Entwicklung und Gestaltung eines Buches für A—Z, The Space for Experimental Graphic Design, das inhaltlich und formal unkonventionelle Ansätze des Buchdesigns untersucht, entwickelt und gestaltet.
Was kann Grafikdesign alles sein?
Viele spannende internationale Grafikdesigner·innen bewegen sich in ihrer Arbeit jenseits der angewandten auftragsgebundenen Gestaltung und praktizieren an den Schnittstellen mit anderen Disziplinen. Sie erforschen Grafikdesign im Dialog mit anderen Bereichen wie Kunst, Performance, Musik, Wissenschaft, Politik, oder sozialem Engagement. Durch diese transdisziplinäre Herangehensweise überschreiten sie die Grenzen des Grafikdesigns und untersuchen seine unkonventionellen und experimentellen Facetten. Sie eröffnen dadurch Freiräume jenseits der fachlichen Spezialisierungen, die uns die Logik der Marktwirtschaft vorschreiben möchte.
Was ist A—Z?
A—Z ist ein Projekt, das diesen Designer·innen ein Forum bietet, unterschiedlichste inhaltliche Ansätze zu entwickeln, zu präsentieren und in öffentlichen Veranstaltungen zur Diskussion zu stellen. In diesem Rahmen wurden in der Ladengalerie in Berlin-Mitte, bisher über 17 internationale Grafikdesigner·innen und Projekte eingeladen, ihre künstlerischen, konzeptionellen oder formal experimentellen Projekte vorzustellen. Die Mission von A—Z ist es dabei, die Aktionsräume des Grafikdesigns zu erweitern, indem Grenzen neu ausgehandelt und traditionelle Vorstellungen in Frage gestellt werden.
Die präsentierten Beiträge stammen aus den Bereichen Print, digitale Medien, Installation, Performance, Film und einer Vielzahl anderer Medien und Formate. Sie decken ein breites Spektrum an Themen ab, von Typografie und Sprache über Templates und Hacking bis hin zu politischen und sozialen Fragen und vielem mehr.
Wie kann A—Z ein Buch sein?
Wir wollen den inhaltlichen und konzeptionellen Ansatz von A—Z in ein ebenso spannendes, inspirierendes und unkonventionelles Buch/Publikation übertragen. Das Buch – teils Dokumentation, teils Reflexion der Projekte im weiteren Designkontext – soll dabei ebenfalls seine Grenzen hinterfragen und überschreiten.
Wie kann ein Raum ein Buch sein? Wie kann so etwas aussehen? Was für ein Objekt ist das? Welche Materialität hat es? Wie ist das Konzept? Die Handhabung? Welche Inhalte braucht es? Welche Strukturen? Wie lässt sich das in eine gestalterische Form übertragen? Was bedeutet das für die Typografie und Bildsprache? Wie kann ein solches Buch über sich hinausweisen, hinauswachsen? Wie kann es interaktiv sein – im digitalen wie im analogen Sinn? Wie kann es sich einer klaren Zuordnung entziehen? Wie kann es weitere grenzüberschreitende Arbeiten inspirieren? Wie kann es Werkzeug sein? Wie kann es veröffentlicht und verbreitet werden?
Diese und viele weitere Fragen werden uns in der Entwicklung des A—Z Buchs beschäftigen.
Welche Aufgaben haben die Studierende?
Buchgestaltung ist immer kollaborativ und transdisziplinär. So werden wir gemeinsam dieses Buch entwickeln und die Bandbreite der Aufgaben der Buchentwicklung kennenlernen: Konzeption, Redaktion, Text, Bild, Gestaltung, Layout, Typografie, Umsetzung, sowie Ideen zu Produktion und Veröffentlichung. Dabei ist das Wechselspiel zwischen konzeptionellen Ideen und deren formaler Übersetzung, also dem tatsächlichen Ausprobieren, Machen und Herstellen, zentral.
Was ist noch geplant?
Themenfelder die wir inhaltlich erforschen wollen, werden durch Workshops, Vorträge und Beiträge ergänzt, die auch von den Studierenden mit ausgesucht und angeregt werden sollen. Der Besuch der Miss Read Kunstbuchmesse in Berlin wird uns weitere Anregungen und Möglichkeiten zum Austausch bieten.
Der Kurs beginnt in der Einführungswoche 0 mit einer 2-tägigen Exkursion nach Berlin, um uns als Projektgruppe und um das Projekt A—Z kennenzulernen.
Wenn ein Raum ein Buch sein kann, kann dann auch ein Buch ein Raum sein?
Optional bietet A—Z die Möglichkeit, eine räumliche Übersetzung des Buches, seines Prozesses, oder seiner konzeptionellen Form zu entwickeln und bei A—Z in Berlin zu präsentieren. Diese Option setzt sowohl eine starke inhaltliche und formale Idee, als auch einen engagierten Einsatz der Studierenden voraus, gegebenenfalls auch über das Semester hinaus.
Anja Lutz ist Buchgestalterin, die sich auf zeitgenössische Kunstpublikationen spezialisiert hat [anjalutz.com]. Sie studierte an der University of the Arts London und an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht. Sie war Gastprofessorin an der American University of Beirut und an der Bauhaus-Universität in Weimar sowie Design Fellow an der Akademie Schloss Solitude. Sie war die Initiatorin der experimentellen Publikationsplattform shift! [shift.de], die zahlreiche Preise gewonnen hat und auf verschiedenen Festivals und Ausstellungen vertreten war, darunter das Vitra Design Museum, die Design Biennale in St. Etienne, Colophon in Luxemburg, die Brno Design Biennale und das Bangkok Design Festival. Anja ist außerdem Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von The Green Box Kunst Editionen [thegreenbox.net], einem Verlag für Künstlerbücher. Sie entwickelt und gestaltet Bücher in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Künstlern und hat erste interaktiven Kunst-E-Books veröffentlicht. 2019 gründete sie den Ausstellungsraum A—Z [a-z-presents.com] in Berlin, der sich der Entwicklung, Präsentation und Förderung von Ideen und Projekten widmet, in denen Grafikdesign seine Grenzen überschreitet und seine unkonventionellen und experimentellen Facetten auslotet.