Wie kann Schmuck einen Raum für die Begegnung von Menschen schaffen und die Geschichten dieser Begegnungen weitergeben?

Während des Wintersemesters 2024/25 sind sieben Studierende der SCHMUCK HALLE an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle dieser Frage nachgegangen.
In unseren Seminaren und Workshops haben sich die Studierenden die Grundlagen von Interview-Methoden erschlossen und mit Probe-Design-Kits kombiniert. Mit ihren individuell gestalteten Kits, die Aktivitätsbüchern oder -boxen ähneln, bereiteten sich die Studierenden auf die Begegnungen mit ihren Teilnehmer*innen vor und führten im nächsten Schritt ihre öffentlichen Interventionen, wie qualitative Interviews oder kurze Workshops durch. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Studierenden in diesem Prozess gemacht haben, fanden schließlich in künstlerischem Schmuck ihre Form.
Wir bereichern unser Verständnis, wenn wir unseren Horizont erweitern – indem wir uns mit Menschen außerhalb unseres Freundschaftskreises treffen und unseren Erfahrungsschatz miteinander teilen.
Während der Munich Jewellery Week 2025 werden wir die Ergebnisse unserer bisherigen Feldarbeit vorstellen und auch den öffentlichen Raum in München für unsere Arbeit nutzen!
 

Programm und Ausstellungsorte

Wir werden mit unserem mobilen Vitrinenwagen in München unterwegs sein.

Mittwoch, 12. März
Eröffnung: 19 Uhr
Galerie Handwerk
Max-Joseph-Straße 4
80333 München

Donnerstag, 13. März
Lost Weekend
Schellingstr. 3
80799 München

Freitag, 14. März
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne
Barerstr. 40
80333 München

Samstag, 15. März
Internationale Handwerksmesse
Am Messesee 2
81829 München 

Sonntag, 16. März
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne
Barerstr. 40
80333 München 
 

Teilnehmende Künstler*innen: 

Leonie Damm, Nadine Gottwald, Nora Heuschmann, Ellinor Janderski, Luna Orellano, Christina Passer, Larissa Thiel

 

Leonie Damm beschäftigt sich mit dem Thema der Vergänglichkeit und Momenten der Transformation im künstlerischen Prozess. Für die Arbeiten „GELÖST2.0“ stellt sie die Frage: Wie geht man mit der Veränderbarkeit und Endlichkeit im eigenen künstlerischen Schaffen um. Hierfür lud sie Kinder ein, mit ihr zusammen kreativ zu werden. Das Projekt nahm eine überraschende Wendung als sich am Ende alles im Wasser auflöste. Sie war positiv überrascht, dass die Kinder von dem Verschwinden ihrer „Arbeiten“ fasziniert waren, anstatt traurig über den Verlust.
Leonie Damm absolvierte von 2017 bis 2021 eine Ausbildung zur Goldschmiedin an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau. Seit 2021 studiert sie Schmuck an der BURG.

Larissa Thiel hinterfragte für ihr Projekt die Art und Weise, wie Geschichten erzählt werden. Dafür wendete sie sich an die LGBTQ+-Community in Halle und Leipzig, um marginalisierten Menschen eine Plattform zu geben. Die Teilnehmer*innen erzählten alle von ihren Erlebnissen am 07. Dezember 2024. Somit wird mit dem Handschmuck ein Tag aus sechs Perspektiven (fest)gehalten.
Larissa Thiel absolvierte an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau eine Gold- und Silberschmiedeausbildung. Derzeit studiert sie in der Schmuckklasse an der BURG.

Luna Orellano wurde durch die Weitergabe persönlicher Gegenstände an nachfolgende Generationen inspiriert. Diese vererbten Objekte dienen als materielle Zeugnisse, um sich an emotionale Verbindungen aus der Vergangenheit zu erinnern. Nach Gesprächen mit Verwandten entwarf sie Siegelringe mit Abdrücken dieser Objekte – Symbole für die Kontinuität von Erinnerung und Zugehörigkeit, die sie an die Befragten zurückgibt.
Luna Orellano studiert Innenarchitektur an der BURG, verbrachte ein Auslandssemester an der EASD in València und ist nun Gaststudentin in der Schmuckklasse.

Ellinor Janderski benutzte ein Spielzeug aus der DDR, das Bauklötzen ähnelt, um Gespräche mit Menschen zu führen, die nach dem Fall der Berliner Mauer geboren und von Eltern großgezogen wurden, die in der DDR gelebt hatten. Während ihre Teilnehmer*innen mit diesen Bausteinen spielten, sprachen sie darüber, welche Bedeutung die DDR-Biografien ihrer Eltern, in einem ungleich vereinten Deutschland, für sie selbst haben, wie sich diese in ihren Alltagen bemerkbar machen und wie sie in ihrer Kindheit gelernt haben mit diesen Themen umzugehen. Sie ging der Frage nach, wie und wo die Knochen der deutschen Gesellschaft, infolge von zuvor statt gefundenen Brüchen, wieder zusammengewachsen und zum Teil verknöchert sind. Sie entlehnte den medizinischen Begriff der „Ossifikation“ als Metapher, um diese Prozesse zu beschreiben, was sie zu Armreifen inspirierte.
Ellinor Janderski studiert seit 2020 Schmuck an der BURG. Sie engagiert sich in der Hochschulpolitik.

Christina Passer erforschte das Erinnern und Vergessen. Insbesondere den Verlust und das Verschwinden von besonderen persönlichen Gegenständen. In Gesprächen mit den Menschen, die sie befragte, stellte sie fest, dass die Menschen anfangs über den Verlust dieser Gegenstände traurig waren. Mit der Zeit blieb jedoch die Erinnerung daran, dass sie diese Gegenstände einmal besessen hatten, und die Trauer über den physischen Verlust verschwand.
Christina Passer absolvierte eine Ausbildung an der Keramikschule Landshut. Zunächst studierte sie in der Keramikklasse der BURG, wechselte aber zur Schmuckklasse bei Professorin Yuka Oyama.

Nora Heuschmann schuf eine tragbare Erinnerung an einen träumerischen Zustand. Losgelöste Denkzustände, die man sich immer wieder vor Auge führen kann. Etwas das festgehalten wird, um es mit in die reale Welt zu nehmen und zu teilen. Eine Erinnerung an einen entschleunigten Zustand und daran, was diese Form der Evokation an Selbstreflektion erzeugen kann. 
Nora Heuschmann absolvierte eine Ausbildung zur Goldschmiedin und Edelsteinfasserin und studiert seit 2023 in der Schmuckklasse der BURG.

Nadine Gottwalds Projekt „BETWEEN HEAD AND FLOOR“ erforscht unsere Beziehung zu Haaren – wie sie als Teil unserer Identität geschätzt werden, aber zugleich, sobald sie den Kopf verlassen, mit Ekel oder Wertlosigkeit assoziiert werden. „Cherish“ drückt ihr Bestreben aus, ausgefallenen Haaren ihren Wert zurückzugeben, indem sie daraus ein Paar Ohrringe gestaltet.
Nadine Gottwald ist gelernte Maßschneiderin mit einem BA-Abschluss in Fashion Design Engineering an der Hochschule Niederrhein. Derzeit studiert sie Conceptual Fashion Design (MA) an der BURG und ist für ein Semester Gaststudentin in der Schmuckklasse.

 

In Zusammenarbeit und mit Dank an

DIE NEUE SAMMLUNG München
Lost Weekend – Current Obsession
Handwerkskammer für München und Oberbayern
Maria Neri (Grafikdesign)
Matthias Goppel (Feuerwehrwagen)
Attila Hartwig (Fotograf)
Thomas Kierok (Fotograf)
Merlin Klein (ehemaliger Künstlerischer Mitarbeiter)
Dr. Lieselotte Leeuwen
Fachbereich, Verwaltungsmitglieder und Workshopleiter*innen der BURG
 

english

How can jewellery carry stories of encounters between people?

During the winter semester 2024/25, seven Jewellery Halle (SCHMUCK HALLE) students at Burg Giebichenstein University of Art and Design Halle explored this question.
In our seminars and workshops, the students rehearsed basic interview methods and combined them with probe design kits, which resemble activity books or boxes. In the next step, they carried out public interventions such as qualitative interviews or short workshops. Consequently, based on these experiences, jewellery pieces were created. 
We enrich our understanding, when we broaden our horizons — by physically meeting and sharing thoughts with people outside our circle of friends.

During Munich Jewellery Week 2025, we will present the results of our ‘fieldwork’ to date. We will also continue working in the public space in Munich!
 

We will be travelling around Munich with our mobile showcase.

Wednesday, 12 March
Opening: 7 pm
Galerie Handwerk
Max-Joseph-Straße 4
80333 Munich

Thursday, 13 March
Lost Weekend
Schellingstr. 3
80799 Munich

Friday, 14 March
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne
Barerstr. 40
80333 Munich

Saturday, 15. March
Internationale Handwerksmesse
Am Messesee 2
81829 Munich 

Sunday, 16 March
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne
Barerstr. 40
80333 Munich

Leonie Damm attended Staatliche Zeichenakademie Hanau with an overseas exchange at the Setesdal vidaregåande Skule, Valle, NO. She won the first prize, 14th Rotary Design Competition (2019). Participations in exhibitions include Grassimesse in Leipzig (2022) and Madrugada, Lisbon Contemporary Jewellery Biennial (2024).

Nora Heuschmann was trained as a goldsmith at the Goldschmiedeschule in Pforzheim. She was the state winner for her journeyman’s project (2021) and also received the second place at the national level in the competition Good Form of Craftsmanship – Craftsmen: Inside Design.

Nadine Gottwald is a trained tailor with a BA in Fashion Design Engineering at the Niederrhein University of Applied Sciences. She is currently completing an MA in Conceptual Fashion Design at BURG, as a guest student for a semester.

Ellinor Janderski has been studying jewellery at BURG since 2020. She has been active in student-organised spaces and involved in university politics.

Christina Passer was trained as a ceramist at the Keramikschule Landshut. She joined the Jewellery Class in 2024.

Larissa Thiel completed her previous education in gold and silversmithing at the Staatliche Zeichenakademie Hanau in 2020. She won the 17th Hessian Design Prize (2021). After an AIR Program and work experience as a studio manager at the Duncan of Jordanstone College of Art and Design in Dundee, Scotland, she enrolled at BURG in 2024.

Luna Orellano studies Interior Design at BURG. She spent a semester abroad at the Escola d’Art i Superior de Disseny de València in Spain, and is a guest student for a semester.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, SCHMUCK HALLE, Professor Yuka Oyama, Dorothea Heisig (Artistic Employee), and Jakob Klug (Workshop Manager).

In cooperation with and thanks to
DIE NEUE SAMMLUNG, Lost Weekend - Current Obsession, Handwerkskammer für München und Oberbayern, Maria Neri (graphic designer), Matthias Goppel (fire engine owner), Attila Hartwig (photographer), Thomas Kierok (photographer), Dr. Lieselotte van Leeuwen, Merlin Klein (former artistic employee), faculty, administrative members and workshop leaders of the BURG