Schwerpunktprojekt Editorial Design
WiSe 2020/21

Vertr. Prof. Manuel Bürger
Sanna Schiffler

Das Schwerpunktprojekt CDI begreift Editorial Design als Komplizin von Content, Distribution und Identity

Editorial Design ist über die letzten Jahrzehnte zu einem harmlosen Genre-Begriff geworden: Selbst die schönsten Magazine werden eingestampft, neue digitale Formate folgen meist einfachen Templates. Das hermetisch abgeriegelte Print-Produkt ist ein Design-Relikt, gleichzeitig zeigt sich heute aber auch, dass Editorial Design den Bereich des Mediums durchbricht und Speerspitze einer Kommunikationsstrategie wird: Wenn Gewinn nicht durch den Verkauf von Publikationen erzielt wird, dann z.B. durch den Vertrieb von „Merchandise“, welches die Handschrift der Publikation in sich trägt. Editorial Design begreift sich hier als Statement für die eigene Marke.
Um Editorial Design neu verstehen zu wollen, muss es im Zusammenhang von Content, Distribution und Identity gedacht werden. Das Schwerpunktprojekt CDI sucht in diesem Gedankenmodell nach neuen Formen und Formaten, um (redaktionelle) Kommunikation zu gestalten. Damit emanzipiert sich Editorial Design von einem feingeschmäcklerischen Print-Genre zu einer Disziplin, die in einer doch recht chaotischen Kommunikationslandschaft Akzente setzen kann. Wir blicken dabei auch auf Plattformen wie Dis Magazine oder station.plus, die das unbewegliche (Print) Design hinter sich lassen, um in Videoformaten zu erzählen.

Angestrebt werden Kollaborationen von Erzähler*innen und Gestalter*innen, deren Interesse es ist, redaktionell zu arbeiten und über die Gestaltung hinweg eine Realität in Anspruch zu nehmen sowie Menschen zu erreichen und zu bewegen. Dabei soll uns der Austausch mit Akteur*innen aus dem publizistischen Feld helfen, über unser Gedankenmodell Content / Distribution / Identity den Begriff und die Praxis des Editorial Designs neu zu verhandeln. Teilnehmende Akteur*innen sind u.a. die beiden Plattformen: Arts of The Working Class (Alina Kolar, Maria Ines Plaza Lazlo, Paul Sochacki) und Tegel Media (Leif Randt, Jakob Nolte).

Neben der gemeinschaftlichen Herausgabe einer Publikation, welche sich auch den magischen Momenten und der Kraft der „Story“ widmet, werden die Teilnehmer*innen eigene Projekte umsetzen und diese zum Abschluss des Semesters veröffentlichen. Das Schwerpunktprojekt CDI ist kein geschützter White Cube, sondern versucht Editorial Design im Spielraum der existierenden Medienlandschaft herauszufordern.