Eröffnung ist am 1. Juni 2017

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Das Recherche- und Kunst-Projekt ‚Chinafrika. under construction’ begibt sich auf eine Spurensuche nach den kulturellen Beziehungen zwischen China und Afrika. Es erkundet das Terrain eines globalen Prozesses, der nicht zuletzt das Imaginäre von Europa grundlegend verändern wird. „Chinafrika“ ist Symptom einer Relativierung des Westens. Die “Provinzialisierung Europas” (Dipesh Chakrabarty) ist längst auf dem Weg.

Hierfür realisieren afrikanische, chinesische und europäische Künstler- und Kurator*innen, Theoretiker*innen und Akteure gemeinsam künstlerische sowie theoretische Positionen. Diese werden als Wanderbaustelle in Form von Workshops und Konferenzen, Ausstellungen, Performances, Filmscreenings und Publikationen auf allen drei Kontinenten präsentiert.

Der trikontinentale Projekt-Ansatz löst sich von der einseitigen Fixierung entlang alter Kolonial-routen (Nord/Süd) und zeigt Alternativen (Süd/Süd) auf sowie neue Optionen der gegenseitigen Reflexion (Süd/Nord/Süd). Das Projekt konzentriert sich auf den Kupfergürtel im Norden Sambias und Südosten des Kongos als Knotenpunkt für den Abbau und den Transport von Rohstoffen, sowie auf die Metro¬polen Lagos (Nigeria), Johannesburg (Südafrika), Maputo (Mozambique), Algier (Algerien) und Addis Abeba (Äthiopien). In China steht das Perlflussdelta mit den afrikanischen Handelszentren in Hong Kong, Guangzhou und der Freihandelszone in Shenzhen sowie die politischen und ökonomischen Zentralen in Beijing im Fokus.

Während das komplexe Feld „Chinafrika“ bereits seit einiger Zeit von der Wissenschaft mit Blick auf die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen untersucht wird, sind die kulturellen Austauschbeziehungen und deren Implikationen bislang weitgehend ignoriert worden.

‚Chinafrika. under construction’ richtet besonderes Augenmerk auf die gegenseitigen Überlagerungen sino-afrikanischer Kulturen im Alltag: Wie verändern sich Lebensperspektiven durch neue, internationale Beziehungen und Orientierungen, wie werden Gegenstände und Bilder der „anderen“ Kultur Teil des Alltags, wie beeinflusst eine neue Präsenz von Menschen mit ihren Gewohnheiten die städtischen Räume? Wie lassen sich die auf den Feldern der künstlerischen Praxis und der visuellen Kulturen, des gesellschaftlichen Alltags sowie der Architektur und des Urbanismus vollziehenden Entwicklungen und Phänomene in den Blick nehmen?

Die Ausstellung ordnet sich entlang von 5 Themensträngen: Yü Gung bewegt Berge / Züge & Transport / Handel & Märkte / Städtischer Alltag / Und Europa? ‚Chinafrika. under construction’ und betrachtet in einer doppelten Sichtweise den großen Maßstab des geostrategisch geplanten Umbaus und zugleich die kapillaren und kleinteiligen, lokalen und individuellen Handlungsoptionen.

Neben Arbeiten internationaler Künstler*innen, Filmemacher*innen und Fotograf*innen, werden auch Positionen der „Chinafrika Working Groups“ präsentiert. Diese haben sich im Rahmen des Projekts in drei afrikanischen (Lagos, Johannesburg, Lubumbashi) und einer chinesischen Stadt (Guangzhou) gegründet, um vor Ort Recherchen, Theorieproduktion und künstlerische Arbeiten zu generieren sowie eine lokale Debatte zu etablieren.
Jede Working Group besteht aus Künstler*innen, Fotograf*innen, Filmer*innen, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Akteuren (Händler, Logistiker, Arbeiter, Adviser, etc). Am Ende wird eine Präsentation vor Ort gezeigt, um die Arbeitsergebnisse öffentlich vorzustellen und diskutieren zu können. Es entstehen individuelle oder kollektive Kunstwerke, Fotografien, Filme, Texte oder Archivmaterialien, die im Verlauf des Projekts auch an den Veranstaltungsorten und möglichen anderen Orten präsentiert werden können.
Das „auseinanderfaltbare“ Darstellungsformat der Wanderbaustelle wird sowohl den unterschiedlichen Voraussetzungen der Präsentationsorte als auch den institutionellen und technischen Bedingungen der Partnerländer und jeweiligen Präsentationsorte gerecht. Als Rückgrad des Projekts wird das Web fungieren.

‚Chinafrika. under construction“ – eine Produktion von metroZones. In Koproduktion mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Kunstfest Weimar, steirischer herbst Graz and Goethe Institut Nigeria. In Kooperation mit dem Centre d’art WAZA Lubumbashi, Culture Advocates Caucus Lagos, Things that can happen Hong Kong und dem Goethe Institut Algier.