Szenario
Hinter den Begriffen Pixelhotel, Albergo diffuso oder Hotel dezentral verbirgt sich ein weiteres Konzept, das besondere Orte für das Übernachten erschließt und verbindet. Das Studienprojekt möchte ein solches Beherbergungskonzept für langzeitleerstehende Ladeneinheiten erforschen. Betrieben werden diese Kiezhotels von lokalen Initiativen im jeweiligen Viertel.

Aufgabe
Aufgabe der Studierenden war es, ein modulares Raumkonzept zu entwerfen, das auf vielfältige leerstehende Ladeneinheiten anwendbar ist. Die Konzepte wurden anhand zweier vorgegebener Leerstände in den Städten Halle und Hannover durchgearbeitet. Grundlage der Entwurfsarbeit
war eine intensive Auseinandersetzung mit den vorgefundenen Geschichten und Atmosphären und deren Widerhall in der Gestaltung. Vertieft wurde ein entwurfsrelevanter Teilraum atmosphärisch und konstruktiv in Plandarstellungen.

Kooperation
Das Projekt fand als Kooperation zwischen den Innenarchitekturstudiengängen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Hochschule Hannover statt. Die Zusammenarbeit erfolgte nach dem Peer-Prinzip.

Atmosphärisches Raummodell Foto: Mona Ortner, Vianna Lahmann, Juro Lehmann
Exkursion nach Hannover und Berlin Fotos: Gina Pefestorff, Janna Radlow
Besichtigung der zwei bestehenden Ladengeschäfte in Hannover und Halle Fotos: Vianne Lahmann, Romy Vetter
Ideenfindung – Foto: Romy Vetter und Lukas Bruckner
Zwischenpräsentation als digitaler Austausch zwischen den Studienorten – Foto: Janna Radlow
Workshop „Echt Fake“ mit der Theatermalerin Jaqueline Teschner – Foto: Janna Radlow
Workshop „Modellfotografie“ mit StudioTusch – Foto: Janna Radlow
Modellfoto „Zwischen uns“– Foto: Mona Ortner, Vianne Lahmann, Juro Lehmann Zwischen uns Raum für Einklang und Austausch Juro Lehmann, Vianne Lahmann, Mona Ortner „Zwischen uns“ schafft Orte der Ruhe und Konzentration, die sowohl Übernachtungsgäste als auch Stadtbewohner:innen einladen, bei mehrtägigen Kursen, Workshops oder Retreats zusammenzukommen und in Verbindung zu treten. Jeder Standort gliedert sich in drei Bereiche: einen Tagungsraum, der sowohl Fokus als auch Entspannung fördert, einen Gemeinschaftsbereich für gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche sowie einen schlichten Schlafraum, der Rückzug und Erholung ermöglicht. Im Gestaltungskonzept spielen die raumbildenden Materialien eine zentrale Rolle. Sie spiegeln die Identität jedes Ortes wider und verbinden die Räume mit ihrer Umgebung und der Geschichte des jeweiligen Standorts. In Halle etwa verweisen geköhltes Holz und Salz auf den historischen Reichtum der Stadt, während in Hannover-Linden Ziegel und Leinen die regionale Geschichte erzählen. Wandöffnungen und klare Raster geben den Räumen Ruhe und zeigen sich unter anderem in präzisen Materialfügungen und stimmungsvollen Lichteffekten. Das „Zwischen uns“ nimmt sich gestalterisch zurück und lässt Raum für Begegnung, Austausch und die Verbindungen, die zwischen Menschen entstehen können.
Axonometrie “Zwischen uns“ Hannover
Modellfoto „Bunter Hund“ – Foto: Romy Vetter und Lukas Bruckner Bunter Hund Ein zweiter Blick lohnt sicht immer Romy Vetter und Lukas Bruckner Die Kiezkultur lebt vom Entdecken. Nicht alles ist sofort sichtbar – wer genau hinsieht, nimmt mehr wahr. Mit diesem Moment spielt die Gestaltung im Kiezhotel Bunter Hund. Einseitig farbige Lamellen erzeugen eine wechselnde Raumatmosphäre. Beim Betreten erscheint das Hotel zurückhaltend und neutral. Die Materialität der Räume nimmt sich bewusst zurück. Doch sobald man sich umdreht, entfaltet sich vor den Menschen eine farbenfrohe Welt, die Lamellen können in ihrer Farbvielfalt wahrgenommen werden. Im Gemeinschaftsbereich sind die Lamellen kunterbunt zusammengewürfelt, während ein harmonisches Farbspektrum in den Schlafbereichen zu entdecken ist. Drei Arten von Lamellen prägen das Konzept: In den Fluren geben verschiebbare Elemente die Zimmertüren frei. Im Essbereich sorgen hängende Strukturen für wechselnde Stimmungen. Im Schlafbereich teilen drehbare Lamellen den Raum, sodass die Gäste selbst entscheiden können, welche Farbwelt sie erleben möchten.
Grundriss „Bunter Hund“
Bewegliche Holzlamellen “Bunter Hund“
Modellfoto „Einsiedlerkrebs“– Foto: Steffen Descher, Nina Schmid Einsiedlerkrebs Leerstand nachhaltig beleben Nina Schmid und Steffen Descher Dieses Hotelkonzept möchte urbane Leerstände mithilfe von Tourismus reaktivieren. Während der Kiez über die zukünf- tige Nutzung entscheidet, erhalten Gäste hier ein Bewusstsein für Leerstände und deren Potenziale. Der „Einsiedlerkrebs“ belässt die vorhandenen Räume, wie sie sind. Die drei Grundmodule Schlafen, Kochen und Entspannen werden frei eingestellt. Mithilfe eines formschlüssig verbundenen Mauersteins können die Module individuell auf den Bestand angepasst und nach Bedarf erweitert werden. Für die richtige Atmosphäre ergänzen Wand-, Boden- und Deckenemente den Modulkatalog. Fahnen an den Modulen in- formieren Gäste über das Baukastenkonzept Der Entwurf setzt auf Materialien mit einem geringstmöglichen ökologischen Fußabdruck: den wiederverwendbaren Mauerstein Polycare, die recycelte Holzfaserplatte Superwood, die recycelten Fliese Shelluminator sowie dem recyceten Akkustik-Filz Echo Sheet. Nach der Nutzung werden die Module in ihre Komponenten zerlegt und stehen für den Einsatz im nächsten Leerstand bereit.
Axonometrie “Einsiedlerkrebs“ Hannover
Badmodul „Einsiedlerkrebs“
Modellfoto „Haus Luisa“ - Foto: Julia Gensch, Femi Awokoya Haus Luisa Ein Ort der Heilung und des Neuanfangs Julia Gensch und Femi Awokoya Das Projekt „Haus Luisa“ bietet einen innovativen Ansatz im Kampf gegen häusliche Gewalt. Urbane Leerstände werden zu sicheren Rückzugsorten für Frauen und Kinder. Der Entwurf betont Privatsphäre und Sicherheit, unterstützt durch blickdichte Fenster und diskrete Zugänge. Der öffentliche Eingangsbereich beherbergt Empfang und Beratung. Im zurückgesetzten Wohnbereich legt die Raumgestaltung Wert auf ein harmonisches Farb- und Lichtkonzept für größtmögliches Wohlbefinden. Gemütliche Sitznischen erlauben Rückzug, während die Wohnküche zum Austausch einlädt. Im Schlafraum ermöglicht ein mehrstufiges Podest verschiedene Schlafkonstellationen für Frauen mit Kindern. Abgehängte Deckenelemente sorgen für eine angenehme Raumakustik und besondere Lichtstimmung. „Ist Luisa da?“ ist ein diskreter Hilferuf, der in gefährlichen Situationen um Unterstützung bittet, wobei der Name „Luisa“ als Symbol für Schutz und Sicherheit im Kiezhotel dient.
Axonometrische Darstellung des Projekts Haus Luisa
Modellfoto „Kulturbox“ - Foto: Gina Pefestorff, Dana Cao KULTURBOX Kapselhotel mit kulturellem Austausch Dana Cao und Gina Pefestorff Willkommen in der Kulturbox ‚einem besonderen Unterkunftskonzept für alle, die intensiv in die kreative Kunst- und Kulturszene des Kiezes eintauchen möchten und dafür ein kostengünstiges Übernachtungserlebnis suchen. Das zentrale Highlight ist ein deckenhohes Regal, das sich durch das gesamte Kiezhotel zieht. Die vielen Regalboxen sind individuelle Mikrogalerien für lokale Künstler*innen. Mit dem monochromen Farbcharakter teilt das Regal den Bestand in zwei Welten und erlaubt es, wortwörtlich in das Regal einzutauchen. Denn mittendrin verstecken sich Zugänge zu den privaten Räumen, wie die Schlafkapseln. kompakte, aber komfortable Rückzugsorte, die dir eine Auszeit vom Kulturtrubel bieten und den Anschein erwecken, sich im Regal zu befinden. Vor dem Regal eröffnet sich ein lebendiger, kommunikativer Raum, der durch seine offene Raumkomposition die Besucher*innen zum Austauschen und Stöbern im Regal einlädt. Jeden Sonntag öffnet die Kulturbox ihre Türen. Bei Lesungen, Ausstellungen und Konzerten kommst Du direkt mit Kulturakteur*innen aus dem Kiez und ihren Gästen in Kontakt. Die Kulturbox verbindet Kunst, Kultur und übernachtungsmöglichkeit an einem Ort.
Axonometrie „Kulturbox“ Halle
Kulturbox – Regal mit Zugang zu den Betten
Modellfoto des Projekts „Heiße Radler*innen“– Foto: Valentina Gürtler, Glora Magvas Heiße Radler*innen Ein Kiezhotel für Radreisende Valentina Gürtler und Gloria Magvas Das Kiezhotel verwandelt leerstehende Ladenflächen in Orte der Begegnung für Reisende und Einheimische. Nach einer anstrengenden Tour bietet es Radreisenden eine komfortable Alternative zum Zelt und die Möglichkeit, Stadt und Viertel zu erkunden. Das Herzstück ist eine Sauna, die für Gäste und die Nachbarschaft zugänglich ist. Der Saunabereich verlängert sich als Sitzbank in den Stadtraum und lädt Passant*innen zum Verweilen ein. Ein angrenzender Gemeinschaftsraum fördert Begegnungen und den Austausch zwischen Besucher*innen und Anwohner*innen. Die Buchung und der Check-in erfolgen vollständig digital über eine App, die zudem Tipps zu lokalen Lieblingsorten bietet, um Gästen authentische Einblicke ins Viertel zu ermöglichen. Das Gestaltungskonzept kombiniert blaue Fliesen mit roten Fugen, rote Stahlrohrelemente und Gitterrostböden mit ruhigen Schlafmodulen aus Seekiefer. Der Raum wird durch seine unterschiedlichen Bodenbeläge in seine Funktionszonen gegliedert.
Axonometrie „Heiße Radler*innen“ Hannover
Detail „Heiße Radler*innen“
Modellfoto „Wohnbühne“ Foto: Michelle Weber, Charlotte Hartung Wohnbühne Ein temporärer Wohnort für Theaterschaffende Michelle Weber und Charlotte Hartung Kunstschaffende, die für ein Gastspiel in die Theater kommen, finden in der Wohnbühne ein temporäres Zuhause. Die Neuinterpretation typischer Bühnenstrukturen schafft eine Gestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität, die auf die Bedürfnisse der Künstler*innen abgestimmt ist. Ein großer Gemeinschaftsbereich erinnert mit seiner Höhenstaffelung an einen Publikumsraum und bietet Raum für Austausch und Begegnung. Hier wird gemeinsam gekocht, gefeiert oder entspannt. Eine verborgene Tür im zentralen Küchenelement führt in die privaten Wohnräume, die von einem dunklen Flur wie auf einer Hinterbühne erschlossen wird. Schlafräume, gestaltet als wandelbare Bühnensets, werden vom Ausstattungsteam der Kulturstätten individuell eingerichtet. Eine dreieckige Aluminiumtraverse durchzieht die Publikumsräume und ermöglicht eine flexible Beleuchtung. Im Backstage werden diese Elemente als Stehleuchten integriert. Materialien wie Multiplexplatten, dunkelblaues Möbellinoleum, Edelstahl und Theaterlatten prägen die Gestaltung.
Axonometrie „Wohnbühne" Hannover
Bestehendes Ladengeschäft in Halle Saale
Bestehendes Ladengeschäft in Hannover
Ausstellung der Semesterergebnisse in Halle
Ausstellung der Semesterergebnisse in Hannover