Ein Blockseminar von Karin Jurschick zu Interviewtechniken
29.9. bis 2.10.2014 ganztägig

Im klassischen Journalismus werden drei Formen des Interviews unterschieden: jene zur Person, zur Sache oder zur Meinung. In meiner Praxis als Dokumentarfilmerin hebe ich diese Trennung auf. Es gibt keine objektiven Sachverhalte, die – zumindest im Moment des Interviews – nicht von einer Person mit einer Meinung vorgetragen werden. Menschen existieren nicht außerhalb bestimmter Sachzwänge. Die Zusammenhänge sind es, die spannend sind. Auch das, was nicht gesagt wird, das Zögern, das Schweigen.

Wie kann ich ein Interview führen, das nicht nur abfragt, sondern solche Zusammenhänge herstellt? Gibt es Fragen, die ich mir selbst stellen muss, damit jemand mir wirklich antwortet?

Interviews sind aber nicht nur dazu da, um etwas ‚herauszufinden’, sie sind auch und vor allem eine Form der Darstellung. Es gibt Vorbilder: wie werden Opfer inszeniert und befragt, wie potentielle Täter? Wie wird Zeugenschaft inszeniert? Will ich diese Darstellungsformen übernehmen oder dagegen arbeiten? Was haben journalistische Interviewtechniken mit Befragungstechniken aus anderen Bereichen zu tun - jenen der Polizeiarbeit, der Psychiatrie usw.

 Viele Fragen – natürlich! Wir werden Interviews vorbereiten, führen und auswerten, selbst die Fragenden und die Befragten sein. Filmbeispiele zeigen uns, was möglich ist. Wer eigene Projekte mitbringen möchte, an denen sie oder er arbeitet, kann das gern tun.
(Karin Jurschick)

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt !
Anmeldung unter:
klasse_schweiger@burg-halle.de

BIO-/FILMOGRAFIE KARIN JURSCHICK:

Geboren 1959 in Essen, lebt und arbeitet in Köln und Berlin.
5 Jahre Kulturredakteurin der Stadtrevue Köln, ab 1995 freie Hörfunk- und Fernsehautorin. Mitherausgeberin von „Blaue Wunder. Neue Filme und Videos von Frauen 1984-1994“. Artikel in Filmzeitschriften, Vorträge und Lehrveranstaltungen, u.a. an der Kunsthochschule für Medien Köln, der Universität Bochum und der UDK Berlin.

Ab 2000 Regie und Produktion langer Dokumentarfilme. Auszeichnungen u.a.: FIPRESCI AWARD Berlinale Forum 2001, ARTE-DOKUMENTARFILMPREIS 2003, ADOLF GRIMME PREIS 2004, Nominierung für die ADOLF GRIMME PREISE 2006 und 2012.

Autorin, Regisseurin und (Co-) Produzentin der Dokumentarfilme:
 - „DANACH HÄTTE ES SCHÖN SEIN MÜSSEN” (D 2000, 73min., 35mm)
- „IM SPIEGEL DER BILDER. DIE FILMEMACHERIN BIRGIT HEIN“ (D 2001, 46min.)
- „DIE HELFER UND DIE FRAUEN” (D 2003, 80min.)
- „NACH DEM MORD AN THEO VAN GOGH“ (D 2005, 52min.)
- „NICHT MEHR” (D 2006, 30min.)
- “24 STUNDEN BERLIN“ (Mitarbeit Regie, D 2008)
- „ZERTIFIKAT DEUTSCH“ (D 2009, 90min.)
- „DIE WOLKE. TSCHERNOBYL UND DIE FOLGEN“ (D 2011, 90min.)
- „DAS BÖSE. WARUM MENSCHEN MENSCHEN TÖTEN“ (D 2012, 52min.)
- „SIEBEN STUNDEN TODESANGST. DAS ÜBERLEBEN DER SUSANNE PREUSKER“ (D 2012, 45m.)

 Auszeichnungen:
- FIPRESCI-AWARD, INTERNATIONALES FORUM DES JUNGEN FILMS, BERLIN 2001
- PRIX REGARD NEUF, FESTIVAL VISIONS DU REÉL 2001
- FÖRDERPREIS DER STADT DUISBURG, 25. DUISBURGER FILMWOCHE 2001
- BEST FIRST DOCUMENTARY AWARD, HOT DOCS, TORONTO 2002
- ARTE-DOKUMENTARFILMPREIS 2003
- ADOLF-GRIMME-PREIS 2004
- NOMINIERUNG FÜR DEN ADOLF-GRIMME-PREIS 2006 und 2012

Festivalteilnahmen und Ausstellungen (u.a.):
- Berlin (Internationales Forum 2001), Berlin (One World), Leipzig, Nyon (Visions du Reél), Paris (Cinema du Reél), München (Dokumentarfilmfest), Pesaro, Kopenhagen, Haifa, Budapest, Prag, Bratislava, Wien (Viennale), Sheffield, Duisburg, Kassel, Seattle, Bombay (World Social Forum), Johannesburg und Kapstadt (Out in Africa), NOUVelles (Schweiz), Ljubljana, Oldenburg, Oslo, Toronto (Hot Docs), Tornitz (5. Werkleitz Biennale), Chisinau, Zagreb, Warschau, Pristina, Dortmund, San Fransisco (Goethe-Institut), Glasgow, Dresden, Graz, Kampala u.a.

Gruppen-Ausstellungen: „Sexworks“, Künstlerhaus Bethanien; „Shelter“, Neue Nationalgalerie Berlin; Trafficking and Prostitution, Reina Sofia Museum Madrid.