Den Kulturpalast Bitterfeld begehen – eine Ausstellung als Interface.

Prof. Dr. Veronica Biermann

Prof. Dr. Pablo Abend (Vertretungsprofessor)
Michaela Anzer
Design- und Architekturgeschichte/Designtheorie
Aufbau- (BA) und Vertiefungsmodul (MA)

Kompaktwochenangebot | 6. SW

»Alle Zeiten sind gleichzeitig da... die Vergangenheit noch... die Zukunft schon...«

 

Am 27. und 28. Mai dieses Jahres öffnet der Kulturpalast Bitterfeld kurz und zum vorerst letzten Mal seine Türen für die Öffentlichkeit. Diese Gelegenheit wollen wir wahrnehmen und Kontakt aufnehmen – zum Haus und seinen ehemaligen Nutzer*innen und zum Chemiepark –, um eine Frage zu stellen:

Bitte – Können Sie mal helfen? Können Sie uns das mal erklären? 

Wir begeben uns auf Feldforschung nach Bitterfeld, unsere Methode ist das Mapping. Was können wir notieren, vertonen, filmen, visualisieren? Dabei geht es uns weniger um die exakte Vermessung des Areals. Stattdessen wollen wir das erkunden, was noch da ist, und dem nachspüren, was dort war. Es kommt einer Tiefenbohrung gleich: Welche materiellen Spuren sind in Orten und Artefakten gegenwärtig? Welche Schichten lassen sich freilegen? Wie hängen Geographie und Biographie zusammen? Was ist sichtbar, hörbar, riechbar? Und was nicht? Das ins Grundwasser einsickernde Trichlorethylen ist unsichtbar, doch als Altlast ein allgegenwärtiges Problem. Zum Beispiel im Keller des Kulturpalastes. Über allem schweben die Rohrleitungen und Rohrbrücken, während die Erinnerung jener, die hier gelebt und gearbeitet haben, verblasst. 

Während der Kompaktwoche sollen Exponate entstehen, mit denen und über die wir ins Gespräch kommen wollen. Das kann der Kulturpalast selbst sein oder ein Apfel, den wir im letzten Semester im Chemiepark Bitterfeld vom Baum gepflückt haben. Keiner hat sich bislang getraut, ihn zu essen. Wäre das ungesund? Völlig in Ordnung? Keine Ahnung! Wie vermittle ich meine Verunsicherung, meine Unkenntnis in einer Ausstellung? Ziel ist es, auf Basis unseres Mappings, einzelne Aspekte zu markieren und so zu gestalten, dass wir darüber während der zwei Ausstellungstage im Kulturpalast Bitterfeld ins Gespräch kommen können.

 

Zitat: Wenzel, Jan (Hg.) (2019): Das Jahr 1990 freilegen. Leipzig, Spector Books, S. 8.
Bild: Eigene Aufnahme.