Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle zeigt Arbeiten von Absolvent*innen in gemeinsamer Ausstellung von 26. September bis 11. Oktober 2020 in der Spinnerei Leipzig.

Mit der Ausstellung Latent Space werden vom 26. September bis 11. Oktober 2020 bereits zum dritten Mal künstlerische Positionen von jungen Absolvent*innen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im UNTERGESCHOSS 14 der Spinnerei Leipzig präsentiert. Die Schau bietet einen Einblick in vielfältige Bildräume: Die neun Künstler*innen – Etienne Dietzel, Lauriane Dine, Simon Kießler, Han Kim, Hannah Kohn, Nora Manthei, Renin Zeynep Simsek, Margarita Wenzel, Lina Zacher – haben vor Kurzem ihr Diplom- bzw. Meisterschülerstudium an der BURG abgeschlossen und etablieren sich derzeit erfolgreich im Kunstfeld. In welche unterschiedlichen Richtungen sich ihre individuelle künstlerische Praxis nun weiter entwickelt, wird durch die Präsentation sichtbar.

Die durch eine Jury aus dem Abschlussjahrgang 2018/19 der BURG ausgewählten Positionen verdeutlichen dabei die große Heterogenität der künstlerischen Arbeitsweisen ebenso wie die Bandbreite der künstlerischen Studiengänge an der halleschen Kunsthochschule. Sie reicht von poetischen und konzeptuellen Ansätzen bis hin zu Auseinandersetzungen mit kulturellen und gesellschaftlichen Fragestellungen. Auch Humor kommt in der Ausstellung nicht zu kurz. Unterschiedliche künstlerische Medien wie Malerei, Zeichnung, Skulptur und Textil stehen neben fotografischen, filmischen und performativen Positionen.

Etienne Dietzel (*1986 in Bad Salzungen) arbeitet mit neuesten Techniken der Bilderzeugung und -verarbeitung. So nutzt er zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz generierte Bilder von Vasen, um sie im „Malen nach Zahlen“-Prinzip nachzumalen. Die Arbeit 3 simple rules wiederum ist ein live generiertes Videobild, das auf Grundlage von widersprüchlichen Parametern Schwarmverhalten visualisiert. Lauriane Dine (*1992 in Pont-Audemer, Frankreich) verbindet Grafik und Raum. Mit ihren Installationen schafft sie Anordnungen voller Fragilität und Poesie. Formen und Strukturen aus der Natur bilden oft den Bezugspunkt für formale Untersuchungen. Simon Kießler (*1983 in Elsterwerda) interessiert die Irritation, das Deplatzierte und die Verwirrung. In seiner Performance We don‘t need no education / Minibagger ließ er einen Baggerführer und einen Professor für Malerei gegeneinander antreten. Die dabei entstandenen Porträts können durchaus als naive Malerei durchgehen. Der Filmemacher Han Kim (*1978 in Damyang, Südkorea) erzählt Geschichten zwischen Fakt und Fiktion. Sein 3-Kanal-Video Bittersweet Parade handelt von vier Protagonist*innen und ihren Blicken ins Verborgene der Schattenseite des Mondes. Für Hannah Kohn (*1992 in Braunschweig) ist Malerei ein Mittel der Spannungsentladung. Ihre großformatigen Bilder entstehen im direkten Kontakt von Hand und Farbe. Die Leinwand wird zum Dokument des Handabdrucks und eines Malprozesses zwischen Zärtlichkeit und Brutalität. Nora Manthei (*1992 in Duisburg) bezeichnet sich als Alltagsarchäologin. Für ihre Fotoserie [‘ia:’a:] geht sie der kulturhistorischen Bedeutung der Leinwand nach. Der traditionelle männliche Malergestus wird dabei ebenso hinterfragt wie die Klischeefigur der „starken Frau“. Die Grafiken und Plastiken von Renin Zeynep Simsek (*1992 in Istanbul, Türkei) kombinieren Elemente christlicher und islamischer Kunst und scheuen sich auch nicht vor Anleihen aus dem Kitsch. Farbenfroh, aber nicht ohne Brüche kommt diese Auseinandersetzung mit kulturellen Identitäten, Migration und Immigration daher. Margarita Wenzel (*1989 in Berlin-Pankow) schafft Gewebe ganz unterschiedlicher Art. Für das Jacquardgewebe Furnier wendet sie die Technik der Imitation von natürlichen Oberflächen auf die Synthetikfaser Wollpryla an – ein Garn, das in der DDR entwickelt wurde und wiederum Schafwolle imitiert. In der Arbeit Bildträger erzeugt eine Struktur aus feinen Linien ein flimmerndes, visuelles Gewebe.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung wird der Dokumentarfilm Fonja von Lina Zacher (*1991 in Braunschweig) im Luru Kino in der Spinnerei gezeigt. Entstanden während eines Filmworkshops im Jugendgefängnis in Antananarivo auf Madagaskar zeigt Fonja, wie die Teilnehmer*innen selbst zu Filmemacher*innen werden und erzählt gleichzeitig von den persönlichen Träumen und Kämpfen der Insassen.

Die Schau Latent Space wird parallel zum Herbstprogramm der Spinnereigalerien eröffnet und steht in einer Reihe von Ausstellungen, in denen die BURG bemerkenswerte Positionen von Absolventinnen und Absolventen einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt.

 

Latent Space
Ausstellungsdauer: 26. September bis 11. Oktober 2020
Eröffnung: Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen findet keine feierliche Eröffnung statt
Ort: UNTERGESCHOSS 14, Spinnerei Leipzig, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr
Eintritt: Der Eintritt ist kostenfrei.
Kurator: Stefan Hurtig
Projektleitung: Prof. Rolf Wicker
Die Ausstellung wird durch „Burg gestaltet! Qualitätspakt Lehre“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL17066 gefördert.

Begleitprogramm:
Die Künstler*innen sind anwesend: Samstag, 26. September und Sonntag, 27. September, 11 bis 18 Uhr

Filmscreening: Fonja von Lina Zacher im Luru Kino in der Spinnerei: Sonntag, 27. September und Sonntag, 4. Oktober, jeweils um 17 Uhr
Kuratorenführung mit Stefan Hurtig: Samstag, 3. Oktober und Sonntag, 11. Oktober, jeweils um 15 Uhr

Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen dürfen sich voraussichtlich max. 32 Personen gleichzeitig im Ausstellungsraum aufhalten. Eine Anmeldung vorab ist nicht notwendig. Besucher*innen müssen eine Mund-Nase-Bedeckung tragen.

Weitere Informationen: www.burg-halle.de/alumniausstellung
Social Media: Die BURG kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #LatentSpace und #BurgHalle