"In den Wohnungen meiner Mutter sind viele Türen“ (2024) am 22.02. im Kurzfilmprogramm: Familie als die kleinste Zelle der Gesellschaft, Peking
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"In den Wohnungen meiner Mutter sind viele Türen“ (2024) am 22.02. im Kurzfilmprogramm: Familie als die kleinste Zelle der Gesellschaft, Peking
Das Kurzfilmprogramm „Familie als die kleinste Zelle der Gesellschaft“ in Peking wird vom Goethe-Institut China, der Abteilung Kultur und Bildung des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland Shanghai und dem Art Museum of the Nanjing University of the Arts organisiert. David Kinds Kurzfilm “In den Wohnungen meiner Mutter sind viele Türen“ (2024) wird am 22.02. in der Sektion ”Family Portraits" zu sehen sein.
Vier kuratierte Kurzfilmprogramme mit Dokumentar- und Animationsfilmen aus Deutschland, Europa und China untersuchen ein universelles Thema, das jeder kennt: Familie. Gu Xue (China) und Luc-Carolin Ziemann (Deutschland) haben die Filmprogramme wie ein filmisches Ping-Pong-Spiel gemeinsam kuratiert. Die Filme beschäftigen sich mit den verschiedenen Facetten von Familie, zeigen die Kraft familiärer Bindungen, aber auch die starken Fliehkräfte, die sich entwickeln, wenn familiäre Regeln keinen Platz für Diversität, individuelle Entscheidungen und Lebensweisen lassen. Die Filme zeigen Familien als Spiegel der Gesellschaft, die einerseits ihr Fundament bilden und sich andererseits an gesellschaftlichen Vorgaben reiben.
https://www.goethe.de/ins/cn/de/ver.cfm?event_id=26439384
David Kind - In den Wohnungen meiner Mutter sind viele Türen
D, 2024, 18 Minuten
Wir alle kennen Fotos mit übermalten oder ausgeschnittenen Gesichtern. Wie ein Refrain wirkt die Hand, die Familienaufnahmen mit Stiften und anderen Gerätschaften bearbeitet und wiederholt eingeblendet wird. Die Auslöschungsversuche sind hörbar. Sie übertragen sich als Missklang auf den Körper. Zerkratzen, verfremden, wegmachen. Meistens den Kopf einer Frau. Auch wenn der Erzähler in der dritten Person spricht, auch wenn die Hand womöglich nicht die seine ist, könnten es eigene Erfahrungen sein. Im Zentrum der eher fragmentarischen Schilderungen steht eine Mutter, die ihre Kinder prügelt und quält. Es ist eine Kindheit in permanenter Angst. Wie geht man mit den Erinnerungen und Narben im Erwachsenenalter um? Lässt sich das Erlebte überhaupt mit Worten fassen? Warum sind einem die Geschwister, die dasselbe Leid erlitten haben, seltsam fremd? David Kinds essayistische Annäherung an das Trauma der Gewalterfahrung fällt fragend aus. Äußerst behutsam werden die titelgebenden Türen geöffnet.
(Anke Leweke)