„Von Amaranth bis Zwiebel – Ein botanisches Farbarchiv“
In fast allen Pflanzen sind Farbstoffe enthalten, die sich in unterschiedlicher
Konzentration in den Blüten, Blättern, Stängeln, Früchten, Rinden, Samen und Wurzelnbefinden.
In meiner künstlerischen Arbeit konzentriere ich mich auf einige ausgewählte
pflanzliche Produkte der Natur, die ich in meiner unmittelbaren Umgebung finde, die mir beim Spazierengehen begegnen, die in meinem gewohnten und alltäglichen Umfeld auffallen und die in mir den Drang auslösen, herauszufinden, welcher Farbstoff sichhinter dem pflanzlichen Material verbirgt. Das Interesse liegt bei genau dieser Farbenvielfalt der Natur, die nicht zuerst in der Blütenpracht afufällt, sondern nach einem Extraktionsprozess eines Farbsaftes, welcher das Sammeln, Zerkleinern, Kochen, Hinzugeben verschiedener Zutaten, Abseihen, Filtrieren, Abfüllen und Aufbewahren beinhaltet. Die Farbe wird auf Papier getestet und ergibt eine ganz andere Welt derbotanischen Farbenvielfalt. Sowohl das Wachsen und Werden, als auch das Vergehen und Verblassen sind Bestandteile meiner Arbeit.
Tinten oder Farbstoffe aus pflanzlichen Materialien zu gewinnen, bedeutet für mich ein achtsames in der Natur Sein, ein Sammeln von Materialien, die mein Interesse wecken, ohne dabei den Pflanzen zu schaden, es bedeutet, sich mit den Pflanzen auseinanderzusetzen, sie zu studieren, herauszufinden, wo und unter welchen Bedingungen sie wachsen und welche kulturell/historischen Bedeutungen die Pflanzen haben. Zudem bedeutet es für mich, Literatur zum Thema Färberpflanzen zu studieren, aber auch selbst Färberpflanzen anzubauen, sie in ihrer eigenen Natur zu beobachten, sie zu pflegen, sie in naher oder ferner Zukunft zu ernten und aus ihnen Farbsäfte zu extrahieren. Zunächst bedeutet es jedoch, sie in kleinen Töpfen großzuziehen und geduldig zu sein.
In meiner Arbeit wird ein Zusammenspiel von Kontrolle und Zufall fokussiert und damit auch das Zusammenspiel von Mensch und Natur thematisiert. Kontrolliertes
Organisieren gesammelter Materialien auf dem Papier, kontrolliertes Pipettieren der hergestellten Farbsäften auf und zwischen die pflanzlichen Materialien lassen
gleichwohl unvorhersehbare und überraschende Farbergebnisse entstehen, indem sie auf ihre Weise abtrocknen oder sich autonom dorthin bewegen, wo es sie hinzieht. Sie sammeln sich unter den ihnen entsprechenden pflanzlichen Materialien, laufen die Blattadern ab und kommen schließlich zum Stillstand. (Sonnen)licht, Temperaturen, die Zeit oder andere Instanzen transformieren die entstandenen Arbeiten, wie die Studien auf Papier, die Pflanzen in den Tontöpfen und die entstandenen Farbsäfte in ihren Fläschchen immerwährend.