In jüngster Zeit fanden viele Ausstellungen satt, welche die Dominanz der „westlichen“ Kunstauffassung Europas und der USA hinterfragten und die Kunst des globalen Südens integrierten oder gar ausschließlich präsentierten. Dazu gehörten beispielsweise: Though it’s dark, still I sing, 34th Bienal de São Paulo, 2021; documenta fifteen (Kassel 2022); Yoyi! Care Repaire Heal (Berlin 2022/23); Indigo Waves and other Stories. Re-Navigating the Afrasian Sea and Notions of Diaspora(Berlin 2023); O Quilombismo. Von Widerstand und Beharren. Von Flucht als Angriff. Von alternativen demokratisch-egalitären politischen Philosophien (Berlin 2023).

Für diese Ausstellungen und die mit diesen verbundenen Publikationen werden Leitbegriffe herangezogen, die im Kunstkanon des globalen Nordens eher randständig sind oder gar erst „gelernt“ werden müssen: Harvest, Lumbung oder Gudskul, ein Spektrum von Ekstase bis Queering, von Extraktivismus bis Akkulturation, von Magie bis Konvivialität. Hybridität ist einer der Leitbegriff ebenso wie Dekolonisierung.

Häufig wird indigenes Wissen als alternativer Zugang zur Welt herangezogen, um die durch die Fortschrittsgläubigkeit der sogenannten Industrienationen verursachten Übel zu kompensieren oder gar eine „Heilung“ herbeizuführen. Nicht nur in der bildenden Kunst, auch in der Literatur, im Film und verschiedenen Wissen generierenden Zweigen sind diese Zugänge aufzuspüren.

Ist das Ganze mehr als ein „Trend“? Wie lässt sich aus einer europäischen Position ein Dialog und ein Verstehen herstellen, ohne in Exotismen und Esoterik abzudriften? Geht es um mehr als um Teilhabe und Inklusion in einen Markt? Und wie können Missverständnisse und Vor-Urteile (siehe documenta fifteen) vermieden werden?

Ein paar dieser Fragen wollen wir im Workshop anreißen und miteinander diskutieren. Sollte es Bedarf nach einer Weiterführung geben, besprechen wir dies in der Gruppe. Wir werden versuchen, noch eine im Winter aktuelle Ausstellung zu integrieren.

 

Einführende Literatur:

Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken. Frankfurt am Main 1968 (La pensée sauvage, 1962).

Documenta fifteen. Handbuch. Berlin 2022.

Silvia Rivera Cusicanqui: Ch’ixinakax utxica, On Practices and Discourses of Decolonization. Cambridge 2020.

Kimmerer, Robin Wall: Die Grammatik der Lebendigkeit. Hiddensee3 2023.

O Quilombismo. Von Widerstand und Beharren. Von Flucht als Angriff. Von alternativen demokratisch-egalitären politischen Philosophien. Reader. Berlin 2023.

Maria do Mar Castro Varela, Leila Haghighat (Hg.): Double Bind postcolonial. Kritische Perspektiven auf Kunst und Kulturelle Bildung. Bielefeld 2023.

Links:

34.bienal.org.br

https://selvagemciclo.com.br/en/

Für alle Studierende geeignet

Master KW in Ergänzung zu Modul 1 und Teilleistung Modul 7