern. Der GiebichenStein Designpreis ist jeweils mit 500 Euro dotiert, gestiftet vom Verein der Freunde und Förderer der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.

Preisträger der GiebichenStein Designpreise 2015

Mit einer Trophäe aus rotem Porphyr, dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront, wurden Arbeiten in folgenden Kategorien prämiert:

Der GiebichenStein für die Kategorie Beste Kommunikation ging an das Projekt „Zettelwerk – Archiv für Alltagsdrucksachen“ von Sarah Fricke, Lea Sievertsen und Lisa Petersen, betreut von Prof. Anna Berkenbusch und Ferdinand Ulrich. Die Bachelorarbeit in Kommunikationsdesign ist eine multimediale Sammlung von gedruckten Alltagsdokumenten der letzten 100 Jahre und verbindet typografische Zeitzeugenschaft mit wichtigen Eigenschaften des Archivs. Das Projekt beinhaltet auch eine Publikation, die im Juli 2015 im Hochschulverlag der BURG erschienen ist. In der Jurybegründung heißt es über das Projekt und die Idee des Sammelns: „Diese Leidenschaft auf eine große Bühne, in eine größtmögliche Öffentlichkeit zu heben, ohne Plattitüde, ohne den Staub des ewig Gestrigen und ohne Vorbehalte, das ist den drei Absolventinnen des Studienganges Kommunikationsdesign gelungen. Mit ihrer Abschlussarbeit Zettelwerk zeigen sie auf, wie eine Sammlung mit zeitgenössischen Methoden initiiert werden kann.“
„Zettelwerk“ wurde vom Stadtmuseum Halle ausgewählt, um für ein Jahr in ihrer ständigen Ausstellung gezeigt zu werden sowie als Projekt die Sammlung des Museums zu ergänzen.

In der Kategorie Beste Idee / Bestes Konzept wurde die Arbeit „malu“ von Felix Brokbals ausgezeichnet, eine Bachelorarbeit im Fach Multimedia |Virtual Reality Design, betreut von Tom Hanke und Anette Scholz. „malu“ ist ein Werbeclip für ein fiktives Produkt für digitale Implantate im menschlichen Körper, die die Wahrnehmung, Vernetzung und Optimierung des eigenen Lebens zum Ziel haben. Der Film zeigt eine mögliche Zukunft, die ästhetisch vertraut und greifbar scheint, zugleich jedoch ein Szenario der totalen Datenerfassung und Selbstoptimierung malt. Die Begründung der Jury hält folgendes fest: „Felix Brokbals spielt mit unseren Sehgewohnheiten. Er weiß, wie für uns Realität konstruiert wird. Mit „malu“ hat er ein Design Fiction Video produziert, das gekonnt zwischen Produkt und Spekulation balanciert, sodass es fast unmöglich scheint zu erkennen, was hier schon wahr und was noch falsch ist.“

Der GiebichenStein in der Kategorie Engagiertestes Anliegen ging in diesem Jahr an zwei Projekte: Ausgezeichnet werden „Mio – new ideas for cultural exchange“ von Delphine Bishop und Lina Zacher sowie „Jeden Tag Sonntag – gestalterisch-forschende Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz“ von Bianca Elgas.

„Mio – new ideas for cultural exchange“ von Delphine Bishop und Lina Zacher ist ein Konzept für interkulturelle Videopatenschaften, welches im Fach Spiel- und Lerndesign entwickelt wurde, betreut von Prof. Katrin Schmidt-Ruhland. Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, nicht nur im Schulbuch, sondern persönlich im Austausch mit einem Paten auf der anderen Seite der Erde etwas über andere Kulturen und Lebensweisen zu lernen. Die Jury würdigt diese Projekt wie folgt: „Das Projekt MIO ist ein Paradestück für die plastische Erklärung dazu, was in aller Welt eigentlich unter dem Begriff „Partizipatives Design“ zu verstehen ist. Den beiden Autorinnen Delphine Bishop und Lina Zacher ist es mit viel Überzeugungskraft, Motivationstalent und Voraussicht und vor allem einer guten Idee gelungen, die Kinder einer Grundschule in Halle und einer Schule in Madagaskar in den kulturellen Austausch auf Augenhöhe zu bringen.“

Das Projekt „Jeden Tag Sonntag – gestalterisch-forschende Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz“ von Bianca Elgas befasst sich mit einem gesellschaftlich hoch brisanten Thema: Im Jahr 2015 werden laut Hochrechnungen etwa 3 Millionen Demenzkranke in Deutschland leben, wenn bis dahin keine Therapie gefunden wird. Bianca Elgas hat ein Brett- und Kartenspiel entwickelt, das den Umgang mit Demenz erleichtert und eine spielerische Annäherung an die Wahrnehmung von Demenzkranken ermöglicht. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Vincenz Warnke und Johanna Richter. „Die Karten evozieren Kindliches, provozieren Motorisches und reduzieren Trennendes – über Alters- und Generationsgrenzen hinweg“, so die Jury in ihrer Begründung. „Mit viel gestalterischem Feingefühl hat Bianca Elgas eine Methode entworfen, die auf die Fähigkeiten der Demenzkranken eingeht, ohne sie zu bevormunden.“

In der Kategorie Interessantestes Experiment erhielt die Arbeit „Patterns“ von Adrian Madaj einen GiebichenStein, betreut von Vertretungsprof. Mareike Gast im Fach Industrial Design. Adrian Madaj hat mit Furnierhölzern und ihrer Reaktion auf Wasser experimentiert: Die Millimeter fein geschnittenen Holzflächen verziehen sich, wölben sich auf und finden zeitweilig zu einer neuen Form. Die Bewegungen und Strukturen, die aus den in verschiedene Formen geschnitten Hölzern in der Reaktion mit Wasser entstehen, rufen unterschiedlichste Assoziationen hervor und können für verschiedene Anwendungsbereiche nutzbar gemacht werden. Die Jury würdigt das Projekt wie folgt: „Adrian Madaj möchte bewusst die Anwendung der verschiedenen Muster offen lassen, um die Kreativität derer, die später mit dem Material arbeiten möchten, nicht einzuschränken. Dadurch besitzt das Projekt auch eine soziale Dimension - es öffnet sich einem größeren Kreis von Interessierten, die es um ihre eigenen Ideen, Assoziationen und Anwendungsmöglichkeiten bereichern werden.“

Der GiebichenStein der Freunde, der nicht von der externen Jury, sondern vom Freundes- und Förderkreis der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle e.V. verliehen wird, ging an das Projekt „Maskenautomat“ von Felix Behr, betreut von Prof. Vincenz Warnke und Johanna Richter im Fach Industriedesign. Es handelt sich um einen Fotoautomaten, der das Bild der fotografierten Person auf eine gelöcherte Maskentüte druckt, die dann von anderen getragen werden kann. Der Freundes- und Förderkreis begründet seine Entscheidung wie folgt: „Der „Maskenautomat“ hilft auf fröhliche Art und Weise dem Nutzer zum einen bei diesem von Zeit zu Zeit notwendigen Wechsel der Perspektive auf sich selbst, zum anderen wird durch den Rollenwechsel mit dem Gegenüber auch ein Verständnis für dessen Denken und Tun gefördert. So könnte ein „Maskenautomat“ zum wechselseitig besseren Verstehen der verschiedensten zwischenmenschlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Positionen beitragen.“

GRASSI Nachwuchspreis

Der von Culturtraeger gestiftete Preis wird jährlich im Rahmen der Vergabe des GiebichenStein Designpreises für eine ausgezeichnete Abschlussarbeit an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Fachbereich Design vergeben. Mit dem GRASSI Nachwuchspreis wurde in diesem Jahr „CONNECT“ von Robert Hahn ausgezeichnet, eine von Prof. Klaus Michel und Henrik Bettels betreute Arbeit im Fach Innenarchitektur. Die Arbeit wird von Culturtraeger GmbH angekauft und in die Sammlung des GRASSI Museums Leipzig aufgenommen. „CONNECT“ ist ein modulares Regalsystem, dessen Grundgerüst auf Eichenholmen basiert, die mit Spritzgussknoten verbunden werden. Es kann komplett werkzeuglos montiert werden und ist beliebig veränderlich und erweiterbar.
Eine Initiative von Culturtraeger GmbH in Zusammenarbeit mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig.

Preisträger/Jury

Die Arbeiten wurden von einer externen Jury aus zwanzig nominierten Arbeiten ausgewählt. Der Jury gehörten an: Alexa Blum (Textildesignerin, Langenthal/Schweiz), Torsten Klocke (Innenarchitekt, Halle), Konrad Renner (Grafikdesigner, Halle) und Christian Zöllner (Interaction Designer, Berlin).

Preise

Der Freundes- und Förderkreis der BURG dotiert jeden der fünf GiebichenSteine mit 500 €.
 Ferner werden den Autorinnen und Autoren der nominierten Wettbewerbsbeiträge die professionell erstellten Fotografien ihrer Arbeiten zur persönlichen Verwendung zur Verfügung gestellt.
 Alle nominierten Arbeiten werden in das Hochschularchiv aufgenommen, im Jahrbuch 2015 der BURG publiziert und im Stadtmuseum Halle ein Jahr lang elektronisch präsentiert.