Wearing is Sharing erforscht, wie Schmuck einen Raum für die Begegnung von Menschen schaffen und die Geschichten dieser Begegnungen weitergeben kann. Sieben Studierende der Studienrichtung Schmuck an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle haben öffentliche Interventionen wie beispielsweise kleine Workshops und interviewartige Gespräche durchgeführt. Unsere Absicht ist es, unser Verständnis für die Themen, an denen wir arbeiten, zu bereichern, indem wir unseren Horizont erweitern - indem wir uns mit Menschen außerhalb unseres Freundeskreises treffen und unsere Erkenntnisse mit ihnen teilen. Während der Schmuckwoche 2025 in München werden wir die Ergebnisse unserer bisherigen Feldarbeit vorstellen. Wir werden auch weiterhin im öffentlichen Raum in München arbeiten.
Programm und Ausstellungsorte
Mittwoch, 12. März
Eröffnung: Galerie Handwerk, 19 Uhr, Max-Joseph-straße 4, 80333 München
Donnerstag, 13. März
Lost Weekend, Schellingstr. 3, 80799 München
Freitag, 14. März
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne, Barerstr. 40, 80333 München
Samstag, 15. März
Am Messesee 2, 81829 München
Wir werden auf der Messe arbeiten: 14 – 16 Uhr
Sonntag, 16. März
Die Neue Sammlung / Pinakothek der Moderne: Barerstr. 40, 80333 München
Teilnehmende Künstler*innen:
Leonie Damm, Nadine Gottwald, Nora Heuschmann, Ellinor Janderski, Luna Orellano, Christina Passer, Nadja Larissa Thiel
Leonie Damm wollte zum Ausdruck bringen, dass sich alles verändert und nichts für immer bleibt. Sie lud Gruppen von Kindern ein, an aufwendigen Bastelprojekten zu arbeiten - Textilien zu schneiden, zu nähen und zu bemalen. Das Projekt nimmt dann eine überraschende Wendung, als sich am Ende alles in Wasser auflöst. Sie war positiv überrascht, dass die Kinder vom Verschwinden ihrer „Arbeit“ fasziniert waren, anstatt über den Verlust traurig zu sein. Daraufhin entwarf sie Halsketten, die ihre Form immer wieder veränderten. Leonie Damm absolvierte von 2017 bis 2021 eine Ausbildung zur Goldschmiedin an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau und machte in dieser Zeit ein Auslandssemester in Norwegen an der Setesdal vidaregåande Skule, Valle. Sie erhielt 2019 den 1. Preis beim 14. Rotary Gestaltungswettbewerb. Seit 2021 studiert sie Schmuck, zuerst bei Prof. Hans Stofer, dann bei Prof. Yuka Oyama, an der Burg Giebichtenstein Kunsthochschule Halle.
In ihren Arbeiten setzt sie sich mit der Wechselwirkung zwischen Kunst und Körper auseinander und beschäftigt sich mit dem Thema der Vergänglichkeit und Momenten der Transformation im Künstlerischen Prozess. Ihre Arbeiten zeigte sie unter anderem auf der Grassimesse in Leipzig (2022) sowie in der Ausstellung „Madrugada“ Lisbon Contemporary Jewellery Biennial (2024).
Larissa Thiel arbeitete mit einer LGBTQ+-Community in Halle und Leipzig zusammen, wo sie ihre Mitarbeitenden bat, ihre Erfahrungen von einem Tag am 7. Dezember 2024 aufzuzeichnen. In einem nächsten Schritt versuchte sie, den Reichtum des Tages in vielen verschiedenen Formen als Ringe zu visualisieren. Ihr Ziel ist es, das Alltagsleben queerer Menschen mit einer lauteren Stimme widerhallen zu lassen. Larissa Thiel absolvierte von 2014 bis 2020 an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau erst eine Goldschmiede- und dann eine Silberschmiedeausbildung und gewann für ihr Gesellenstück den 17. Hessischen Gestaltungspreis 2021. Während der Ausbildung studierte sie ein Auslandssemester in Norwegen an der Setesdal vidaregåande Skule in Valle. Nach der Ausbildung arbeitete sie für verschiedene Gold- und Silberschmiedinnen, unter anderem bei Marit Bindernagel in Hildesheim, sowie als Artist in Residence und Werkstattleiterin an der Duncan of Jordanstone College of Art and Design in Dundee, Schottland. Derzeit studiert sie in der Schmuckklasse an der e Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Luna Orellano wurde durch die Weitergabe von persönlichen Besitztümern an jüngere Generationen nach dem Tod inspiriert. Diese vererbten Gegenstände dienen als materialisierte Zeugnisse, um sich an emotionale Verbindungen zwischen Menschen in der Vergangenheit zu erinnern. Nach Gesprächen mit ihren Verwandten konstruierte sie ihre Familiensiegelringe, die Abdrücke dieser besonderen Gegenstände enthalten. Diese Ringe dienen als Symbol für die Kontinuität der Erinnerung und Zugehörigkeit und werden an die Befragten zurückgegeben. Luna Orellano, geboren 2000 in Berlin, studiert seit 2020 Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Ein Auslandssemester an der Escola d’Art i Superior de Disseny de València in Spanien brachte sie erstmals mit Schmuckkunst in Kontakt, die sie nun in einem Gastsemester in der Schmuckklasse bei Prof. Yuka Oyama vertieft. Ihr Fokus liegt auf der Wechselwirkung zwischen Menschen, Objekten und Räumen sowie deren Einfluss auf Wahrnehmung und Empfinden.
Ellinor Janderski nutzte ein Spielzeug aus der DDR, das Bauklötzen ähnelt, um Gespräche mit Menschen zu führen, die nach dem Fall der Mauer geboren und von Eltern großgezogen wurden, die in der DDR lebten. Während ihre Gesprächspartner*innen mit diesen Bausteinen spielten, sprachen sie über Eigenschaften, die sie aufgrund ihrer DDR-Herkunft in einem ungleich vereinten Deutschland von ihren Eltern geerbt haben. Sie ging der Frage nach, wie und wo die Knochen unserer Gesellschaft Bruchprozesse durchlaufen haben (der Fall der Berliner Mauer), um wieder zusammenzuwachsen. Sie entlehnte den medizinischen Begriff „verknöchert“ als Metapher, um diesen Prozess zu beschreiben, was sie zu einem Armband inspirierte. Ellinor Janderski, geboren 2000 in Dresden, hat nach ihrem Abitur und einem Praktikum in der Galerie EIGEN+ART in Leipzig, ein Soziales Jahr bei einem kulturellen Träger im Leipziger Osten geleistet. Seit 2020 studiert sie in der Schmuckklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und ist seitdem in studentisch organisierten Räumen aktiv und engagiert sich in der Hochschulpolitik. Ihre Schwerpunktinteressen sind textiles Handwerk, queerfeministische Theorie und Praxis, und Thematiken rund um die DDR und Wendezeit.
Christina Passer erforschte das Erinnern und Vergessen. Insbesondere den Verlust und das Verschwinden von besonderen persönlichen Gegenständen. In Gesprächen mit den Menschen, die sie befragte, stellte sie fest, dass die Menschen anfangs über den Verlust dieser Gegenstände traurig waren. Mit der Zeit blieb jedoch die Erinnerung daran, dass sie diese Gegenstände einmal besessen hatten, und die Trauer über den physischen Verlust verschwand. Christina Passer, geboren 2000, begann nach einer Ausbildung zur Keramikerin an der Keramikschule Landshut das Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Zunächst studierte sie in der Keramikklasse und wechselte aber zur Schmuckkunst bei Professorin Yuka Oyama. Christina Passers Schwerpunkte sind analoge Fotografie, Interaktionen im öffentlichen Raum und das Arbeiten am Thema Körper im Zusammenhang mit physischen und psychischen Prozessen.
Nora Heuschmann wollte eine Halskette entwerfen, die die Träger*in daran erinnert, sich in einem Zustand des Träumens zu befinden. Die aktuelle politische Situation hat sie dazu veranlasst, einen Schritt zurückzutreten und Anhänger zu entwerfen, die die Hektik unterbrechen und die Menschen dazu bringen, langsamer zu werden und mehr nachzudenken. Nora lud ihre Mitmenschen ein, sich mit dem Zustand des Träumens auseinanderzusetzen und diese Erfahrungen auf transparenten Glyzerinblättern (Seifenblättern) zu dokumentieren. Im nächsten Schritt entwarf sie eine Halskette, die es dem Träger ermöglicht, die 'reale' Welt durch eine Glaslinse zu betrachten, die Übersetzungen verschiedener Traumzustände enthält. Nora Heuschmann,, geboren 1998, absolvierte ihre Ausbildung zur Goldschmiedin an der Goldschmiedeschule in Pforzheim, wo sie 2021 mit ihrem Gesellinnenstück Landessiegerin wurde und auf Bundesebene im Wettbewerb „Die gute Form des Handwerks – Handwerker:innen gestalten“ den zweiten Platz belegte. Anschließend vertiefte sie ihr Wissen mit einer Ausbildung zur Edelsteinfasserin. Seit 2023 studiert sie Kunst in der Schmuckklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter der Leitung von Prof. Yuka Oyama. Ihre künstlerische Auseinandersetzung widmet sich der Erforschung des träumerischen Zustands als eine Form der Selbstreflexion und Evokation.
Nadine Gottwalds Projekt mit dem Titel „ZWISCHEN KOPF UND BODEN“ untersucht die Beziehung, die wir zu Haaren haben - wie sie als Teil unserer Identität geschätzt werden, aber wie sie, sobald sie den Kopf verlassen, mit Ekel oder Wertlosigkeit assoziiert werden. Anschließend entwarf sie drei Schmuckstücke, die die folgenden drei Phasen repräsentieren: stay, collect und cherish. „Bleiben“ steht für den Wunsch, das Haar auf dem Kopf zu behalten. „Sammeln“ steht für das Sammeln ihrer eigenen Haare, die jeden Tag auf den Boden fallen. Schließlich drückt „cherish“ ihr Bemühen aus, dem heruntergefallenen Haar einen Wert zurückzugeben, indem sie daraus ein Paar Ohrringe macht. Nadine Gottwald ist ausgebildete Maßschneiderin und hat ihren Bachelor zur Design-Ingenieurin Mode an der Hochschule Niederrhein absolviert. Derzeit studiert sie im Master Conceptual Fashion Design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und absolviert dort aktuell ein Gastsemester in der Schmuckklasse. Ihr Fokus liegt auf der Kombination verschiedener Materialien und deren emotionalen Wirkung.