In diesem Jahr stellen 11 nominierte Burg-Absolvent*innen aus dem Fachbereich Design in der Ausstellung zum German Design Graduates Award, unter dem Titel „Dare to Design“, im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg, aus. Die Schau wird von Freitag, 1. September bis Sonntag, 8. Oktober 2023, gezeigt.

In diesem Jahr werden elf nominierte Alumni mit neun Projekten aus dem Fachbereich Design der BURG auf der Ausstellung im Rahmen des German Design Graduates Awards 2023 in Hamburg vertreten sein. Unter dem Titel Dare to Design, initiiert und kuratiert von German Design Graduates des Rates für Formgebung, werden herausragende Abschlussarbeiten von Absolvent*innen der renommiertesten deutschen Design- und Kunsthochschulen aus den Bereichen Produkt- und Industriedesign gezeigt.
Die jährlich stattfindende Gruppenausstellung ist erstmals im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg zu Gast. Mit rund 45 Arbeiten werden in der Ausstellung Positionen präsentiert, die auf drängende Fragen und aktuelle Herausforderungen im Spannungsfeld von Kultur, Gesellschaft, Forschung, Technologie und Nachhaltigkeit reagieren. Die Ausstellung wird begleitet von einem diskursiven Rahmenprogramm in den Räumen des Museums. In Vorträgen, Workshops und Talks diskutieren Absolvent*innen und Branchenexpert*innen über die Zukunft von Design und Perspektiven für junge Talente.
Am Donnerstag, 31. August 2023, um 17.30 Uhr wird die Ausstellung eröffnet. Dann werden auch die Gewinner*innen des German Design Graduates Awards bekannt gegeben.

 

Die Design-Projekte

Kategorie Forschung und Transfer

Jonathan Hase, Industrial Design
Vaporated Time – Vermittlung der Klimakrise durch die Gestaltung eines Zeiterfahrungsobjekts am Beispiel des Flusses Elbe

Vaporated Time ist eine Masterarbeit zu den Themen Zeit und Klima. Mit Hilfe designtheoretischer Texte wird Zeit als Kulturtechnik erschlossen, die sich gestalten lässt. Die Installation Vonjeher ist ein neues Zeiterfahrungsobjekt. In der öffentlich zugänglichen Installation werden Zeitpunkte und Zeiträume durch Wetter- und Klimaveränderung bedingt.
Dem Problem, dass die Menschen ein Leben mit dem Klimawandel nicht mitgestalten können, ohne alltägliche Informationen zum Zustand des Klimas zu kennen, wird durch theoretische Vorarbeit und den Entwurf einer Installation entgegengewirkt.

Kim Cordes, Conceptional Textile Design
ReFib Recyclingfibroin als Textilveredelung
Das Projekt untersucht die Möglichkeiten des biochemischen Recyclings von Seide. Mithilfe eines nicht-toxischen Löseverfahrens sind Seiden-Fibroine aus Mischgeweben und Produktionsabfällen gelöst worden. Aus dem ReFib sind Ausrüstungen von Wollgarnen, Gewebebeschichtungen und organische Formen enstanden. Die Farbe der Seide, ihre optischen und haptischen Eigenschaften, konnten so auf andere Materialien übertragen werden.
Mit Methoden der gestaltenden Forschung sind mehr als hundert Proben entstanden und dokumentiert worden. Unter dem Forschungstitel silcularity sind so weitere Strategien für eine zirkuläre Nutzung von Seiden entstanden.
Um ein höheres Maß an Resilienz für die Herausforderungen im Anthropozän zu erreichen, sind neue Verfahren, Materialien und eine ressourceneffizientere Energie- sowie Rohstoffnutzung erforderlich. Die gestaltende Forschung unterstützt dabei die Entwicklung, wissenschaftliche Erkenntnisse begreifbar und im besten Fall nutzbar zu machen.

Sulamith Gutwein, Product Design and Design of Porcelain, Ceramics and Glass
Aus der Asche – Eine experimentelle Studie über Asche in Glasuren

Die Masterarbeit widmet sich der Untersuchung von Ascheglasuren, die auf der Basis von Reststoffen aus Biomasse-Kraftwerken hergestellt werden. In einer umfassenden Materialstudie werden neue Wege für den Einsatz von Sekundärmaterialien in der Keramik aufgezeigt.
In den Glasuren werden Spuren der Natur und des Menschen sichtbar gemacht, die Pflanzen während ihres Wachstumszyklus und der Weiterverarbeitung in einem Produktzyklus aufgenommen haben. Jede Glasur erzählt eine individuelle Geschichte über die Herkunft der Pflanze und ihre Verflechtung mit den sie umgebenden Systemen.

Florentine Voigt und Gesa Janßen, Design of Playing and Learning
Design & Therapie – Ein Gestaltungskonzept für das MZEB Oldenburg
Gelungene Raumgestaltung kann Stress reduzieren, die Aufenthaltsqualität von Gesundheitsbauten verbessern und so den Therapie- und Genesungsprozess unterstützen. In Kooperation mit dem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung Oldenburg (MZEB), haben die beiden Designer*innen ein Gestaltungskonzept erarbeitet, das Räume, Objekte und Abläufe miteinander verbindet – und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingeht. Einen Raum zu schaffen, der allen gerecht wird, kann nur im Austausch mit den verschiedenen Nutzer*innengruppen und den dadurch bewirkten Perspektivwechsel gelingen.
Entstanden sind unter anderem ein Farb- und Raumkonzept, ein modularer Sinneswagen und zwei therapieunterstützende Mobiles.

Katharina Mludek, Designstudies
Toastbrot – Fragmente einer Designgeschichte

Was haben Toastbrot, weiße Wände, der Stuhl Nr. 14 von Thonet, ein Schiffscontainer und der Monoblock gemeinsam?
In der Arbeit wird die Geschichte der Industrialisierung von Brot nacherzählt und zugleich die Effekte beleuchtet, die im Verlauf der Moderne auf das Produktdesign von 1900 bis heute eingewirkt haben. Im direkten Vergleich mit stereotypen Designobjekten wie z. B. Stühlen, wird deutlich: „Food can be called a design object just like any other artefact.“ (Honey & Bunny)
Indem die Objektbiografie eines alltäglichen Lebensmittels in den Mittelpunkt gestellt wird, sollen bestehende Konventionen der Designgeschichtsschreibung aufgebrochen und darüber hinausgehende Aspekte von Food- und Produktdesign verdeutlicht werden. Der Untersuchungsgegenstand Toastbrot ermöglicht es auf einfache Weise, Schlüsselkonzepte der Designgeschichte und -theorie darzustellen und diese (hier und da) aufs Korn zu nehmen. Zugleich versteht sich die Arbeit als Vermittlerin für die Designdisziplin.

Kategorie Gesellschaft und Gemeinschaft

Nikolaus Hößle, Industrial Design
COMMUNITY living – COLLECTIVE design – Partizipative Gestaltung eines Begegnungsortes für selbstverwaltetes, gemeinschaftliches Wohnen

Auf der Suche nach den Designansprüchen an ein Wohnen von morgen, habe ich mit der Genossenschaft WohnUnion zusammengearbeitet, die sich dafür einsetzt, sozial gerechtes Wohnen nach Halle zu bringen. Zu diesem Zweck werden aktuell mehrere Häuser im Neumarktviertel saniert; zudem realisiert ein in die WohnUnion integrierter Verein kulturelle Angebote im Quartier. Im Rahmen der Arbeit habe ich mit Hilfe von drei partizipativen Methodenbausteinen gemeinsam mit der WohnUnion einen Begegnungsort für den Hinterhof entworfen: die Hof-Oase. Der Platz eignet sich für Feste, kulturelle Veranstaltungen und Versammlungen.
Damit Bewohner*innen beim Bau der Hof-Oase beteiligt werden können, gibt es ein Montagetool. Das Tool ermöglicht es, dass komplexe digitale Formen, wie sie bei Methodenbaustein III mit Hilfe von Platzhaltermöbeln entstanden sind, aus recycelten Ziegelsteinen gemauert werden.

Amanda Püschel, Design of Playing and Learning
Küchenchaos – Spielend vermitteln

Das Gesellschaftsspiel Küchenchaos behandelt das Thema Lebensmittelverschwendung und setzt sich spielerisch damit auseinander. Mit entsprechenden Zutaten wird nach Rezepten gekocht, die in einer Küche einsortiert und gesammelt werden. Das Spiel vermittelt Alltagskompetenzen für das richtige Verhalten im Haushalt. Darunter fallen das richtige Lagern der Lebensmittel, der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen und der Verbrauch der eingekauften Nahrungsmittel.

Sabeth Niemann, Design of Playing and Learning
Kinderrechte und 10210 gute Dinge – Ein mobiles Vermittlungskonzept
Das Projekt beschreibt das Konzept eines Workshops einschließlich der dazugehörigen Materialien, um auf spielerische Weise mit Kindern Kinderrechte zu erarbeiten. Ziel des Workshops ist es, Prozesse zur Stärkung des Selbstbewusstseins anzustoßen und dazu anzuregen, eigene Bedürfnisse zu kommunizieren.
Die Materialbox ist für Kinder im Alter von etwa 8 bis 12 Jahren und für Leiter*innen des Workshops ab etwa 16 Jahren geeignet. Der Schwerpunkt des zwei- bis dreistündigen Workshops liegt auf den Sichtweisen, Meinungen und Gedanken der Kinder. Die Materialien schaffen eine offene, interaktive und kreative Atmosphäre, bei der das Lernen als aktiver Prozess verstanden wird.

Kategorie Nachhaltigkeit und Zirkularität

Björn Naumann und Karl Anton Schinkel, Industrial Design
C.O.W. – Circular Organic Waste


C.O.W. ist eine autarke Kochstation für lokale Gemeinschaften. Wie im Magen einer Kuh werden in einem Fermenter durch die bakterielle Zersetzung von Zellulose Biogas und Biodünger CO₂-neutral bereitgestellt. Das Open-Source-System ist kreislauffähig und fördert – neben gemeinschaftlichen Aktivitäten – das Bewusstsein für Energieverbrauch und Biomüll als nutzbare Ressourcen. Das produzierte Brenngas wird in einem Reservoir sichtbar gespeichert und dient als Brennstoff für die Zubereitung von Lebensmitteln. Der dabei anfallende Bioabfall kann dem Prozess anschließend wieder als Energiequelle zugeführt werden.

 

Dare to Design –  Ausstellung zum German Design Graduates Award 2023
Laufzeit: Freitag, 1. September bis Sonntag, 8. Oktober 2023
Ort: Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg, Steintorpl., 20099 Hamburg
Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 8 Euro.
Öffnungszeiten: Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do, 10 bis 21 Uhr, Mo geschlossen