(deutsche Seminarbeschreibung siehe unten)

Taught by curator and writer Avi Feldman, who runs a gallery in Wannsee, this course offers an interdisciplinary exploration of a district with particular historical interest in Berlin. Wannsee is a place of radical contradictions. Surrounded by forests, parks and castles, it has since the 19th century attracted both affluent industrialist and artists. Long known as a popular destination for summer excursions and water sports, its name is at the same time forever darkened by association with the Wannsee Konferenz of 1942, when the Holocaust was planned by the officials of the Nazi regime. Following World War II, Wannsee’s strategic location between Berlin and Potsdam (the capital city of Brandenburg), made it a border zone between West and East Berlin.

Against this backdrop, the course will explore Wannsee’s political, social and environmental landscapes, past and present. Students address theoretical and archival materials, to reflect on cultural and artistic movements from the early twentieth century, such as Lebensreform (‘life-reform’) and Ausdruckstanz (‘Expressionist dance’). As well as examining the contemporary relevance of these movements, the course explores recent video, performance and installation works made in and about Wannsee by Berlin-based Israeli visual artist Yael Bartana.

These works and conversations offer an opportunity to consider recent performance art that raises themes of salvation and the desire for change. Field research will include meeting local residents engaged in political and artistic practices, visits to Wannsee’s inter-religious cemetery; the Strandbad Wannsee (an open-air lido, and now also protected historical monument, where choreographer Rudolf von Laban worked); and Schwanenwerder, once the home of renowned Jewish art collectors and public figures displaced by Nazi figures such as Albert Speer ('Hitler’s architect') and Joseph Goebbels (Nazi Propaganda Minister).

The course will offer the students also curatorial practice-based tools to contemporary exhibition making based on field research in and about Wannsee: From conceptual and curatorial planning, to exhibition text writing, to budget planning, fundraising and press.

 

Unter der Leitung des Kurators und Autors Avi Feldman, der eine Galerie in Wannsee betreibt, bietet dieser Kurs eine interdisziplinäre Erkundung eines historisch besonders interessanten Stadtteils in Berlin. Wannsee ist ein Ort der radikalen Widersprüche. Umgeben von Wäldern, Parks und Schlössern, hat er seit dem 19. Jahrhundert sowohl wohlhabende Industrielle als auch Künstler angezogen. Lange Zeit war er ein beliebtes Ausflugs- und Wassersportziel, doch gleichzeitig ist der Name für immer mit der Wannsee-Konferenz von 1942 verknüpft, auf der der Holocaust von den Funktionären des NS-Regimes geplant wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wannsee aufgrund seiner strategischen Lage zwischen Berlin und Potsdam (der Hauptstadt Brandenburgs) zur Grenzzone zwischen West- und Ost-Berlin.

Vor diesem Hintergrund wird das Seminar die politische, soziale und ökologische Landschaft von Wannsee, seine Vergangenheit und Gegenwart untersuchen. Die Studierenden setzen sich mit theoretischem und archivarischem Material auseinander, um sich über kulturelle und künstlerische Bewegungen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, wie Lebensreform und Ausdruckstanz zu informieren. Es soll nicht nur die zeitgenössische Relevanz dieser Bewegungen untersucht werden, sondern auch deren Reflexion in Video-, Performance- und Installationsarbeiten der u.a. in Berlin lebenden israelischen bildenden Künstlerin Yael Bartana.

Dies alles bietet die Gelegenheit, sich mit der jüngsten Formen der Performance-Kunst auseinanderzusetzen, welche Themen wie Erlösung und den Wunsch nach Veränderung aufwirft. Zu den Feldforschungen gehören Begegnungen mit politisch und künstlerisch engagierten Anwohnern, Besuche des interreligiösen Friedhofs sowie des Strandbad Wannsee (ein denkmalgeschütztes Freibad, in dem der Choreograph Rudolf Laban arbeitete) und Schwanenwerder, wo einst renommierte jüdische Kunstsammler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens lebten, die von den Nazigrößen wie Albert Speer ("Hitlers Architekt") und Joseph Goebbels (NS-Propagandaminister) vertrieben wurden.

Der Kurs führt die Studierenden außerdem in kuratorisch-praxisbasierte Fragen zur zeitgenössischen Ausstellungsgestaltung auf der Grundlage von Feldforschungen in und um Wannsee ein: von der konzeptionellen und kuratorischen Planung über das Verfassen von Ausstellungstexten bis hin zur Budgetplanung und Pressearbeit.

 

Semesterplan

8. April, 14:15 – 15:45 Uhr, Seminarraum Bibliothek – Einführung in den Fokus mit Nike Bätzner

Dienstag, 7. Mai 2024, 13:15 – 15:45 Uhr, Seminarraum Schleifweg 6 – Besprechung des Themenspektrums mit Avi Feldmann (und Nike Bätzner)

Mi 22. Mai: Ausstellungsbesuche in Berlin: Jüdisches Museum (Curt Blochs Het Order Cabaret, ein Untergrundmagazin), Georg Kolbe Museum (Noa Eshkol. No Time to Dance), mit Nike Bätzner

Do 23. und Fr 24. Mai, ganztägig: Berlin-Wannsee, mit Avi Feldman, Übernachtung in der Jugendherberge am Wannsee

Mi 12. Juni, 14:15 ­– 16:45 Uhr: Halle, Seminarraum Schleifweg 6, Vorstellung der Proposals der Studierenden, mit Avi Feldman und Nike Bätzner

Sa 6. Juli: Berlin-Wannsee, Ort und Uhrzeit nach Vereinbarung, mit Avi Feldman

Ziel: eine Präsentationswoche im November oder Dezember 2024 in der Galerie Wannsee Contemporary

 

Weiterführende Informationen

Die Galerie Wannsee Contemporary

https://wannsee-contemporary.com

Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz

https://www.ghwk.de/de/ueber-das-haus

 

Einführende Literatur

Max Czollek: Gegenwartsbewältigung [Overcoming the Present], München 2020.

Rudolf von Laban: Kunst der Bewegung, Wilhelmshaven 2003.

Die Lebensreform. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900. Hg.: Kai Buchholz: u.a., 2 Bde. Mathildenhöhe Darmstadt 2001.

Peter Longerich: Wannseekonferenz. Der Weg zur “Endlösung”. München 2016.
The Book of Malka Germania – Yael Bartana. Kurator*innen: Shelley Harten, Gregor H. Lersch, Jüdisches Museum Berlin, 2021.