Workshop mit Prof. Dr. Niklaus Largier (UC Berkeley)

Workshop mit Prof. Dr. Niklaus Largier (UC Berkeley)
Von Mystik wird oft ausschließlich im Blick auf außerordentliche oder ekstatische Erfahrungen spiritueller oder erotischer Art gesprochen. Im Workshop wird es zunächst darum gehen, Aspekte sogenannt mystischer Texte herauszuarbeiten, die als kritische Intervention in die gewohnte, diskursiv beherrschte Wahrnehmung der Welt zu lesen sind (und die in den letzten Jahren gerade auch in den Diskussionen der Critical Race Theory eine wichtige Rolle gespielt haben). In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, auch die konstruktiven Verfahren der Figuration und Imagination in den Blick zu nehmen, mit denen mystische Texte – über die Kritik hinaus – eine andere, neue, intensivere Wahrnehmung zu gestalten suchen. Dabei soll auch im Zentrum stehen, wie – um einige Beispiele zu nennen: von Kandinsky bis zu Dan Flavin, Marina Abramovic und Nathaniel Mackey – konkrete Fragen der Gestaltung, der Installation, der Arbeit am Material sowohl in Hinsicht auf die kritische Intervention wie auf die Konstruktion neuer Wahrnehmungsformen verhandelt werden.
Niklaus Largier ist Professor an der University of California Berkeley. Er ist spezialist für mittelalterliche und frühneuzeitliche Literatur mit Schwerpunkt auf der deutschsprachigen Mystik, insbesondere Meister Eckhart. Er erforscht die Rezeption mystischer Konzepte bis in die postmoderne Philosophie. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive untersucht er die Geschichte der Affekte, Sinneserfahrungen, des Begehrens und der Fantasie – etwa in Bezug auf Rhetorik, Körperpraktiken und geistige Übungen. Dies zeigt sich besonders in seinen Werken Lob der Peitsche, Die Kunst des Begehrens und Figures of Possibility. Zuletzt arbeitete er am Begriff des „Möglichen“ – in Auseinandersetzung mit Eckhart, Aristoteles, Musil, Baumgarten, Novalis, Lukács, Balázs und Foucault. 2015 wurde er für seine Arbeiten zur deutschsprachigen Mystik und deren Rezeption in der modernen Philosophie mit dem Anneliese Maier-Forschungspreis der Humboldt-Stiftung geehrt.
Dienstag, 01. Juli, 14:00-17:00 Schleifweg 6, Raum 10
Anmeldung per Mail bei Elisabeth Hildebrandt (elisabeth.hildebrandt@burg-halle.de)