Organisation, Vorbereitung, Begleitung: Prof. Dr. Matthias Noell, Michael Suckow
DAS AUSSTELLEN DER DINGE
Exkursion nach London
Besuchte Orte: u.a. Victoria and Albert Museum (http://www.vam.ac.uk/), Natural History Museum (http://www.nhm.ac.uk/), John Soane Museum (http://www.soane.org/), William Morris' Red House (http://www.nationaltrust.org.uk/red-house/), British Museum (http://www.britishmuseum.org/), Design Museum London designmuseum.org Collection (http://www.wallacecollection.org/), Tate Modern (http://www.tate.org.uk/), Kelmscott House (http://www.williammorrissociety.org/)
TeilnehmerInnen: Julia Sommerfeld, Anne Isenberg, Christian Buchner, Annika Fröhlich, Isabel Apel, René Braun, Nelly Stein, Luzia Rux, Carla Enchelmaier, Heinrich Ehnert, Lars Dittrich, Flora Taubner, Alexander Roschke, Nari Haase, Alke Heykes
Kuratieren, Präsentieren, Display, Zeigen und Vermitteln – kaum ein Tätigkeitsbereich im Bereich der Kunst- und Designwissenschaften hat in den letzten Jahren eine so hohe Aufmerksamkeit erhalten wie das weite Gebiet des Ausstellens. Tagungen und Kolloquien, Masterstudiengänge und Sammelbände, selbst eigene Ausstellungen kümmern sich derzeit um das Thema und die Aufgabe des Ausstellens. Ob dies nun eine vorübergehende Modeerscheinung ist, oder aber die späte Folge des Bildungsauftrags der aufgeklärten, bürgerlichen Gesellschaft und der Erfindung des Museums, ist nur schwer zu beurteilen. Festzustellen ist jedoch, dass "kuratorische Praxis" und "curatorial concepts" sich seit den 1960er Jahren zu einem eigenständigen Berufs- und Gestaltungsfeld auch in den Gebieten des Design und der gestalteten Artefakte, aber auch der Naturalien – und das für Wissenschaftler, Gestalter und Künstler – entwickelt haben. Ihrerseits historisiert werden diese kuratorischen Positionen mittlerweile selbst zu Forschungsobjekten oder sogar Ausstellungen. Kuratorische Eingriffe in bestehende wissenschaftliche Sammlungen werden, wie auch übergreifende Ausstellungen, mit einem meist großen kulturtheoretischen Überbau verbunden und sind daher – wie die moderne Kunst dies seit 1900 praktiziert – mittlerweile selbst erklärungsbedürftig.
In kaum einer Stadt ist diese 200-jährige Geschichte des Umgangs mit den Dingen und ihrer räumlich-didaktisch-künstlerischen Präsentation so gut nachzuvollziehen wie in London. Kein anderer Ort vereint eine so lange Geschichte des musealen Sammelns und Zeigens mit nahezu allen Stufen der institutionellen und tatsächlichen Erhaltung, aber eben auch der Veränderung der Konzepte wie die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs. Zudem kann London als eine der Hauptstädte des globalen Design gelten – und das seit der ersten Weltausstellung im Jahr 1851.
Ziel der Exkursion war es, die Verschiedenartigkeit der Sammlungen und ihrer Präsentationsformen zu diskutieren und deren Plausibilität in den drei musealen Schwerpunktaufgaben Konservierung, Erforschung und Vermittlung, zusätzlich aber eben auch hinsichtlich ihrer Ästhetik zu analysieren. Denn nicht zuletzt werden alle Studierenden des Design, der Kunst oder der Designwissenschaften später einmal mit dem Medium Ausstellung zu tun haben – es kann also nicht schaden, sich die Komplexität des Themas einmal vor Augen geführt zu haben.
Die Exkursion nach London nahm sich fünf systematisch gesetzte Schwerpunktthemen vor, die an je einem Tag mit zwei Museums- oder Sammlungsbesuchen durch Referate vorgestellt und diskutiert wurden. Dabei ging es bei allen Orten um die Kernfragen des Sammlungsbestandes, die Teilung in gezeigte und magazinierte Objekte, die Ordnung der Dinge durch die Präsentation, die Einbindung der Artefakte in ein übergeordnetes Weltbild und nicht zuletzt den Stellenwert der Ausstellungsgestaltung für das museale Konzept mit den Hauptbestandteilen von Raum, Licht und Farbe.
1. Thema Ordnung: Victoria and Albert Museum (V+A) / Natural History Museum
2. Thema Gestalter und sein Haus: John Soane Museum / William Morris' Red House
3. Thema Kulturgeschichte–Alltagsgeschichte: British Museum / Design Museum London
4. Thema Kunst und Objekte: Wallace Collection / Tate Modern
5. Thema Fragmentierte Orte: Kelmscott House
Jeden Tag standen im Schnitt zwei Sammlungen auf dem Programm, in die vor Ort kurz eingeführt wurde und die dann besichtigt und besprochen sowie in den Kontext ihrer jeweiligen Entstehungszeit sowie in ihrer Veränderung durch die Zeit bis heute gestellt wurden.
Die Teilnehmer der Exkursion setzten sich aus den Fachbereichen Kunst und Design zusammen, als dritte Gruppe beteiligte sich der Masterstudiengang Design Studies. Eine zusätzliche Ebene bestand aus kurzen Einführungen durch Kuratoren, Wissenschaftler oder Museologen der Institutionen vor Ort.
Link: www.burg-halle.de/hochschule/einrichtungen/burg-gestaltet.html
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL12066 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.
„Burg gestaltet!“ – ein Projekt des gemeinsamen Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.