Prof. Dr. Mirjam Schaub, Professorin für Philosophie an der BURG, rrealisiert ihre Ringvorlesung "Das Ende der Welt. Vom Sinn apokalyptischer Narrative" digital. Die Vorlesung diskutiert die Gratwanderung von utopischen und dystopischen Narrativen des Endes der Welt quer durch die Kulturgeschichte und ihre Disziplinen: Medizingeschichte, Theologie und Philosophie, Kunstgeschichte, Film-, Kunst- und Kulturwissenschaft u.v.m. kommen zu Wort. Im Zentrum steht die Frage nach dem sozialen Sinn apokalyptischer Narrative und ob man diesem mit ‘antizipierendem Realismus’  begegnen kann. 

Am 11.06.2020 um 16:15 findet das virtuelle Treffen mit Eva Horn und Verena Lobsien statt.

 

Eva Horn: No apocalypse, not now! Corona und das Anthropozän

Seit Jahren beschäftigen wir uns nicht nur mit unzähligen, fiktiven oder auch real möglichen Katastrophenszenarien. De facto sind viele der wirklich katastrophalen Prozesse, die derzeit ablaufen, eher langsamer und latenter Natur. Ein Vorschlag, diese „Katastrophe ohne Ereignis“ auf einen Begriff zu bringen, ist das Konzept des Anthropozäns. Es versammelt eine Vielzahl von sehr komplexen, aber tiefgreifenden ökologishcen Veränderungen auf dem gesamten Planeten: Klimawandel, Veränderung der Chemie der Meere, Ozonloch, Artenverlust, Veränderung wichtiger Stoffkreisläufe, allgegenwärtige Toxine in Luft, Wasser und Böden uvm. Aber wie verhält sich die aktuelle Krise zu dieser strukturellen ökologischen Krise? Eine Rhetorik der Apokalypse mit all ihren geschichtstheoretischen Implikationen, so die These des Vortrags, hilft hier überhaupt weiter. Es ist vielmehr zu fragen, was wir von der Corona-Krise für die Aufgaben lernen können, die das Anthropozän uns stellt. 

 

Eva Horn, Prof. Dr. phil. habil, ist Professorin für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Wien. Sie hat in Basel, New York, Frankfurt/Oder, Konstanz und Paris unterrichtet. In Wien leitet sie seit 2018 das Vienna Anthropocene Network. Publikationen zum thema: Eva Horn: Zukunft als Katastrophe, Frankfurt: Fischer 2014. Eva Horn/Hannes Bergthaller: Anthropozän....zur Einführung, Hamburg: Junius 2019.

 

Verena Lobsien: Der Tod im Leben – John Donnes Jenseitsästhetik

John Donne – berühmt-berüchtigter englischer Dichter des 17. Jahrhunderts – hat unter anderem damit Aufsehen erregt, wie er in seinen Gedichten über das Ende der individuellen Welt nachdenkt. Immer wieder thematisiert er den höchstpersönlichen tipping point, der uns allen bevorsteht. Was geschieht im Sterben? Wie trennen sich Körper und Seele? Oder trennen sie sich nicht? Wie katastrophal ist das? Wie kann der Tod einer einzelnen eine Apokalypse der gemeinsamen Welt heraufbeschwören? Und wie kann man über all das von hier aus, also diesseitig, reden? Donne geht solchen Fragen in den sog. „Anniversaries“, zwei längeren Gedichten zum Jahrestag des Todes einer jungen Frau nach. Der Vortrag will verstehen und erläutern, wie und weshalb er das tut; zudem, welche sprachlichen Verfahren uns zu Gebote stehen, wenn wir über Dinge sprechen wollen, über die man schwer sprechen kann, und wie man diese Dinge vielleicht imaginieren könnte. Auf dem Spiel stehen dabei die Liminalität poetischer Texte und zugleich einige grundsätzliche Möglichkeiten einer Jenseitsästhetik.

 

Verena Lobsien, Dr. phil. habil., ist Professorin für Neuere Englische Literatur/Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach Promotion und Habilitation zu Themen der Klassischen Moderne sind ihre Forschungsschwerpunkte seit längerem die Literatur und Kultur der Renaissance, mit diversen Projekten zu Fragen der Antiketransformation. Sie ist (u.a.) Autorin von Skeptische Phantasie (München 1999), Transparency and Dissimulation (Berlin 2010), Jenseitsästhetik (Berlin 2012), Shakespeares Exzess (Wiesbaden 2015) und, mit Eckhard Lobsien, Die unsichtbare Imagination (München 2003). Zur Zeit schreibt sie ein Buch über Sympathie.

 

 

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anne-christin.bielig@burg-halle.de

 

In der Kontextspalte rechts befindet sich das detaillierte Programm inkl. weiteren Informationen zu unseren Gastsprecher*innen und zum Procedere zum Herunterladen.