Masterthesis von Katja Bielstein im WS 2020

LOKAL VERTIKAL


Der Harz liegt, mit dem 12 km Luftlinie entfernten Brocken, direkt vor Wernigerodes Türen. Klettern ist hier ein lokal etablierter Sport.
Mindestens 50 km sind es jedoch bis zur nächstgelegenen Halle, in der Sportler bei Schlechtwetter trainieren können. Nur 10 min zu Fuß von Wernigerodes Innenstadt entfernt befindet sich ein bereits teilweise touristisch erschlossenes Gewerbegebiet, mit einer leer stehenden Werkshalle aus dem Jahr 1938. Der unmenschliche Maßstab des Industriebaus wirkt landschaftsartig und fordert Einbauten in menschlichem Maßstab, um das Wohlgefühl zu fördern. Hier entsteht für Lokals, sowie auch für Touristen gedacht, eine Kletterhalle in Kombination mit einem Klettershop und einem Restaurant. Die Plattform mit Blick zum Brocken stellt dabei den Bezug zur Natur her.

 

EINE INSZENIERUNG DER LEICHTIGKEIT


Das Konzept lehnt sich an die Natur des Harzes an: Das Schwere des
Berges, der auf dem Boden steht und das Leichte der Wolken darüber werden auf die unterschiedlichen Bereiche übertragen.
So steht der Klettershop standhaft zentral in der riesigen Halle, oben schwebt das Restaurant, von dem aus der Blick auf das gesamte Geschehen möglich ist. Mit Raum-in-Raum-Konstruktionen bieten in die Halle implantierte Räume abgekapselt wohnliche Qualitäten an. Der Sportbereich dagegen ist großzügiger, das Freiheitsgefühl als zentrales Thema des Klettersports bleibt erhalten.
Die Bereiche sind vertikal angeordnet: am Boden sind Umkleiden und
Sanitärräume zentral in der Halle positioniert, darüber befindet sich der
Klettershop. Über das Treppenhaus im östlichen Anbau gelangt man im 2.OG in das Restaurant und auf das Dach zur Aussichtsplattform. Je weiter man sich oben in der Vertikalen befindet, desto leichter wird auch die Anmutung der implantierten Räume. Die Aussichtsplattform auf dem Dach ist mit einer Stahlbetonkonstruktion überdacht, die wie ein Vogel ihre Schwingen aufspannt und so den Bestandsbau von außen optisch kontrastiert.