Sommersemester 2024 • Semesterprojekt • 2. Studienjahr • 
Betreuung: Henrike Schmitz, Juliane Schmidt

Der altbacken anmutende Begriff „Dessin“ hat seinen etymologischen Ur- sprung im lateinischen Wort „Designare“ und beschreibt zunächst einen Ent- wurf, Plan oder eine Zeichnung. Diese Wortherkunft schlägt eine Verbindung zum modernen und geläufigen Begriff „Design“, den wir verwenden, wenn wir von Gestaltung im Allgemeinen sprechen. In einer zweiten Bedeutungs- ebene zeigt Dessin jedoch direkt ins Textile, als „fortlaufende (Stoff-)Muste- rung“. Muster hingegen begegnen uns nicht nur im Textilen, sondern auch im Verhalten: in der Form von Denk- oder Bewegungsmustern. Der sprachliche Bezug dieser Begriffe stellt erneut die tiefe Verankerung des Textilen und textiler Sprache in unserem heutigen Alltag heraus. Darüber hinaus greift er weit auf andere Bedeutungsebenen und Codes zurück.

Warum funktionierten Streifen als Kennzeichen Inhaftierter, wenn sie an an- derer Stelle in modischen Kontexten ganz andere Assoziationen und Einord- nungen hervorrufen? Besteht nach wie vor eine Verbindung zu schottischen Clans, wenn wir uns in Tartan kleiden?

Das Repetitive kleinster Einheiten, als Kernelement des Musters, erhält eine zusätzliche Bedeutung, wenn der Rapport nicht bloß aufgedruckt, sondern eingewebt wird. Das Seminar „DessinDesign“ fokussiert sich somit einerseits auf Mustererstellungen mit vorgegebenen Parametern wie Farbe und Kom- position mit Bezug auf Farbverflechtungen im Gewebe. Webstuhltechnologi- sche Vorgaben der verwendeten und präparierten Schaftwebstühle be- schränken das Dessin auf mögliche Rapportgrößen, sodass sich charakteristische Farbverflechtungen der sich wiederholenden Muster im Gewebe bilden. Zum anderen bietet das zweite Flächenherstellungsverfah- ren des Strickens weitere, flexiblere Optionen der Mustergestaltung, um durch seinen elastischen Aufbau an sich, die situativere Möglichkeit der Farb- und Materialwahl sowie das computergesteuerte, bildhafte Stricken um starre Rahmen spielerisch verlassen zu können.