Entwurfsprojekt Sommersemester 2023 | Prof. Axel Müller-Schöll und KM Martin Beck

Hintergrund
Mit der Zunahme der Verlagerung des Warenhandels aus dem traditionellen Ladengeschäft ins Internet ergeben sich Chancen, Sachzwänge und neue Problemfelder. Neue Handelssektoren, wie das Gebrauchtkleidungsgeschäft oder Sharing-Modelle, sind im Windschatten des traditionellen Handels entstanden und werden zunehmend wichtiger.

Der Pop-up-Store ist dabei ein wirksames Instrument mit dem Ziel, eine Kundengruppe durch seinen improvisierten, im besten Falle originellen (=vorbildlosen) Auftritt anzusprechen und eine positive Erinnerung zu erzeugen. Mit Pop-up-Stores kann ein Geschäft auch sporadisch betrieben werden - teilweise in Immobilien-Leerstand, in ungewöhnlicher und attraktiver Umgebung, die nur zeitweise zur Verfügung steht, oder bei organisierten Hot Spots wie Messen, Märkten, Veranstaltungen usw.

Pop-up-Store Set
Gesucht wurde ein dreiteiliges Set, das Lösungen für die elementaren Anforderungen anbietet:

1. Zeigen (Eye-catchen)das Verweisen-auf und das Aufmerksamkeit-gewinnen; vielleicht das wichtigste Element des Sets.

2. Bevorraten (Waren-Nahreserve)hergestellt vorzugsweise aus Ready-Mades; die zu entwickelnde Lösung muss sich in unterschiedlichen Umgebungen (Museumsfoyer, leerstehender Laden, Container, Sporthalle …) als nützliches, raumbildendes Instrument erweisen.

3. Verkaufstischrahmt das Ritual des Handelns. Hier wird die Beziehung der Marktpartner (Produzent, Käufer, Verkäufer, Berater …) persönlich; diese Örtlichkeit durfte sehr frei interpretiert werden: symbolisch, praktisch, interaktiv (oder von jedem etwas).

Diese drei Anforderungen wurden durch einen Workshop mit Janosch Muschik unterstützt und waren so in eine Form zu bringen, dass Sie sichtbar einen nachhaltigen Standpunkt vertreten (Materialauswahl, Narration, Interaktion …) und sich an unterschiedlichen Orten überraschend, wirkungsvoll und mit einem angemessenen Aufwand installieren lassen.

Exkursion
Das Leitmotiv ist dem Titel eines über 100 Jahre alten Kochbuchs der toskanischen Landküche entlehnt, die in Zeiten bitterer Armut denoch Genuss und vielfältige Ernährung ermöglichen wollte.  Sechs Tage lang wurden Beispiele von gebauter Architektur in Florenz/Fiesole - vor allem Shop-Konzepte - studiert und die klassischen Rezepte der lokalen Küche, der legendären Cucina Povera nachgekocht um ein Gefühl für die Einfachheit der Zutaten und die Köstlichkeit des Ergebnisses zu bekommen. Denn genau darum ging es dann auch bei der zu wählenden Materialisierung für das Pop-Up-Set: einfache Materialien, die günstig oder gar aussortiert sind, zu verwenden, um den unter Kostendruck stehenden Handel zu entlasten und einen Beitrag zu gelebter Nachhaltigkeit zu leisten.

Durcharbeitung und Präsentation
Das Set mußte sich in drei verschiedenen Grundriss-Situationen bewähren, wobei zwei davon vorgegeben waren und ein weiterer selbst zu wählen war. Teile des Sets wurden als Modelle in den verschiedenen Maßstäben gebaut, es wurden Visualisierungen und Werkpläne erstellt und unter Anleitung des Architekten und renommierten Videospezialisten Davide Rapp (Mailand) in einer Workshopwoche mit dem entstandenen Material ein Trailer gedreht, der in der Präsentation den entscheidenden Mehrwert des entwickelten Pop-Up-Store-Konzepts unmittelbar verdeutlicht.

Betreuung:
Prof. Axel Müller-Schöll, Assistenz: Martin Beck