... die Stadt als Hotel!, Entwurfsprojekt Wintersemester 2011/12, Fachgebiet Innenarchitektur

 

Hintergrund

Wer die Hotelszene beobachtet, dem fällt auf, dass die Entwicklung rasant fortschreitet. Von den typischen Einheitszimmern für Vertreter in den 60er Jahren, den gefälligeren Unterkünften im Tourismusboom der 70er, führte der Weg zu Wellnesshotels, Designhotels, ja sogar zu Arthotels mit Interieurs als Kunstunikaten. Der Gestaltungsaufwand wurde immer mehr, der Service auch. Gleichzeitig wurden auch die Anforderungen der Etikette und an den persönlichen Style immer höher.

Bei genauerem Hinsehen bemerkt man eine neue Facette von Hotels, die absichtlich „gegen den Strich bürsten“. Das Pixel Hotel Linz etwa oder das One Million Donkey Hotel, um nur zwei zu nennen.

Hotels, die man nur über Internet buchen kann (also die Neue Welt auf der einen Seite), die dafür etwa einen ausgebauten Ziegenstall in einer italienischen Berghöle anbieten samt Intensivkontakt zur Dorfbevölkerung (also totale Archaik auf den anderen). Kurioser – oder verständlicherweise sind solche schrägen, unorthodoxen, sogar strapaziösen Hoteleinheiten immer ausgebucht.

Es ist nicht nur die Zwanglosigkeit, die hier genossen wird. Es ist das Erlebnis „Übernachten an unalltäglichem Ort“. Wobei die Besucher schlecht beraten wären, wenn sie nach dem (selbst gemachten) Frühstück die Unterkunft verlassen würden für ein Erlebnis in der Stadt, oder am Strand, oder ähnlichem. Das Hotelzimmer ist schon Erlebnis pur und muss genossen werden. Das heißt die „Verweildauer“ ist höher. Das Vergnügen ist meistens ja auch nicht gerade billig. Aber die Devise lautet: Lieber anstrengend als nicht anstrengend. Lieber (zeitlich begrenzte) Unruhe und Ungemütlichkeit als Service und Norm oder das ewig gleiche Corporate Design einer Hotelkette.

Prof. Johann Stief