Sommersemester 2023 • Semesterprojekt • ab 3. Studienjahr und MA Textildesign Betreuung: Prof. Bettina Göttke-Krogmann
Promenadologie und Ethnographie
Gehen und sehen, beobachten und erleben, riechen und hören, schreiben und zeichnen, zuhören und fragen, beschreiben und reflektieren, interpretieren und abstrahieren
Sowohl die Promenadologie als auch die Ethnographie können den Entwurfsprozess erweitern – einerseits indem man partizipativ präzise Bedürfnisse für Produkte oder Materialien erkundet (was in der Industrie durchaus praktiziert wird) oder sie als Ausgangspunkt für den gestalterischen Prozess zu nutzen, der im Ergebnis keinen direkten Bezug mehr zum Feld hat – oder auch beides.
Zum Start reisen wir an einen unspektakulären fremden Ort in ein unspektakuläres fremdes Land, um erste Erfahrungen mit den Methoden der Spaziergangswissenschaften von Lucius Burkhardt und der teilnehmenden Beobachtung aus der Ethnologie zu machen.
Basierend auf diesen Erkenntnissen soll in Halle in der 1.Kompaktwoche ein eigenes Feld erkundet und „erspaziert“ werden. Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des Feldes ist, dass es von Menschen geprägt ist und keinen Bezug zum eigenen Alltag hat. Mögliche Felder sind Vereine, Handwerksbetriebe, soziale Einrichtungen, Hotels, Schwimmhalle, etc.
Die Menschen dieses Ortes stehen im Mittelpunkt - ihr Verhalten, ihre Wege, ihr Umfeld, was macht den Ort aus, welche Rolle spielt er, gibt es spezielle Bewegungsabläufe, die sich wiederholen, etc. Diese protokollierten Beobachtungen werden analysiert und dienen als Grundlage für den gestalterischen Entwurf. Dieser ist in der Ausrichtung frei, d.h. es kann eine Kollektion, eine Serie, eine Materialstudie, ein Produkt oder eine Installation sein. Es kann direkt Bezug genommen werden zu den Untersuchungen oder auch zum Ort, um einen Vorschlag für eine Verbesserung der Situation zu geben - wie z.B. ein Sonnensegel für eine Fensterfront, die das Licht verbessert. Es kann aber genauso eine abstrahierte Gestaltung entstehen, losgelöst von dem Ort und den Menschen, die untersucht wurden. Die Umsetzung ist frei. Es kann eine Kollektion entstehen, ein Produkt, eine Serie, eine Materialstudie, usw. Die Ergebnisse der Beobachtungen sowie die entstehenden Textilien sollen als Website dokumentiert werden.