Semesterprojekt
Komplexes Gestalten, Sommersemester 2014
bei Prof. Dieter Hofmann und M.A. Des. Matthias Zänsler
ab 3. Studienjahr Bachelor, ab 1. Studienjahr Master

Im Projekt des Sommersemesters 2014 untersuchten die insgesamt  17 teilnehmenden Studierenden ab dem dritten Studienjahr BA sowie ab dem ersten Jahr MA die verschiedenen Aspekte von Licht.

Das Thema bezieht seine Spannung aus der Ambivalenz der Immaterialität des Phänomens Licht und der meist unumgänglichen Gestaltung des Leuchtvorganges durch das Stoffliche. Im Licht selbst steckt diese mysteriöse Dualität. Im Begriff Körper werden aber auch die vielgestaltigen Bezüge von Licht einerseits zum menschlichen Körper, als auch zu anderen Objekten (Raum, Möbel, Leuchte,...) im Umfeld des Menschen deutlich. Darüber hinaus symbolisiert Körper Beweglichkeit, Lebendigkeit, Mobilität und Freiheit, ...

Für den erfolgreichen Einstieg in das Sommersemesterprojekt 2014 „Lichtkörper – Objekte mit Licht“ begaben sich die Betreuer und Studierenden auf Exkursion. Mit Stationen über St. Gangloff sowie München und Stuttgart bis nach Frankfurt (Main) war den Studierenden ein umfangreiches Programm geboten.

In St. Gangloff startete die Exkursion mit einem langen Workshop beim Projektpartner GERA Leuchten GmbH. Unsere Studierenden bekamen zuerst einen tollen Einblick in die Firmengeschichte, Produktpalette, die Werkstätten und Produktion sowie die strategische Ausrichtung der Firma. Anschließend begann der Workshop gemeinsam mit Mitarbeitern des Projektpartners. Ausgelotet wurden Erwartungen sowie Visionen und ein gemeinsamer Kreativprozess rund um das Thema Licht. Am Ende des Tages bezogen wir unsere Herberge am Wald und machten noch eine kleine Nachtwanderung.

Am nächsten Tag reisten wir nach München und bekamen eine inspirierende Führung mit kleinen Einblicken in die aktuellen Projektarbeiten bei Ingo Maurer. Danach besuchten wir das Lenbachhaus und betrachteten es unter lichtszenarischen Aspekten. Weiter ging es zu einer aktuellen Kunstausstellung im urbanen Raum und der Tag endete mit einem Abendessen im Augustinerbräu, zu dem wir einige Designer im Raum München eingeladen hatten, um ein wenig den Austausch zwischen Studenten und Professionellen zu fördern.

Am Tag drei besuchten wir das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP Stuttgart). „Die Aufgaben des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP konzentrieren sich auf Forschung, Entwicklung, Prüfung, Demonstration und Beratung auf den Gebieten der Bauphysik. Dazu zählen z.B. der Schutz gegen Lärm und Schallschutzmaßnahmen in Gebäuden, die Optimierung der Akustik in Auditorien, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und Optimierung der Lichttechnik, ...“ (FH IBP). Nach den technischen Eindrücken im Bereich Lichttechnik, besuchten wir anschließend den Lichtkünstler Kurt Laurenz Theinert. Er gab uns ebenfalls Einblicke in seine Arbeiten sowie seinen künstlerischen Ansatz im Umgang mit sich selbst und den Dingen.

Tag vier, unseren letzten Exkursiontag, widmeten wir voll und ganz der Light + Building 2014 in Frankfurt. Die Studierenden bekamen die Aufgabe drei beeindruckende Lichtphänomene, Leuchten, Lichtsysteme, etc. zu dokumentieren um diese in der kommenden Normalwoche vorzustellen und für die Mitprojektteilnehmer_innen zugänglich zu machen.

Alles in allem blicken wir auf eine erfolgreiche Exkursion zurück. Auf diesem Wege möchten wir uns noch einmal bei allen Studierenden und Exkursionsorten für die sehr interessante, entspannte, lustige, intensive, teilweise tonlose und eindrucksvolle Exkursion bedanken.

Nach der Exkursion gingen die Studierenden in die nächste Phase der Recherche- und Analysephase über, bereiteten mit gezielten Aufgaben- und Fragestellungen die Exkursion auf und hielten jeweils zu einer vorgeschlagenen oder vorgegebenen projektrelevanten Thematik einen Vortrag im Pecha Kucha Format. Die Themen reichten von Licht in der Natur und physikalischen Phänomenen über Funktionslicht und verschiedene Lichttypen bis hin zu design- und kulturbezogenen Inhalten und stellten einen gemeinsamen Recherche-Pool für alle beteiligten Studierenden dar.

Danach ging es in die Ideenfindungs- und Konzepterarbeitungsphase über, die durch zwei wesentliche Formate geprägt wurde. Zum Einen sollten die Studierenden in Dreierteams eine Aufgabe und Kreativmethode namens 3D-Brainwriting absolvieren, welche einen objekthaft dargestellten Ideenfindungsanteil beinhaltete und zum Anderen fand in der dritten Semesterwoche eine größtenteils von den Masterstudierenden durchgeführte und moderierte Workshopwoche statt, die mit einem  i-Tüpfelchen, einen Kompaktworkshop von 48 Stunden mit dem Designerduo von 45 Kilo Berlin, endete.

Beim 3D-Brainwriting sollten die Studierenden zu jedem der drei vorgegebenen Aufgaben „…es werde Licht!“, LiteLight und Pimp my/with Light einfache Mockups in 1:1 oder bei großen Objekten in einem geeigneten Maßstab entwickeln. Die Ergebnisse sollten nach einem Tag Bearbeitung in der Gruppe weiter gegeben werden. Danach arbeiteten die Studierenden jeweils an der Idee des vom Gruppenmitglied weitergegebenen Objekt weiter. Dieser Schritt wurde zweimal durchgeführt. Wichtig war aber, dass man nicht am erhaltenen Modell weiterarbeitete, sondern das man ausgehend von diesem ein eigenes neues Modell baute. Am Ende wurden die Ergebnisse einander vorgestellt, ausgewertet und auf entwurfsdienliche Ansätze untersucht.

Danach folgte die Workshopwoche, die einerseits das Ende der Recherchephase darstellte und andererseits den Beginn der Ideenfindungs- und Konzepterarbeitungsphase einleitete. Der Montag startete im Berufsförderungswerk in Halle, der sensorischen Welt, die einen Raum zur Verfügung hat, der dazu genutzt wird, Menschen die durch Unfälle erblindeten, für das eigenständige und alltägliche Leben vorzubereiten - ein unglaublich wahrnehmungsbezogenes Erlebnis. Anschließend erhielten wir eine Führung durch das Lichtlabor, welches sich mit Arbeitsplätzen und deren Ausleuchtung für sehbehinderte Menschen beschäftigt. Am Ende des Tages organisierten die Masterstudierenden ein Essen im Dunkeln und knüpfte damit an die sensorische Welt in Halle an. Der zweite Tag galt sehr interessanten Licht-Vorträgen aus der Perspektive eines Forschers, Pfarrers, Wahrnehmungspsychologen und Designers. Den Einstieg brachten Dipl.Des. Jan Bernstein und Dipl.Des. Sebastian Neitsch. Sie stellten ihr gemeinsames Büro quadrature vor und sprachen mit uns über deren Lichtprojekte. Danach folgte Herr Oliver Stefani vom Fraunhofer IAO aus Stuttgart und berichtete über den Zusammenhang von der inneren (menschlichen) Uhr und Licht, vom Ausschütten von Melatonin, Farbwiedergaben und der Wahrnehmung sowie der Auswirkung von Licht auf den Menschen. „Design: Licht ist sein (Gottes) Gewand.“, Ralf Döbbeling sprach als Pfarrer über das Licht und brachte sehr viele Beispiele aus der religiösen Geschichte der Menschheit. Als drittes folge ein Vortrag von Prof. Dr. Josef Lukas über wahrnehmungspsychologische Perspektiven. Er erklärte wie wichtig die psychologischen und physikalischen Erkenntnisse für das Entstehen der Computertechnologie waren und nahm immer wieder Bezug auf das Verstehen des menschlichen Auges. Am Ende des Tages folgte ein hochschulöffentlicher Vortrag von Tim Edler (realities:united) - die leitende Philosophie seines Büros ist der Wunsch, Gestaltung durch die Symbiose aller Fachrichtungen zu bestimmen. Für den Tag drei und vier wurden die Designer Philipp Schöpfer und Daniel Klapsing von 45 Kilo eingeladen. Im ersten Teil des Workshops mit „45 Kilo“ ging es darum, so schnell wie möglich wichtige Informationen und Beispiele rund ums Thema „Leuchte“ heranzutragen. Eine Gruppe beschäftigte sich so zum Beispiel damit, auf Designblogs die neusten Trends im „Leuchtmillieu“ zu finden und sie kurz aufzulisten. Die nächste Gruppe gab eine kurze Vorstellung der verschiedenen Leuchtmittel und ihrer passenden Fassungen, während ein anderes Team von DIN-Normen und Transformatoren sprach. Im zweiten Teil des Workshops ging es in die Werkstatt. Eine auserwählte Designerleuchte sollte innerhalb von 40 Stunden nachgebaut werden. Ziel der Übung war, schnell ins Material zu gehen, Fehler zu machen, Schwierigkeiten und Hürden zu entlarven und erste Lösungsansätze hierfür zu finden.

Während des Semesters absolvierten die Studierenden mehrere Etappen auf dem Weg zum endgültigen Entwurf. Auf diesem Weg wurden sie stets von GERA Leuchten begleitet. Zu den zwei wichtigsten Terminen kamen auch Herr Pölitz und Herr Ritt von GERA Leuchten zu uns an die Hochschule, um sich ein Bild von deren Arbeitsweise und den entstehenden Ideen zu machen. Die Zwischenpräsentation stellte also den Zenit des Semesterprojektes dar, nach diesem Zeitpunkt folgten intensive Konsultationen sowie die Entwurfsausarbeitungsphase - optimieren, ausarbeiten und präsentieren standen im Fokus.

Am Ende standen insgesamt 14 modellhaft umgesetzte Prototypen, die nicht nur in der Prüfungswoche und zur Jahresausstellung präsentiert wurden, sondern auch einen Platz auf der ORGATEC 2014 in Köln im Rahmen des neuen Netzwerkprojektes  „MaterialTransformation“, eine Plattform für Industriedesignausbildung und Industrie als Nachwuchs- und Austauschförderung gepaart mit Vorträgen und Gesprächsforen als Service der Kölnmesse, fanden.

Solche Projekte eröffnen den beteiligten Studierenden erste Chancen, sich und ihre persönliche Arbeitsweise einem potentiellen Auftraggeber und ihre eigenen Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit, wie hier auf einer Messe, vorzustellen. Selbst vor Ort, um das Projekt und ihre Objekte zu präsentieren, sind der künstlerische Mitarbeiter Matthias Zänsler und die Studierenden Juber Attia, Moritz Koch, Felix Seltmann, Bing Yu, Lisa Maria Wandel, Te-San Yang und Franziska Zeller. Präsent mit Objekten sind darüber hinaus noch Magdalena Binder, Martin Hensel, Wei Hsu, Alexandra Jahn, Yeho Joon, Leon und Luis Kucharski, EunSol Lee und Carolin Thieme.

Kooperationspartner und Förderer für die Studie LichtKörper war der Leuchtenhersteller GERA Leuchten GmbH aus Thüringen. Koordiniert wurde das Projekt durch dessen Designer und Produktmanager Thomas Ritt.