Im Burggraben am Campus Kunst der BURG lebt seit einiger Zeit ein Bienenvolk. Wie es seinen Weg zur BURG gefunden hat, erzählt der zuständige Imker aus Leidenschaft, Max Lübeck.
Seit nun über einem halben Jahr steht, von weitem kaum zu erkennen, ein kleiner Holzkasten inmitten des historischen Wehrgrabens an der Unterburg. Doch bei genaueren Hinsehen ist um den unauffälligen Kasten herum ziemlich viel los: Zwischen Mauern und Stahlskulpturen lebt ein Bienenvolk am Campus Kunst der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und bestäubt fleißig Blumen und Nutzpflanzen in der Umgebung. Die Bienen haben dort dank Freizeitimker Max Lübeck ihren Platz gefunden. Wir haben ihn getroffen und gefragt wie die Bienen zur BURG fanden oder die BURG zu den Bienen kam.
Max Lübeck kommt mit seinem Rennrad an das Tor der Unterburg der Burg Giebichenstein gefahren. Der Student für Kulturpädagogik an der Hochschule Merseburg wohnt gleich um die Ecke und kommt häufiger hier vorbei. Für ihn strahlt dieser Ort eine ganz besondere Atmosphäre aus; ein kreativer Ort mit seinen alten, hohen Mauern und dem Efeu, der einen grünen Teppich überall um die alte Burg webt.
Wir gehen den Burggraben hinunter zu einem stählernen Tor, dass uns in den unteren Bereich führt, an den Ort, den Max Lübeck bei einem Blick über die Burgmauern für sich oder vielmehr für seine Bienen entdeckt hat. „Eigentlich reichte schon der Blick über die Mauern und ich wusste, dass dort der perfekte Ort für die Bienen sein würde“, meint er. Er ergriff die Initiative und wendete sich mit seinem Vorhaben an die BURG.
Seine Idee einen Bienenkasten dort im Graben aufzustellen, stieß schnell auf Interesse. Naturschutz ist für die Kunsthochschule ein großes Anliegen und ein eigenes Bienenvolk auf dem großen Gelände der BURG schien von Anfang an eine besondere Vorstellung.
Neben den insgesamt rund 1.000 Studierenden beleben nun also noch etwa 40.000 Bienen die Hochschule – vornehmlich die Wiese im grünen Ring rund um das historische Burggelände. Ein reges Treiben, wie es sich für die BURG gehört. Max Lübeck hat den schlichten, hölzernen Bienenkasten so positioniert, dass er inmitten wilder Blumen zwischen Stahlskulpturen steht und so eine kleine grüne Oase bildet.
Max Lübeck – Imker aus Leidenschaft
Max Lübeck ist nicht auf dem beruflichen Weg zur Imkerei gekommen, vielmehr stieß er durch Zufall auf seine Faszination für Bienen. Während eines Nebenjobs auf dem Land im kleinen Dörfchen Rollenhagen in Mecklenburg-Vorpommern beobachtete er regelmäßig den im Garten gelegenen Bienenstock. Sein Interesse an den Bienen war unübersehbar und kurzerhand stand Max Lübeck schließlich mit einem eigenen Bienenvolk da, kaufte sich einen Kasten und informierte sich bei Imkern der Region genauer über die Zucht. Vor Ort traf er auf zahlreiche Imker, die zwar mit Leidenschaft, aber vor allem aus beruflichen Gründen Bienenzucht betrieben und den Honig verkauften.
Nunmehr schon seit sechs Jahren kümmert sich Kulturpädagoge Max Lübeck in seiner Freizeit um Bienenvölker und hat mit den Burg Bienen nun wieder ein eigenes kleines „Volk“.
„Für mich war es zunächst die Faszination für die Bienen, das stille Beobachten, aber auch der Naturschutz, der mir am Herzen liegt. Die Imkerei bringt beides zusammen“, erzählt er begeistert.
Das Leben der Burg Bienen
Das Bienenvolk, das nun im Burggraben herumsummt, hat schon viel erlebt. Ganz klassisch kaufte sich Max Lübeck die Honigbienen bei einer Imkerei der Region mit der Intention, sie langfristig in seiner Nähe zu haben. So platzierte er den Bienenstock kurzweilig auf dem Balkon seiner Stadtwohnung in Halle und dann für eine Weile auf dem Gelände der Biogärtnerei Amselhof in Petersberg. Nicht weil der 30-Jährige die Bienen wieder loswerden wollte, sondern weil die Tiere eine Zeit brauchen, um sich von ihrem alten Wohnort zu lösen. Hätte Max Lübeck sie von seinem Balkon direkt in den Burggraben verlegen wollen, wären sie aufgrund der Nähe wieder zur Stadtwohnung zurückgekehrt.
Im Frühjahr 2020 stand dann der Umzug auf das Gelände der Kunsthochschule an. Seitdem steht der Bienenkasten nun dort und muss regelmäßig gepflegt werden. Neben der sommerlichen Behandlung der Varrooamilbe mit Ameisensäure, muss auch der Bienenkasten gelegentlich erweitert werden. Vor allem dann, wenn das Bienenvolk wächst, sagt Max Lübeck: „Anfänglich ging es so schnell, das Volk wuchs und wuchs, sodass ich rasch den Kasten vergrößern musste, bevor die Bienenkönigin zum Umzug aufforderte.“ Auch vor anderen Fressfeinden wie Mäusen müssen die Tiere geschützt werden. „Gleichgesinnte Nachbarn haben sie auch schon“, meint Max Lübeck und zeigt auf einen kleinen Fleck am oberen Teil des alten Gemäuers. Hier hat sich auf natürlichem Weg ein Bienenvolk angesiedelt, denn die Mauern mit ihren Lehmfugen und Löchern liefern optimale Bedingungen für die Bienen – ein kleines Bienenparadies also, dieser Burggraben.
Begegnungen mit den Bienen
Bisher kennen noch nicht allzu viele Leute der BURG das junge Bienenvolk und dessen Wohnort. Sie sollten sich erst einmal in Ruhe „einleben“. Freunden und Interessierten hat Max Lübeck die Bienen samt ihrer Eigenheiten aber schon vorgestellt. Daneben ist Max Lübeck im Austausch mit dem Biologen und Bienenforscher Prof. Dr. Robert Paxton der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, um sein Wissen zum Stand der Forschung zu erweitern und weitergeben zu können. Geplant ist zudem den Burg-Studierenden und-Lehrenden die Bienen vorzustellen und ihre Lebensweise näher zu bringen, sobald sich die Bienen eingelebt haben.
„Das Beobachten der Bienen und das stille Zusehen bei ihrer Arbeit entspannt nicht nur, es regt auch die Kreativität an. Allein die vielen verschiedenen Farben der kleinen Pollen, die die Bienen fleißig liefern, fasziniert mich. Gerne würde ich diese Faszination teilen“, so Max Lübeck.
Das Wissen über die Lebensweise der Insekten und deren Pflege möchte er in Form eines Workshops an die Burg Studierenden weitergeben. Auch das Bauen von alternativen Bienenkästen kann sich der Student sehr gut gemeinsam mit den Burg-Studierenden vorstellen, sobald der derzeit coronabedingt nur eingeschränkt zugängliche Campus wieder gänzlich geöffnet ist.
Der Burggraben als grüne Oase
Max Lübeck ist glücklich die Bienen und den Standort an der BURG gewonnen zu haben: „Diese kleine grüne Oase hier im Burggraben bildet gemeinsam mit anderen grünen Flecken wie der Peißnitzinsel ein umweltfreundliches Netz in Halle. Ich möchte, dass diese Flächen noch größer werden. Gerade jetzt, wo wir uns wirklich um unsere Umwelt kümmern müssen, ist das umso wichtiger.“
Für das Areal am Campus Kunst der BURG sind die Bienen eine große Bereicherung, vor allem für die umgebenen Blumen, Obstbäume und Felder und natürlich auch dank ihrer süßen Gabe.
In diesem Jahr überlässt Max Lübeck den Bienen den Honig und damit ihr eigenes Futter noch. Im nächsten Jahr, wenn sie sich eingelebt haben, wird die BURG dann vielleicht sogar in Form von Honig zu schmecken sein.
Zur Autorin
Julia Gollan ist Volontärin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BURG. In ihrem eigenen kleinen Garten beobachtet sie gerne, wie die kleinen Insekten von Blüte zu Blüte fliegen und ihr letztendlich zur einer ertragreichen Ernte verhelfen.