Studierende der Innenarchitektur haben für #3000Garagen einen Erzählparcours entworfen, der zehn ausgewählte Garagenstandorte im Chemnitzer Stadtraum markiert. Jedes Entwurfsteam entwickelt ein Ensemble von urbanen Möbeln zum Informieren, Rasten und Vertiefen. Ausschnitte der Entwürfe wurden von den Studierenden in Originalgröße umgesetzt.

Präsentation und Ausstellung in der Hartmannfabrik in Chemnitz – Foto: Janna Radlow
#3000Garagenteam: Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka, Ann-Kathrin Ntokalou, Michelle Auerbach – Foto: Chemnitz Kulturhauptstadt Europas 2025, Peter Rossner
Untersuchung von Garagenhöfen während der Chemnitz-Exkursion – Fotos: Peter Rossner & Janna Radlow
Workshop Point Of View mit dem Ausstellungsgestalter Gregor Müller – Fotos: Janna Radlow & Lea Sickel
Zwischenpräsentation mit dem #3000Garagen-Team – Foto: Janna Radlow
Workshop Fotografie mit Max Méndez– Foto: Janna Radlow
Mockup des Entwurfs „5x3x2,8“ – Foto: Svenja Maier & Charlotte Hübner 5x3x2,8 Svenja Maier & Charlotte Hübner Der Entwurf 5x3x2,8 zitiert die Außenmaße einer klassischen Chemnitzer Garage. Im Kulturhauptstadtjahr erhält jeder Garagenhof eine temporäre Fläche für spielerischen Austausch. Hierfür markiert ein neongelbes Stahlband die Abmessungen eines Garagengrundrisses am Ort der Wahl. Indem sich das Band in die Höhe faltet, entstehen Auflager für drei Module: eine Informationstafel, eine Bank und ein unterhaltsames Wurfspiel. Wie würdest du deine Garage nutzen? Diese und andere Fragen werden beim Werfen von Säckchen durch die Antwortlöcher einer Grafiktafel thematisiert. Treten die Werfenden an die Tafel heran, finden sie dort Umfragewerte, die zeigen, wie Menschen in Chemnitz zu den Fragen stehen. Die drei Module lassen sich auf der fiktiven Umrisslinie frei kombinieren. Im Falle begrenzter Freiflächen können Teilstücke grafisch übersetzt werden. So bietet der Entwurf individuelle Konfigurationen für jede Parcours-Station.
Wurfspiel in Aktion – Foto: Svenja Maier & Charlotte Hübner 5x3x2,8
Axonometrie der drei Stationstypen – Abb: Charlotte Hübner & Svenja Maier 5x3x2,8
Mockup des Entwurfs „A,B oder C?“ – Foto: Luana Dziemba & Luna Orellano A, B oder C? Luana Dziemba & Luna Orellano Welcher Garagentyp bist du? Fragespiele führen Besuchende der Kulturhauptstadt auf individuellen Wegen durch die Garagenhöfe des Parcours. Informationsstationen an den Zufahrten erzählen Hintergründe zum Hof und erläutern die Spielregeln. Für die Projektumsetzung werden die Chemnitzer Garagenhöfe, Symbole gemeinschaftlichen Tüftelns und Reparierens, mithilfe von Arbeitseinsätzen neu belebt. Wie einst der Aufbau der Garagen durch viele Hände bewältigt wurde, entstehen nun in Gemeinschaftsarbeit Möbel für die Kulturhauptstadt. Ein vorgefertigter Bausatz wird geliefert und mit lokalem Stampflehm zu Hockern gefertigt. Nach getaner Arbeit werden die Schalungsplatten und Spanngurte aus dem Herstellungsprozess als Grafikplatten für das Fragespiel wiederverwendet und an Regenrohren und Laternenmasten befestigt. Der Entwurf nutzt lokale Materialien, regt zum Austausch an und stützt sich auf die Wiederverwendung des Materials im Prozess.
Konzeptskizze – Abb.: Luana Dziemba & Luna Orellano A, B oder C?
Befestigung der Fragetafeln an Regenrohren – Foto: Luana Dziemba & Luna Orellano A, B oder C?
Mockup des Entwurfs „Ein Blick“– Foto: Natalie Dörschel & Riana Bußmann Ein Blick Riana Bußmann & Natalie Dörschel Der Entwurf macht Garagenhöfe als Orte erfahrbar, an denen Privatsphäre und öffentlicher Raum aufeinandertreffen. Zwischen diesen zwei Gegensätzen vermittelt der Türspion. Durch ihn werfen Besuchende einen Blick auf fotografisch dokumentierte Garagennutzungen, die die weltweite Vielfalt von Alltagskultur sowie individueller Umbauten dieser Schauplätze widerspiegeln. Vertiefende Informationen finden sich über einen QR-Code. Die Vorwandkonstruktion, in der die Türspione verbaut sind, fügt sich zwischen die tragenden Pfeiler der Garagenrück- und Giebelwände ein. Aufenthaltsqualität erlangt der unmittelbare Raum davor durch Plattformen, die sich kreissegmentförmig anschließen. Hier bieten Stufen Platz für Austausch und Erholung. Grafikelemente verbinden die vertikalen und horizontalen Bauteile und inszenieren den Blick der Besuchenden vom Großen ins Kleine hin zum Spion.
Grafik des Stationsaufbaus – Abb.: Riana Bußmann & Natalie Dörschel Ein Blick
Funktionsweise– Foto: Riana Bußmann & Natalie Dörschel Ein Blick
Mockups des Entwurfs „Garagenarchiv“ – Foto: Tom Bauer & Kaja Semmler Garagenarchiv Tom Bauer & Kaja Semmler Im Fokus des Entwurfs steht die spielerische Vermittlung von Geschichten und Nischenwissen über die Chemnitzer Garagen. Unerwartete Fakten, sogenannte Fun-Facts, sind das Ziel einer Rätseljagd durch die Stadt und wecken die Neugierde. Die zentralen Elemente sind Grafiken nach dem Rot-Blau-Prinzip. Mithilfe von Rätsel-Postkarten können Wegweiser auf Werbeflächen im Stadtraum entschlüsselt werden, die zu den verschiedenen Stationen und Garagenhöfen führen. Dort angekommen zieren die Fun-Facts Sitzgelegenheiten und ein Hofarchiv. Hierfür werden bedruckte Meshbahnen auf Stahlstangen gefädelt und mit Hilfe von Haken, die an ein Hängeregister erinnern, in dafür eigens angefertigte Stahlgestelle eingehängt. Besucher:innen können sich entweder zum Rasten niederlassen oder durch überdimensionale Registerkarten blättern, um mehr über die örtlichen Besonderheiten und Fun-Facts zu erfahren.
Konzeptgrafik – Abb.: Tom Bauer & Kaja Semmler Garagenarchiv
Rotfilter entschlüsseln Funfacts– Foto: Tom Bauer & Kaja Semmler Garagenarchiv
Mockup des Entwurfs „biegen statt brechen“ – Foto: Nicholas Friedrich & Johann Seidl biegen statt brechen Nicholas Friedrich & Johann Seidl Unsere Herangehensweise entwickelte sich aus der Entdeckung eines aufgegebenen Garagenhofs in Chemnitz. Zwischen heranwachsenden Bäumen und kaputten Dächern wurden wir auf die ausgedienten Blechtore aufmerksam. In unserem Entwurf erhalten diese ein zweites Leben. Aus den Toren fertigen wir Informationsaufsteller, Sitzmöbel und ein modulares System. Dafür werden die Sicken im Trapezblech eingeschnitten und an diesen Stellen gekantet. Die fertigen Module ermöglichen vielfältige Anordnungsvarianten für die verschiedenen Veranstaltungsformate auf den Garagenhöfen. Sie lassen sich zu einer Bar, einer Bühne oder Sitzlandschaften stapeln. Die Farbgebung der Möbel greift auf die Kulturhauptstadtfarben zurück. Die Garagentorteile werden dabei nur teilweise lackiert und geben an Freistellen ihre Herkunft preis. Die entstandenen Stadtmöbel sind nicht nur nachhaltig und funktional, sondern erzählen auch eine Geschichte.
Konzeotgrafik zur Verwertung der Garagentore – Abb.: Nicholas Friedrich & Johann Seidl biegen statt brechen
Loungechairs aus gebrauchten Garagentoren– Foto: Nicholas Friedrich & Johann Seidl biegen statt brechen
Sitzbänke aus gebrauchten Garagentoren – Foto: Nicholas Friedrich biegen statt brechen
Mockup des Entwurfs „ Trichter voller Erinnerung“ – Foto: Lea Sickel & Romy Vetter Trichter voller Erinnerung Lea Sickel & Romy Vetter Jeder Garagenhof hat eine eigene Geschichte, die lange Zeit im Verborgenen blieb. Im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 in Chemnitz werden Besuchende eingeladen, zehn Garagengeschichten mit ihren Sinnen zu erleben. Aus dem Boden ragen Hör-, Riech- und Sehstationen, an denen Informationen nachhaltig verinnerlicht werden können. Das sieht so aus: Am Schützenplatz lauschen Besuchende der Gründungsgeschichte des Garagenhofes. Zudem bietet die Riechstation eine überraschende Vertiefung der Information. Der Entwurf nutzt Regenrohre als modulare Bauteile, die wiederkehrende Elemente auf Garagenhöfen sind. In Kombination mit bunten Trichtern entstehen lebendige Skulpturen und eine Möbelfamilie in vielfältigen Anordnungsmöglichkeiten. Jedem Garagenhof wird eine Farbe zugeordnet, die als ortsspezifischer Farbcode durch den Stadtraum navigiert und so den Parcours-Charakter unterstreicht.
Visulalisierung auf dem Garagenhof „Am Schützenplatz“ – Abb.: Lea Sickel & Romy Vetter Trichter voller Erinnerung
Sinnestrichter in Aktion – Foto: Lea Sickel & Romy Vetter Trichter voller Erinnerung
Mockup des Entwurfs „An der Schwelle zum Kulturgut“ – Foto: Jim Brose & Aline Heizmann An der Schwelle zum Kulturgut Jim Brose & Aline Heizmann Die Garagenhöfe in der DDR entwickelten sich zu wichtigen sozialen Orten. Der Entwurf möchte diese Alltagskultur respektvoll darstellen und die Nutzung der Garagen würdigen. Aus Schalungssteinen entstehen temporäre Plattformen für ein lebendiges Garagengeschehen. Umlaufende Rampen dienen als großzügige Text- und Bildträger für die lokalen Geschichten. Die barrierearmen Rampenbauteile befinden sich an den Giebelseiten, Fahrwegen und Freiflächen in den Höfen wieder, fördern dort das bewusste Durchgehen und lenken die Aufmerksamkeit auf zusätzliche Informationen. Ein modulares Stahlrohrsystem mit Zeltstoffüberdachung erweitert die Plattformen für Aufenthalt und Austausch. Die Plattformen sind Orte für Grillabende, Vereinstreffen oder das Projekt #3000Garagen mit geplanten Events und Workshops. Der Monoblock-Stuhl dient als Sitzgelegenheit und wird am Ende an alle Garagenbesitzenden verschenkt, individualisiert als Erinnerung.
Konzeptgrafik – Abb.: Jim Brose & Aline Heizmann An der Schwelle zum Kulturgut
Bauteilübersicht – Foto: Aline Heizmann An der Schwelle zum Kulturgut
Projektpräsentation zur Jahresausstellung der BURG auf dem Campus– Foto: Rita Rentzsch
Präsentation und Ausstellung in der Hartmannfabrik in Chemnitz – Foto: Janna Radlow
Abschlussfoto der Projektgruppe mit dem #3000Garagen-Team – Foto: Marta Quilis

#3000Garagen ist ein Flagship-Projekt der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 und nimmt die Garagen in Chemnitz und die Menschen, die sie nutzen, in den Blick. Die rund 30.000 Garagen in der Stadt sind mehr als nur Abstellplatz für ein Auto. Sie sind lebendige Archive, Kulturgut, Kreativlabore und Gemeinschaftsorte. Gemeinsam mit Chemnitzer:innen werden die persönlichen und kollektiven Geschichten sichtbar gemacht.