Diplom, Plastik, Studienrichtung Keramik, 2013

Diplom, Plastik, Studienrichtung Keramik, 2013

Titel der praktischen Arbeit:
„Aufbruch ins Offene“

Titel der schriftlichen Arbeit:
„Wohnen, Hausen, Leben, Sein - Behauptung des Raums“

Wohnen ist eine Tätigkeit, die im menschlichen Leben grundlegend ist. Denn Jeder
muss irgendwo wohnen, sich einen Ort einrichten.
Ich glaube jedoch, dass das Wohnen nicht gut bedacht wird.
Üblicherweise findet das Wohnen im mitteleuropäischen Standardhaus statt, welches
in verschiedene Funktionsräume unterteilt und mit Fundamenten, Fenstern, Türen,
Dachboden, Keller usw. ausgestattet ist. In diesen Häusern soll jeder Bewohner einen
Schutzraum, den ihm eigenen Raum finden. Mir stellt sich die Frage, ob diese
standardisierten Räume, bzw. Wohnungen jedem Individuum gerecht werden.
Außerdem ist zu untersuchen, inwieweit das Wohnen von bestimmten Abhängigkeiten
und Machtmechanismen durchzogen ist: zum Einen bestimmt die finanzielle Situation
des Bewohners Ausstattung, Größe und Lage der Wohnung, außerdem dient die feste
Wohn- bzw. Meldeadresse der Lokalisierung und Kontrolle des Bewohners und der
Rückzug ins Häusliche ermöglicht ein Abschotten gegen die Außenwelt, was mit einem
Desinteresse gegenüber gesellschaftlichen und sozialen Phänomenen einhergehen
kann.
Wie kann also der Wohnraum so umgestaltet werden, dass das Wohnen jedem
Einzelnen gelingt und Abhängigkeiten abgemildert werden? Die Wohnung soll als Netz
aus Gewohnheiten wie ein Sprungbrett ins Abenteuer sein (nach Vilém Flusser). Dieser
Ort sollte ereignisreich, intensiv, offen und beweglich sein. Dass eine Umgestaltung
des Wohnraums möglich ist, besagt zum Beispiel die Theorie von Henri Lefebvre, die
davon ausgeht, dass der Raum vom Menschen produziert wird, also veränderbar ist.
Dass Menschen versuchen, sich ihren Wohnraum selbst zu gestalten und zu
organisieren und damit standardisierte Wohnlösungen hinterfragen belegen
Hausbesetzungen, Landkommunen, Wohngenossenschaften oder Bauwagenplätze.
Meine Idee vom gelingenden Wohnen ist an einen reduzierten, mobilen Wohnraum
geknüpft, das heißt vor Allem eine Reduzierung auf das Notwendigste und gedankliche
Beweglichkeit.


Deshalb habe ich im Selbstversuch aus größtenteils Recyclingmaterial und daher mit
geringstem finanziellen Aufwand ein mobiles Minimalhaus gebaut, welches inklusive
mobilem Kachelofen, zerlegt in seine 12 Einzelelemente, in einem Transporter bewegt
werden kann. Mein Wohnen in diesem Haus stelle ich mir als unabhängig, auf das
Notwendigste reduziert und der Außenwelt gegenüber offen vor. Eine Erprobung
desselben steht noch aus.

 

Die Verteidigung fand im Hermesfoyer statt.