Die Aussage, dass das Internet nichts vergessen würde, ist fast ebenso falsch wie die Behauptung, dass es für uns alle Neuland wäre. Wir blicken auf eine bereits über dreißigjährige Geschichte zurück, deren Anfänge (sowohl inhaltlich als auch visuell) bis auf wenige Highlights kaum noch zu rekonstruieren sind. Bis heute ist der Mythos um den Brand der Bibliothek von Alexandria ein Synonym für den Verlust von analog aufgezeichneten Wissen. Doch was passiert mit dem digitalen Wissen von heute, wenn der Strom ausfällt, Server abgeschaltet werden oder es zensiert, gelöscht oder überschrieben wird?

Die Produktion von Daten im Internet beschleunigt sich nahezu exponentiell. Täglich entstehen etwa 328.770.000 Terabyte neuer Daten im Internet, das inzwischen auf ein geschätztes Datenvolumen von 64.000.000.000 Terabyte angewachsen ist. Die Speicherung der Daten nimmt eine Unmenge an Ressourcen in Anspruch, deren Zukunft ungewiss ist. Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie das langfristige Speichern gelingen kann, zum Beispiel in DNA-Sequenzen. Um ein grobes Bild zu vermitteln: Es braucht ungefähr die DNA von 228.998 Katzen oder 14.883 Elefanten, um diese Datenmenge zu speichern.

Doch sollten die Daten erreichbar sein und zwischen all den anderen verfügbaren Daten auch noch gefunden werden, ergeben sich beinahe unendliche Möglichkeiten, diese fragmentarisch aufzubereiten, zu strukturieren und zugänglich zu machen.

Keine Angst, es geht nicht um Big Data, sondern um die Archivierung eines Ausschnittes von Wissen und Information, der für euch wichtig oder interessant ist. Dieses Fragment vom Großen und Ganzen möchten wir als Ausgangspunkt nutzen, um dabei über Fragen nachzudenken, die wie folgt sein könnten:

Inhalt. Was ist es wert, überliefert/archiviert zu werden? 

Die Auswahl und Aufbereitung der verfügbaren Informationen bildet die Grundlage des Projekts. Dabei wird entschieden, welche Informationen relevant sind und wie sie aufbereitet werden sollen. Das Ziel kann sowohl ein persönlicher als auch ein gesellschaftlicher Mehrwert sein. 

Zeit. Welches Medium ist am beständigsten? 

Die Wahl des Mediums, in dem die Daten dargestellt werden sollen, ist entscheidend für die Zugänglichkeit und die Art der Dokumentation. Wird es eine Webseite, ein Buch, ein Poster oder am Ende doch eine Steintafel?

Transfer. Wie kann etwas von einem in ein anderes Medium transferiert werden? 

Das beginnt zum einen bei der Dokumentation des Materials, die sich immer aus dessen Eigenschaften ergibt. Ist es ein Transfer aus der physischen Welt in die digitale oder umgekehrt? Ist es statisch oder bewegt es sich? Wie dokumentiert man physische Interaktion? Hat es Ton? Wie muss etwas beschrieben werden, um den Kontext zu verstehen, aus dem es stammt?

Struktur. Welche Möglichkeiten haben wir, Informationen aufzubereiten und zugänglich zu machen? Welches Medium eignet sich für den jeweiligen Anwendungsfall am besten und wie unterscheiden sich die Möglichkeiten in den einzelnen Medien voneinander?

Erst durch die Strukturierung, Aufbereitung und Kuration der Informationen erschließt sich deren volles Potenzial. Ziel ist es, die gewählten Inhalte zu organisieren und zu kontextualisieren. Auch hierbei schauen wir in allen Medien auf eine lange Tradition, aus der es viel zu lernen gibt. Doch was ist der beste Weg? Und noch viel wichtiger, sind die besten Wege und Methoden bereits entdeckt?

 

Bachelor Kommunikationsdesign
Mit den bisher erlernten Kompetenzen wird im Modul Komplexes Gestalten projektorientiert unter einem spezifischen Thema gearbeitet. Die Studierenden führen dabei eigenständig alle Schritte von der Recherche über die Konzeptentwicklung und den Entwurf bis hin zur Gestaltung und abschließenden Präsentation durch.

Master Visual Strategies and Stories
Im Master Modul Komplexes Gestalten wird im Rahmen einer projektorientierten Auseinandersetzung anhand eines künstlerisch-gestalterischen Entwicklungsvorhabens die individuelle fachliche Befähigung vertieft und im Reibungsfeld einer gesellschaftlichen/professionellen Anwendung diskutiert.
Unter Anwendung von Methoden künstlerischer Forschung sollen eigenständige künstlerisch-gestalterische Lösungsansatze entwickelt und inhaltliche, methodische und medienspezifische Fragestellungen vertieft werden.